Europa, und zwar in manchen Läden und Cafe’s der Stadt Paris, gesehen
und bewundert hatte. Ich meine die mit langem seidenartigen Haare bedeckte
Angora - Katze (Chat Angora). Dieselbe kommt in Persien unter
dem Namen Burageh in Isfalum vor und wird von den Eingeborenen als
Lieblingsthier, besonders von der Haremswelt, hoch geschätzt. Man bezahlt
einzelne Exemplare derselben mit theurem Gelde und versendet sie von
Isfahan aus nach allen Richtuugen hin, vorzüglich nach Indien, wo die
Nachfragen nach Burageh's kaum befriedigt werden können. Das Exemplar,
welches, ich hier sah, gehörte einem Perser an, der es in Isfahan
erstanden hatte, um damit seinen! Harem eine angenehme Ueberraschung
zu bereiten. Kaschdn ist dagegen durch das häufige Vorkommen eines
minder liebenswürdigen Thieres berüchtigt, einer besonders giftigen Scor-
pionsart, welche diesem Orte den Beinamen der | Scorpionsstadt “ verschafft
hat.
Von Kaschdn aus, das wir am 25. November verliefsen, ohne auch nur
e in e n von den so verrufenen Scorpionen dieser Stadt gesehen zu haben,
zogen wir in der Nähe eines freistehenden Ab-embar in Sttifenpyramiden-
fonn in eine grofse, wüste und langweilige Ebene hinein. Die Karawanen-
strafse nähert sich auf derselben zuletzt den langen medischen Gebirgszügen,
die im Glanze der blutroth aufgehenden Sonne in wunderbarem
Rubinschimmer leuchteten. An ihrem Fufs liegt die nächste Station Sensen,
eine grofse Karawanserai mit einem Posthäuse und einem Tabacks-
magazin dabei, in der Nähe eines bis auf den Grund zerstörten Dorfes,
von dem nur die Cisternen mit Kuppelüberdachung übrig geblieben sind.
Sonst ist da kein bewohnbares oder bewohntes Haus sichtbar, und die
Vegetation besteht nur aus einigen dürren blätterlosen Bäumen. Halbweges,
d. h. drei Fersaeh von Kaschdn und ebenso viele von Sensen entfernt,
befindet sich das grofse Dorf Nasrabdd. Nach manchen Bauüberresten zu
urtheilen und mit Rücksicht auf die schöne Sculptur-Schrift der Grabsteine,
die hier und da auf dem Felde umherliegen oder als Werkstücke
verbaut sind, mufs das Dorf einst eine gewisse Bedeutung gehabt haben.
Die Cisterne führt tief und kellerartig in die Erde hinein. Der gewölbte
Treppengang zu derselben besteht aus mehr als vierzig colossalen Granitstufen.
Das Dorf hat auch eine besondere Karawanserai.
In Sensen, wo ich mit genauer Mühe und N’oth ein bescheidenes Zimmer
in der Karawanserai erhielt, war an dem Tage unserer Ankunft ein
ungeheurer Lärm und Trubel. Der neue Gouverneur von Sclnrdz, Tamasp
hllrza, war mit einem ansehnlichen Trofs am Abend vorher hier emgeruc
und hatte Alles., was vier Wände aufzuweisen hatte, mit Beschlag beleg .
Das Posthaus, worin er selber wohnte, und die Karawanserai war mit
Thieren und Menschen angefüllt, die sich auf den Höten, jeder nach seinem
Range und nach seiner Weise, etwas zu Gute thaten. Da ein jeder Diener
des Prinzen wiederum seinen besondern Diener hatte, so kann man sich vorstellen,
dafs der prinzliche Trofs aus einem erklecklichen Dienerschwanze
bis zum Küchen- und Stalljungen hin bestand.
Der Prinz war so höflich, uns gleich nach unserer Ankunft m Semen 1 seinen aus Kaschdn gebürtigen Khazneddv oder Schatzmeister zur Begrus-
s,n g cu senden, „nd „ns gleichseitig sein «.Mehliges Be,leid nber den
Tod unsers Gesandten auszudrücken. Letzterer wurde natürlich mit aller
Artigkeit empfangen, und ich hatte Gelegenheit, aufser dem Gespräch mit
ihm folgende Notizen zu gewinnen. ■ T,
Das armselige Nest Sensen bringt, seiner Angaben zufolge, den Besitzern,
etlichen Kaufleuten, mehr als dreitausend Dukaten aus derSeiden-
und Tabacks-Gultur jährlich ein, wofür sie als Malidt oder Abgabe zweihundert
Dukaten zu zahlen haben. Die Bauern, welche das Land culti-
viren, wohnen in der Umgegend fünf bis sechs Fersaeh von Sensen e n -
fernt,-um sieh nicht, da das Dorf an der Landstrafse Regt, den ewigen
Plündereien dör reisenden grofsen Herren auszusetzen. bjur im ommer
besuchen sie Sensen und machen dann Erndte. _ w „
In Kaschdn, das der Schatzmeister mir in sehr schmeichelhafter Wei
als „die Braut der persischen Städte“ bezeichnte, sowie in den daranstos-
senden Dörfern wohnen an 100,000 Menschen. Dieselbe Angabe horte ich
später von einem Einwohner von Kaschdn.
Die Nachrichten aus Teheran, die wir hier a u s ' ziemlich sicherer
Quelle erhielten, waren sehr unerfreulicher Natur. Sie bestätigten cie
uns bereits in Isfahan zugekommene Kunde von dem kläglichen Ausgange
des mit so vielen Hoffnungen unternommenen Krieges gegen die lu i o-
manen. Es ist bekannt, dafs der ganze nördliche Theil des von Persien
aus ostwärts gelegenen Landes Khorassan von wilden, aus mehreren Stammen
bestehenden und unstät lebenden Reitervölkern bewohnt wird, welche
unter dem gemeinsamen Namen der Turkomanen zusammengefafst we rd en
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