britischen Regierung eine Pension beziehen. Unser prinzlicber Hauswirth
bekleidete in ßchiraz den Rang eines Wekil-i-daulet-i-ingelizeh oder englischen
Consuls. Es braucht kaum erwähnt zu werden, dafs ihm ein solcher
Titel den gröfsten Respect den Persern gegenüber verschafft.
Die persischen Bestandtheile der Bevölkerung von Salriniz sind aus
denselben Elementen zusammengesetzt, welche die Typen der Bewohner
aller grofsen persischen Städte wiederholen. Den gefürchtesten Theil derselben
bilden die Lufos oder Bummler, welche durch ganz Persien hin in
dem schlimmsten Renommée stehen. Zweien grofsen Partheien angehörend,
die in verschiedenen Stadttheilen ihre \\ ohnsitze haben, bilden sie organi-
sirte Räuberbanden unter Oberhäuptern, Luti-Baschi’s, die am liebsten im
Trüben fischen und bisweilen sogar, wie es auch in Teheran und Isfahan
vorgekommen ist, im Solde hoher Regierungsbeamten stehen. Ihre Verbindungen
erstrecken sich weit hin; sie haben sogar ihre besonderen Aerzte,
denen verwundete Personen, die von ihnen mit blutigen Malen gezeichnet
worden sind, zur Weiterbeförderung in das Jenseit übergeben zu werden
pflegen. Manche Personen, die oft nothgedrungen ihnen Dienste leisten,
geniefsen nur durch sie Sicherheit in und um Schiräz. Am tollsten w i r t schafteten
die Luti’s beim Tode Mtihammed-Schah’s, des Vorgängers Nasr-
eddin’s. Wie gewöhnlich bei einem Thronwechsel, so entstand bei der
Nachricht von dem Tode des genannten Schah’s ein Aufstand in Schiräz,
welcher allmählig eine gewaltige Ausdehnung annahm und mit dem gröfsten
Blutvergiefsen zu Ende geführt wurde. Ganze Banden bewaffneter Luti’s
durchzogen Strafsen und Bazare der S tad t,’ drangen mit Gewalt in die
Wohnungen der Vornehmen und Reichen, die ihr Leben nur um hohe
Summen erkauften, öffneten die Buden der Kaufleute und plünderten und
mordeten nach Herzenslust. Auch Dr. F a g e r g r i n , der sich zu der Zeit
bereits in Schiräz befand, wurde rein ausgeplündert und rettete nur mit
genauer Noth sein Leben. Bei einem etwanigen Aufstande würde er sicher
einer der ersten sein, dem man alles nehmen und rauben würde. Däfs
man des Nachts, sowohl in der Umgebung von Schiräz als in den finsteren
Strafsen der Stadt, auf seiner Hut sein mufs, um nicht solchen Teufelskerlen
in die Hände zu fallen, ist erfahrungsmäfsig eben so wahr, als es
ein schlimmes Zeugnifs für die öffentliche Sicherheit in dieser Stadt ab-
giebt. Die militärische Besatzung von Schiräz bestand zur Zeit unserer Anwesenheit
daselbst aus zwei Fötsch oder Regimentern zu je achthundert
Mann, das eine aus Ar abist an, das andere aus Azerbeidschdn hierhergezogen.
Morgens und Abends hatten wir die Freude, die französischen Hornsignale
von ihren Kasernen her gut und deutlich blasen zu hören. Gouverneur
der Stadt war damals, als wir in Schiräz weilten, der Hakim und Schah-
zadih: Sultän-Muräd-Mirzä, einer der vielen Onkel des regierenden Schah.
Um ein für alle mal die Besprechung der Hauptglieder des gegenwärtig
regierenden persischen Königshauses zu erledigen, geben wir die Genealogie
desselben von Feth- Ali-Schah, dem ersten regierenden Schah an in
folgender übersichtlichen Tafel.