da an bergauf und thalwärts durch ein welliges Hügelland, von dessen höheren
Punkten aus man bereits lange Streifen der Ebene von Kasehan sieht.
Wie durch ein Thor tritt man endlich aus dem Bergland in die grofse Ebene
ein, welche rechts und links von Gebirgen krebsscheerenartig umspannt ist.
Die rechter Hand gelegenen sind hoch, ihre Kämme zackig, und näher dei\
Karawanenstrafse; die linker Hand sind von der Strafse fern gelegen, niedrig,
hügelartig und ihre Kämme wellig [geformt. Ueber dem nördlichen
Theile jener erhob sich, anfangs ziemlich schwer erkennbar und in das
zarteste Licht gekleidet, die schneebedeckte Pyramide des Bemawend.
Vor uns in der trockenen und unbebauten Ebene liefs sich auf beinahe
vier Meilen Ferne hin die Stadt Kasclian erkennen. Sie breitet sich in der
Richtung von Osten nach Westen aus und endet gegen Westen mit einer
meilenlangen Linie von Gärten und Anlagen, die ihren Schlufspunkt in der
Nähe des berüchtigten Schlosses Fin finden, das durch die Geschichte des
hier gemordeten Emirs eine so traurige Berühmtheit erlangt hat. (Vergl.
Band I. Seite 822.)
Unsere Karawane rückte in der Ebene der mit Thürmen versehenen
Stadtmauer immer näher, — drei Kuppelthürme und die grünbedachten Eck-
thürme unterschieden sich vor Allem deutlich — und wir zogen endlich über
holprige Erdwege zwischen Trümmern und Ruinen, durch tiefe und abschüssige
Schuttgräben, die uns von vorn herein wenig gut für die Stad;
stimmten, neben einem hoch gelegenen bunt bemalten Pavillon durch das
Thor in Kasehan ein. Wie grofs war aber unser Erstaunen, als wir uns zum
Glück vollständig enttäuscht sahen. Kasehan ist die reinlichste und sauberste
aller persischen Städte, wenn auch der einmal unvermeidliche Ruin hier
und da seine traurige Stätte aufgeschlagen hat. Die Thore, die überdachten
Strafsen, die Bazare mit ihren Läden, die Ab-embare oder Wasseranstalten,
die Moscheen und Plätze, Alles ist sauber, scharflinig, kantig,
mit Geschmack ausgeführt, schön bemalt und getüncht, ja das Strafsen-
pflaster sogar musterhafter als in vielen bekannten Städten Europas.
Für uns war es eine wahre Freude, einen so ungewohnten Anblick
in Persien geniefsen zu können, und wir zogen deshalb im langsamsten
Schritte durch Kasehan, von den Bewohnern der Stadt neugierig angegafft.
Von sogenannten Bummlern, wie man sie so häufig unter dem gefürchteten
Namen der Luti (von L o th so genannt) in den gröfseren persisehen
Städten vorfindet, liefs sich auf unserem Wege keine Spur erkennen,
vielmehr deutete Alles auf eine besondere industrielle Thätigkeit.
Um durch die Stadt zu reiten, — in das eine Thor hinein, das andere
hinaus, — braucht man etwa eine halbe Stunde Zeit. Unterwegs fallen am
meisten die höchst sauber und geschmackvoll ausgeführten, mit Goldschriften
auf blauem Grunde geschmückten Grabstätten heiliger Personen
auf, die an den verschiedenen Strafsenseiten in grofser Zahl auf einander
folgen. Zuerst ritten wir durch das Quartier der Färber. In den niedrigen
Werkstätten waren die Leute mit der Färberei und Druckerei eifrig
beschäftigt, und lange, blau gefärbte Zeugstücke hingen die Häuserseite
der ganzen Strafse entlang. Darauf folgte das Quartier der Seidenarbeiter.
Die Cultur der Seide wird in Kasclian mit ganz besonderem Eifer betrieben,
und die Maulbeerplantagen der Seidenzüchter ziehen sich von Ka-
schän an bis nach Fin hin. Von den Seidenarbeitern gelangten wir in
den Bazar der Kupferschmiede. Das Gehämmer und Getöse in den beinahe
zweihundert Buden dieses Stadttheiles war so grofs, dafs man kein
Wort beim Sprechen verstehen konnte, da das Getöse Alles übertäubte.
In dem entgegengesetzten Theile der Stadt bezogen wir ein vor dem
Thore gelegenes sauberes Posthaus mit reinlichen und angenehmen Gemächern,
die im Sommer viel Kühle, im Winter dagegen durch die glaslosen
offenen Holzgittevfenster ebenso viel Kälte dem müden Reisenden spenden.
Trotz der hübschen Stadt war kein einziges Huhn oder ein sonstiges Thier
aufzutreiben, dagegen wurden uns leider! ungeniefsbare Waaren in grofsei
Menge von den Verkäufern angeboten. Kaum hatten wir nämlich den Fufs
in das Posthaus gesetzt,' so füllte sich der Hof desselben mit Dellalen an,
welche uns Kaschaner Seidenwaaren in allen Formen und zu allen Preisen
offerirten. Für ein Taschentuch von allerdings leichter Seide forderte
man einen Gran oder nicht ganz zehn Silbergroschen Preufsisch, und
in dem Verhältnifs stand die übrige Waare bis zu den Sammet- und Pliisch-
stoffen hin, die indefs ziemlich schlecht gewebt sind. Man hat die Fertigkeit,
den Sammetstoffen gewisse schillernde Zeichnungen zu geben, die
mir indefs in ihren Mustern nicht besonders zusagten.
In Kasehan ist wie in Teheran die Hungersnoth im Anzuge. Für einen
Batman Getreide wurden uns bereits vierzehn Schahi abgefordert.
Hier in Kasehan erneuerte ich zufällig die Bekanntschaft mit einem
der hübschesten Thiere des Katzengeschlechtes, das ich freilich schon in