der KotU-i-pir-i-zkn (über 7,000 Fufs hoch) oder „der alte Weiber Pafs“
und der Kotel-i-dukhtär oder „der Jungfern-Pafs“ auf dem Wege von Schiraz
nach Qasriin und die von Komaredsch (in einer vollständig alpinen Landschaft)
und Mallu auf der Strafse von Qasriin nach Dollaki und Buschehr
sollen unerreichbar dastehen in allem, was die Natur der Strafsenbahn als
Hindernifs in den Weg legen kann. Dafs die Karawanen auf solchen
Strafsen stets mit Verlusten an Waaren, Thieren, ja selbst bisweilen an
Menschenleben zu kämpfen haben, ist thatsächlich Jahr aus Jahr ein erwiesen
und schreckt die kaufmännische Speculation zurück. Der Import
ist daher von dieser Seite aus unbedeutend, obgleich immer noch gröfser
als der Export, welcher sein Hauptziel an den Küsten Indiens findet.
Das zwischen Schiraz und Bender-BuscMhr gelegene Tengistan oder
Pafsland, durch welches sich auf so schwierigen Bergpfaden die uralte
Königstrafse hinzieht, ist von jeher ein strategisch wichtiger Theil der Provinz
Persis oder Fars gewesen und bis auf den heutigen Tag geblieben.
Hat man von BuscMhr aus die traurige verbrannte Ebene Daschtistdn zurückgelegt,
so erhebt sich in der Nähe des ärmlichen Dorfes von Dollaki und
über die Palmenwälder desselben eine steile Felswand, welche den Zugang
zu den terrassenförmig ansteigenden Erhebungen der Hochthäler, durchbrochen
von Querketten, zwischen Dollaki und der Ebene von Schiraz bilden,
und nur auf jenen oben von uns aufgeführten KoteTs zu überwinden
sind. Die erwähnten Pässe sind so leicht zu vertheidigen, dafs nur wenige
Mann nöthig sind, um einem ganzen Heere das Vordringen unmöglich zu
machen und ein schweres Geschütz mörderische Wirkungen hervorbringen
müfste. Hier ist der Schlüssel zu Schiraz, hier das einzige Thor, welches
den Eingang nach Persis öffnet. Die Geschichte hat bewiesen, welche Bedeutung
das orographisch so wichtige Bergland von Tengistan von jeher
für das Schicksal von Farsistdn hatte. Um ein Beispiel aus der neueren
Geschichte Persiens anzuführen, haben wir nur nöthig, an Kerim- Khän,
den Nachfolger Nadir - Schah's zu erinnern, dessen geschickte Manöver im
Tengistan anno 1753 von Erfolgen gekrönt wurden, die ihn schliefslich
durch die Besitznahme des persischen Thrones das höchste Ziel seiner
Wünsche erreichen liefsen. Kerim-Khan's Andenken zeigt sich noch heute
in manchen Resten schöner und solider Bauwerke in Schiraz, woselbst
der glückliche Kronprätendent seine bleibende Residenz aufgeschlagen hatte.
Ein seltsames Gegenstück zu dem erwähnten Beispiel bot die neueste Geschichte
Persiens in dem Kriege der Engländer und Perser dar, in Folge
der M u rra y ’schen Affaire. Die einzelnen Thatsachen, so unglaublich
sie klingen, sind uns von Augenzeugen bestätigt worden, die weder
nationales noch Sonderinteresse daran hatten, in dieser Beziehung Lügen
aufzutischen.
Bekanntlich rückte ein englisches Heer, aus Infanterie, Kavallerie (von
Hindostán) und einigen Kanonen bestehend, im Ganzen acht Tausend Mann
stark, von dem persischen Hafen von Buschehr aus in die Richtung auf
Schiraz his in die Nähe von Dollaki vor, woselbst die persische Armee,
fünf Tausend Mann, in entsprechender Entfernung ein Lager aufgeschlagen
hatte. Beide Heere hatten nicht die geringste Vorstellung von ihrer
gegenseitigen Stärke und, wie es gewöhnlich bei grofsen Ereignissen
entscheidender Natur zu geschehen pflegt, die Zahlen wurden auf beiden
Seiten bis in das Märchenhafte hin übertrieben. Hätten sich die Perser
einfach damit begnügt, die Pässe des Tengistdn zu besetzen, so würde es
ihnen ein Leichtes gewesen sein, die Engländer und wären es selbst,
wie sie annahmen, dreifsig Tausend Mann gewesen, — zurückzuhalten und
Monate lang zu narren. So lagen sich beide Armeen gegenüber, ohne dafs
die Führer den Angriff gewagt hätten.
Der persische General en chef befand sich in wahrer Todesangst, liefs
bald vorwärts/ bald rückwärts marschiren, ja sogar in einer Nacht auf gut
Glück hin ein Paar Kanonenkugeln nach der Richtung des englischen Lagers
werfen. Als diese zufällig ein Paar Engländer getödtet hatten, ge-
rieth wiederum hier die Armee in Besorgnifs, da sie sich nicht verhehlen
konnte, dafs die Perser eine ausgezeichnete Artillerie besitzen müfsten,
um bei Nacht so gut zielen zu können, . Hier also wie dort Furcht und
panischer Schreeken. Der Muth fing bei den Persern an zu wuchsen, als
ihre herumstreifende Kavallerie zufällig drei Soldaten eines englischen Vorpostens
überrumpelt hatten, denen sie, nach persischer Sitte im Kriege,
die Köpfe abschnitten, um sie als Trophäen ihrem General vorzulegen.
Nach ihrer Ankunft fanden im persischen Lager Scenen Statt, würdig in
der Geschichte Hadschi-Baba’s, des Barbiers von Isfahan, eine Stelle zu
finden. Die drei Köpfe wurden in dem Zelte des Generales auf einem
Tische zur Schau öffentlich ausgestellt und das ganze Heer lief herbei, um
sich an dem Anbück der Köpfe d r e i e r b e r ühmt e r e n g l i s c h e r F e l d h
e r r e n zu weiden. Jetzt wuchs allen der Kamm. Man setzte sich per