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 Wekil  der Regierung,  welcher von  Sidtan-Mvrad-Mirza  mit Depeschen nach  
 Teheran  gesandt  war,  und  die  Nachricht mitgebracht  habe,  dafe  unser vortrefflicher  
 Minister  vor  acht Tagen  in  der Karawanserai  von  Khanik-Zenjän,  
 der  letzten  Station  vor  Schiraz,  auf  seiner  Rückkehr  von  Bender-Buschehr  
 den  Mühsalen  der  Reise  erlegen  sei.  Krank  und  matt  habe  er  sich  zu  
 Pferde  und  zuletzt  in  einem  Tragkorbe  sitzend  bis  dorthin  geschleppt,  
 dann  aber  nicht  mehr  weiter  gekonnt  und  über'Nacht  seinen  Geist  aufgegeben. 
   Die  Hülfe  des  augenblicklich  herbeieilenden  schwedischen  Arztes  
 Dr.  F a g e r g r in   sei  leider  zu  spät  gekommen.  Die  Leiche  sei  darauf  in  
 einen  TaJchterewän  (die  gewöhnliche  persische^  Reisetragbahre)  gelegt  und  
 in  Begleitung  einer  grofsen  Mcngd von  Soldaten  und  Dienern  des  Schah-  
 zadeh  von  Schiraz  nach  dem  Schlosse  Takht-e-Kadschdr,  eine  Meile  von  
 Schiraz  entfernt,  geführt und  auf dem  armenischen Kirchof bestattet worden. 
 Der  Schreck,  welchen  mir  diese  Unglückspost  einflöfste,  machte  mich  
 starr  und  brachte  mich  einer  Ohnmacht  nahe;  er  löste  sich  erst  nach  und  
 nach  in  thränenreichen  Schmerz  auf  als  ich  meine  ganze  Umgebung,  Europäer  
 und  Perser,  wie  Kinder  um  den  Verlust  eines  geliebten Vaters weinen  
 sah.  Die Nachricht  schien  mir  dennoch  so  unglaublich,  so  unmöglich,  
 dafs  ich  geneigt  war  sie  beinahe  für  erfunden  zu  halten,  und  deshalb  die  
 Hoffnung  nicht  aufgab,  es  beruhe  alles  auf einem Mifsverständnifs,  vielleicht  
 dafs  der Minister  nur -schwer  erkrankt  war  und  nicht weiter  gekonnt habe.  
 Aber  die  fatalen  Einzelheiten,  welche  der  Tschapar  als Augenzeuge  mit  so  
 grofser  Sicherheit  gegeben  hatte,  und  welche Wiederum  nicht  erfunden  sein  
 konnten,  da  sie  von  einer  amtlichen  Person  in  der  unmittelbarsten  Nähe  
 des  Gouverneurs  von  Schiraz  herrührten!  Ich  wufste  nicht  wo  mir  der  
 Kopf  stand,  tausend  Gedanken  durchkreuzten  denselben,  die  Pein  der Un-  
 gewifsheit  folterte  mich  mit Höllenqualen.  Das Ganze  schien  mir ein  böser  
 Traum  zu  sein. 
 Meine  erste  Sorge  war,  dem Erzbischof  die Kunde  sofort mitzutheilen,  
 ihm  meine  Bedenken  dagegen  auszusprechen  und  seinen  Rath  einzuholen.  
 Er  kam  mir  bereits  an  der  Thür  seines  Zimmers  mit  einem  persisch  geschriebenen  
 Briefe  entgegen,  welchen  der  Onkel  des  Regierungs-Couriers  
 nach  dessen  Mittheilungen  an  ihn  gerichtet  hatte  und  dessen  Inhalt  leider!  
 alles  bestätigte,  was  ich  so  sehr  anzuzweifeln  mich  für  berechtigt  hielt. 
 Der  Tschapar  selber  hatte  nach  kürzerem  Aufenthalte  Isfahan  bereits  verlassen  
 ,  so  dafs  ich  ihn  nicht  mehr  sehen  und  sprechen  konnte. 
 Unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  übernahm  ich  die  Führung  der  
 Mission,  schickte  Couriere  nach Teheran  und  der Heimath  mit  Briefen  und  
 Depeschen,  ebenso  nach  Schiraz,  um  Nachrichten  über  den  Verbleib  des  
 Neffen  des  Ministers,  Hrn.  v.  G ro lm a n ,  einzuziehen.  Ich  wufste  nicht,  
 was  aus  ihm  geworden  war,  mufste  befürchten,  dafs  er  krank  darniederlag  
 und  hatte  nur  den  einzigen  Trost,  dafs  ihm  die  Hülfe  des  menschenfreundlichen  
 schwedischen  Arztes  zur  Seite  stand. 
 Die  Nachricht  von  dem  Hinscheiden  des  K. Ministers  hatte  dem heimtückischen  
 und  böswilligen  Tscherwadär  ganz  und  gar  den  Kopf  verdreht.  
 Trotzig  erschien  er  vor  mir,  forderte  die  ganze  Auszahlung  für  den  Karawanen 
 Transport,  die  contraktlich  erst  in  Teheran  Statt  finden  sollte,  
 und  verweigerte  jede weitere Dienstleistung.  Da meine Vorstellungen  nichts  
 fruchteten,  ja   meine  Bereitwilligkeit,  ihm  in  Isfahan  einen  gewissen  Theil  
 der  stipulirten  Summe  auszuzahlen,  von  ihm  als  nachgiebige  Schwäche  
 angesehen wurde,  so  blieb  mir  nur  übrig,  zu  der Autorität  der  persischen  
 Behörden  meine  Zuflucht  zu  nehmen.  Ich  sandte  den  Dragoman  der  K.  
 Mission  zum  Schahzadeh-Gomernem:  der  Stadt  mit  einem  schriftlichen  Gesuche  
 um  Beistand  gegen  die  fortgesetzte  Unverschämtheit  des  Tsckerwa-  
 dar’s.  In  Isfahan  verleugnete  man  unter  allerhand  Vorwänden  die  Anwesenheit  
 des  Prinzen,  und  sein  Wezir  oder  Stellvertreter  schien  so  wenig  
 geneigt  mir  offiziellen  Schutz  angedeihen  zu  lassen,  dafs  er  im  Gegentheil  
 sogar  offen  Parthei  für  den  Tscherwadär  ergriff.  Weder  der Patriarch noch  
 der  in  Isfahan  residirende  englische  Gonsul,  ein  Armenier,  fanden  ein  so  
 ungewöhnliches Benehmen  sonderbar  oder  auffallend.  Nur die gröfste Energie  
 und  Grobheit  vermag  bei  den  Persern  in  ähnlichen  Verhältnissen  Erfolge  
 herbeizuführen.  Indem  ich  weder  Lust  noch  Zeit  hatte  mit  dem  
 Tscherwadär  weitere Unterhandlungen  zu  pflegen,  erklärte  ich  seinen C011-  
 trakt  für  gebrochen  und  miethete  einen  neuen Karawanenführer,  der  unser  
 Gepäck  auf  seinen  Thieren  nach  Teheran  zu  transportiren  hatte.  D.a  ich  
 demselben  für  jeden  Tag  ferneren  Aufenthaltes  in  Isfahan  eine  nicht  unbedeutende  
 Summe  als  Entschädigung  für Zeitverlust  und  Erhaltung  seiner  
 Thiere  zu  zahlen  mich  schriftlich  hatte  verbinden  müssen,  so  blieb  mir  
 nichts  weiter  übrig,  als  Hrn.  v.  G ro lm a n   Briefe  zu  hinterlassen,  ihn  der