Begräbnifs.
lieh und ruhig. Eine halbe Stunde später kam der Dr. F a g e r g r in . Einige
belebende Ar/eneien brachen meinen Stumpfsinn. Wir legten den Verblichenen
auf eine Bahre und langsam ging unser Weg nach Sehiraz. An
dem Thore der Stadt kam Dr. F a g e r g r in , der inzwischen vorangeritten,
zurück. Er beschwor mich im Namen des Gouverneurs das Weichbild der
Stadt nicht zu betreten, da der religiöse Fanatismus der streng-muselmanischen
Bevölkerung leicht zu Exeessen gegen eine christliche Leiche
hingerissen werden könnte. Der Gouverneur hatte ein aulserhalb der Stadt
liegendes kaiserliches Schlots (TakJtt-i-bdgh) , in dessen Nähe der armenische
Kirchhof lag, zur Aufnahme bestimmt und durch eine Compagnie Infanterie
besetzen lassen. Spät Abends langten wir an. Bei meinem schwachen,
fast bewul'stlosen Zustande führte mich der treffliche Doktor fast
mit Gewalt aus jenen traurigen Bäumen in seine behagliche Wohnung.
Sorgsame Pflege und starke Dosen Chinin machten mir es möglich, am
folgenden Abend dem Begräbnisse meines theuern Verwandten beizuwohnen.
Der armenische Kirchhof liegt auf einem Felsvorsprung der nördlichen
Gebirgskette, die das Thal von Sehiraz begrenzt. Man hat von ihm
einen freien Blick in die Ebene, unmittelbar unter ihm liegen die weitläufigen
Gärten des vorher erwähnten kaiserlichen Sommerhauses. Ein
dunkelgrüner Wald von Orangen, von der düstern ernsten Cypresse überragt,
von dichten Rosenbüschen unterbrochen, bilden den Grund, aus dem
sich der erhöhte Kirchhof erhebt. In meinem selbst dem Tode nahen Zustande
hatte der Platz etwas unendlich Friedliches, Heiteres.
Die armenische Gemeinde begleitete mit ihren schwermüthigen Gesangsweisen
den Zug. Ihre Priester sprachen über dem Grabe die Segensworte.
Ein behauener Granitblock bezeichnet jetzt die Stelle, wo ein edles,
warmes Herz fern von seinem Vaterlande und den Seinigen ruht.
Hr. v. G r o lm a n , dessen Schreiben an mich durch Schuld des Postboten
verloren gegangen sein mufste^ blieb noch wenige Tage in der Familie
des braven Arztes, und kaum hatte die sorgsame Pflege und ärztliche
Mittel seine gesunkenen Kräfte wieder einigermafsen gehoben, so
trieb es ih n , sich mit mir zu vereinigen. Dr. F a g e r g r i n , den zufällig
Geschäfte nach Teheran führten, begleitete ihn auf dieser Reise, und obschon
der eilige Tschapar-Ritt nicht selten durch plötzlich eintretende
Fieberanfälle unterbrochen und auf Stunden verzögert wurde, so erreichten
die Reisenden dennoch glücklich Dschulfa, woselbst sie, wie man bereits
weifs, in dem Augenblick meiner Abreise eintrafen.
Wir blieben den 18. und 19. November in Dchulfa, besuchten den Erzbischof,
dessen Theilnahme an unserm Verluste eine eben so warme als
ungeheuchelte war. Auf den folgenden Tag war die Abreise angesetzt
worden, da die Kräfte unseres Patienten durch die zweitägige Ruhe und
Pflege schon so weit hergestellt waren, um zumal kurze Karawanenmarsche
ohne Gefahr für die Gesundheit zurückzulegen.
XI. Kapitel.
E n d l i c h e R ü c k k e h r n a c h T e h e ra n .
Schlägerei, zum wenigsten Schimpferei und Schreierei, gehört bei den
Persern als nothwendiger Lebensgenufs zu jedem Ereignisse und zu jeder
Handlung, bei der mehr als ein' Mensch betheiligt ist. Ohne Erregung
und'Geifern geht es nun einmal nicht ab, und wer derartigen Scenen persischen
Prügel-Vergnügens beizuwohnen nicht Lust hat, mag es ganz aufgeben,
mit einer Karawane zu reisen. Der neue T s c h e rw a d ä r , obwohl
vfel gefügiger als sein Schirazer, Geschäftsfreund,. hatte seinem contrakt-
l i c h e n Versprechen schnurstracks entgegen, die zur Reise nöthigen Maul-
thiere und Esel-nicht gestellt, und die vorhandenen brachen beim Aufpacken
unter der aufgelegten Last zusammen. So gab es denn gleich
beim Antritt unserer Reise Controversen aller Art. Bei dieser Gelegenheit
stellte sich zugleich das für die Last unerfreuliche Resultat heraus, dafs
das Gepäck der Diener und Soldaten von Stadt zu Stadt an Gröfse und
Schwere zugenommen und hier in Dschulfa das Maximum erreicht hatte.
Ich durfte mich darüber nicht mehr wundern, als- ich bei näherer Untersuchung
einen ansehnlichen Vorrath von Reis, Kaffee und anderen Lebensmitteln
vorfand, welche die Leute an den Hauptstationen unserer Reise