Dor annoniseho Erzbischof.
wird, dos Sst'hit'-i-Khali/n „dev Excöllenz dos Khalifen“ duroh eitlen besonderen
AVstcAtscA (Priester), den Ndib (Stollvortrotor, Woktl') dos Erz-
bischofes, feierlichst begrüfst zu werden. Er kam in Begleitung mehtfifr
Mönohspriester des armenischen Klosters in Dschulfa und drückte dio Fronde
über dio Anwesenheit eines christlichen Gesandten in Isf&hnn auf persisch
ebenso unverholon als zartfühlend aus. Selbst dio persische Umgebu&g
mohamedanischer Religion bezeigte ihre Ehrfurcht vor dem priostorlicbon
Stande in der würdigsten Weiso. Der Erzbischof, fügte or hinzu, würde
selber kommen, den Eltschi zu begrüfsen, nur habe or aus Vorsicht ab-
wart.cn wollen, bis die persischen Gröfsen der Stadt ihre Aufmerksamkeit
bezeugt haben würden, um jeden Vorwurf des Vordrängens zu vermeiden.
Hr. Baron v. M in u to li beeilte sich im Gegentheil zu versichern, dafs es
seine ebenso freudige als heilige Pflicht sei, der verehrungswürdigen Person
des Erzbischofes seinen Besuch zuerst abzustatten, und dafs er auf
das Feierlichste darum bäte, ihm diese Ehre nicht verkürzen zu wollen.
So wurde denn unter Kaliun und Thee das Zusammentreffen bei dem Khalifen
auf den nächsten Tag verabredet, der überhaupt einer ganzen Reihe
von Visiten bestimmt war.
Der Priester, mit dem ich später bei meinem längeren Aufenthalte in
Isfahan, nach dem unglücklichen Ereignifs in Khaneh-Zenjan, in nahe
und freundschaftliche Beziehung trat, hatte die Güte, mir eine Menge von
Angaben über die Schicksale und die gegenwärtigen Zustände der christlichen
Bevölkerung von Dscliulfa zu gewähren.
Es seien, so berichtete er, heute zu Tage noch zwölf Kirchen in der
christlichen Vorstadt Isfahans vorhanden. Die Stadt -bestände aus achthundert
Häusern mit einer Bevölkerung von etwas über zweitausend Seelen.
Ehemals habe Dschulfa, nach der friedlichen Exportation unter der Regierung
des grofsen Schah Abbas, in der Zeit höchster Blüthe zwölftausend
Häuser und sechsunddreifsig Kirchen besessen, von denen die oben erwähnte
Zahl allein übrig geblieben sei. Es bestände eine besondere Knaben
und Mädchenschule, in welcher die Kinder die armenische und persische
Sprache erlernten. Auch würde alle Tage drei Stunden lang die englische
Sprache von einem armenischen Priester, welcher in Calcutta medicinische
Studien betrieben habe, regelmäfsig gelehrt. Seit der Erhebung k a s r e d d in s
auf den Thron Persiens hätten die Christen keinerlei Verfolgungen zu bestehen
und nicht mehr zu leiden gehabt, als die übrige persische Bevölkc-
Di© Christen in Dschulfa.
L g des Landes. Das geistige Loben würde vor allen durch die zahlreichen
Druckwerke von Etsehmiadzin aus befördert. Armenische Handschriften
würden dagegen immer seltener, das Meiste in dieser Beziehung sei von
L n armenischen Mönchen über Tiflis nach Moskau gesendet worden. Ueber-
haupt bestehe der Grundsatz, alle anti/ca d. h. Alterthümer den Russen zu
flbormachcn, unter deren besonderem Schutze das Episcopat in Dschulfa
steht..
Nach solchen vorläufigen Mittheilungen hatten wir wenigstens ein eini-
germafsen richtiges Bild von der augenblicklichen Lage der Christenheit.
Der Vorschlag des geistlichen Ndib, noch am Abend desselben Tages das
Bad in Dschulfa zu besuchen, wurde um so dankbarer aufgenommen, als
uns hierdurch die günstige Gelegenheit geboten wurde, die alte Christen-
kplonie Dschulfa wenigstens äufserlich kennen zu lernen.
Wir brachen gegen fünf Uhr Nachmittags auf und ritten durch die beschriebene,
an unseren Nachtigall-Garten grenzende Riesenallee, welche
uktcr dem Namen der Tschehdr-bdgh oder der „Viergärten“ in so wohlverdienter
Weise von den Reisenden aller Zeiten gerühmt wird. Wie es so
schwer ist, alles Grofse und Herrliche, das unauslöschliche Eindrücke auf
an s erzeugt, in Worten zu malen, so müssen wir auch hier von dem Versuche
abstehen, dem Auge, dem Gedanken, der Seele des Lesers jene Wunderwelt
—- um mich eines L am a r t in e ’sehen Ausdrucks zu bedienen —
zu über setzen. Gröfse und Pracht in Natur und Menschenwerk vereinigen
sich auch hier in harmonischer Weise und rufen Eindrücke wach, die
in dem Buche der Reiseerinnerungen die kostbarsten Seiten bilden.
Die Allee, welche gegen Ende des sechszehnten Jahrhundert von Schah
SAbbas I. angelegt worden ist, hat nach Kämp f e r eine Breite von drei-
mndseehszig grofson Schritten und eine Länge von 4,310 Schritten, die zn
ihr gehörige. Brüpke, von der wir gleich reden werden, miteinbegriffen.
Springbrunnen und grofse Bassins, welche aus den solidesten Werkstücken
Busammengefügt sind, dazwischen Blumenbeete und Rasenplätze, alles dies
überschattet von dem Laubdache der persischen Platanen, die hier mit besonderer
Regelmäfsigkeit in langen Alleen angepflanzt sind, bilden die unmittelbare
Strafse, welche von den Pallästen am Königsplatze bis zn dem
¡entgegengesetzten Ufer des Zajende-rud ohne Unterbrechung geleitet. Gärten
mit hohen, wohlangelegten Mauern, Lusthäuser, Palläste und gelehrte Schuf
e n mit herrlichen Portalen fassen diese Allee zu beiden Seiten ein, nur