Nebenbei wird mit diesen vielgesuehten Türkisen eine grofse Betrügerei
getrieben. Alte, verblafste und grünlich schimmernde Steine werden nämlich
von den Händlern mit einer schön blauen Farbendecke überzogen und
erhalten dadurch das Ansehen werthvoller achter Steine. Selbst Kenner
werden bisweilen dadurch getäuscht und entdecken erst in der Folge, nachdem
die Farbe sich altmählig entfernt hat, die begangene Täuschung. Die
Türkise, welche als Ringsteine verwendet werden, sind nicht etwa dach
geschliffen, — eine solche Form ist bei den Persern nicht beliebt, — sondern
convex oder steigen wie ein Buckel in die Höhe. Die kleineren
Steine, meist älterer Zeit angehörig und in der vorhererwähnten Weise
gefärbt, werden bündelweise verkauft. Man klebt mittelst schwarzen Wachses
den einzelnen Stein auf ein Rohrstäbchen fest und bindet aus dreifsig
bis vierzig solcher Stäbe ein Bündel zusammen, das meist durch die Delläle
in den Handel kommt.
Eine'besondere Bedeutung hatten ehemals die grofsen, meist viereckig
und flach geschliffenen Firuzeh, welche mit vergoldeten Inschriften und
Arabesken bedeckt und, wie es auch noch heutigen Tages bisweilen
geschieht, als Armbänder (am Oberarm nach persischer Sitte) getragen
wurden. Die älteren Steine dieser Art unterscheiden sich von den jüngeren
durch die Aechtheit der Vergoldung, deren Geheimnifs gegenwärtig verloren
gegangen ist. Diese Talismane, wie sie auch geheifsen werden, haben
in unseren Tagen bei den Persern ihren ehemaligen Werth gradezu verloren.
Die Armbändersteine ebenso wie die zu Ringen verwendeten Türkisen
sind übrigens stets in Silber gefafst, einestheils nach einer religiösen
Vorschrift des Islam, welcher das Trägen des kostbarsten aller Metalle
verwirft, anderntheils wohl in Folge einer uralten Ansicht über die dämonische
Bedeutung des Göldes.
Aufser den Türkisen werden von den Persern Diamanten (ilmas), Rubine
(jaqut), Smaragde (ezmerud), Onyxe (’ain-el-hurr) besonders hoch geschätzt
und sie bezahlen lächerlich theure Preise, um sieh in den Besitz
derartiger Kleinodien zu setzen, welche sie mit dem gemeinschaftlichen
Namen Dscheicah&r bezeichnen. Der Werth dieser und ähnlicher Edelsteine
verhält sich in Europa und in Persien wie 1 *zu 5 oder 6, so dafs Jemand
ein sehr gutes Geschäft machen könnte, von Europa aus. nach Persien
schöne Edelsteine einzuführen. Beinahe dasselbe Verhältnifs der; Preise
findet bei den ächten Perlen (merwartfl) Statt, welche nach Gröfse und
Gewicht der einzelnen (dunkh, danih) verkauft werden, und von denen ich
mich kaum erinnere besonders schöne und weifse Exemplare in Persien
gesehen zu haben. Um einigermafsen eine Vorstellung von den Preisen
der ächten Perlen im Lande Iran zu geben, bemerke ich, dass mir von
den persischen Dellälen folgende Preisliste für gute, d. h. weifse (nicht
gelblich schimmernde) und runde Perlen vorgelegt worden ist, wobei als
Gewicht der Perle oder Perlen e in Miskal (ä 24 Nohud) zu Grunde liegt.
Eine Perle Preis 200 Toman (etwa 620 Thlr.)
f> Perlen „ 100
10 40 „
; 20 „ » 12 „
50 „ 8
100 „ „ 6 „
150 „ „ 4 „
300 „ ; -2 „
400 „ n 1 | n
Neben dem Zwecke als Schmuck zu dienen, haben manche Kleinodien,
{besonders ganz kleine ungeschliffene Rubine und Perlen, eine besondere
Bedeutung in der persischen Pharmakologie, insofern sie nämlich als gute
Heilmittel gegen einen verdorbenen oder schwachen Magen angesehen werden.
Die Perser mischen die Stücke vorher mit Mä’edschun oder Mastix
und geniefsen das eigenthümliche Medicament anscheinend ohne besondere
Beschwerde. . Mir ist es mehr als. einmal geschehen, dafs mir persische
Delläle in Isfahan und Teheran kleine Säcke derartiger Kleopatra-Speise
gegen meinen schwachen Magen mit der vielfach betheuerten Versicherung
anboten, dafs durch den Genufs derselben das Leiden gänzlich beseitigt
sein würde.
Die isfahaner Delläle, besonders jüdische, erschienen mit vielen Proben
geschnittener Steine und ihres Edelstein-Krames, doch fand sich nur weuig
zur Auswahl Geeignetes vor. Ihre Waare erschien zum Theil in der plurn-
pesten Weise nachgeahmt. Da die Perser die betreffenden Edelsteine nie
| ä jour zu fassen pflegen, so hatte man unter buntgefärbtes Glas ein blendendes
Deckblatt (seßd) gesteckt und diese leicht zu erkennende Täuschung
durch unmäfsig hohe Preise zu verbergen gesucht. Für einen Rubin z. B.,
der anfänglich fünfzig, Dukaten kosten sollte, würde man sich schliefslich
mit einem Qrän, d. h. also mit dem f ü n f h u n d e r t s t e n The i l e dieser