In ’Askerün war aufserdem schlimme Zeitung angekommen und hatte
das Dorf in leicht begreifliche Aufregung versetzt. Die Bakhtiaren hatten
den Tag vorher ein Dorf in der Nähe überfallen, geplündert und bei dieser
Gelegenheit zwei Beute, die wahrscheinlich Widerstand -geleistet hatten,
getödtet. Auf unsere Erkundigungen 'hin wurden uns manche Mittheilungen
über diesen Yolksstamm gemacht, die zum Theil das von ihnen Bekannte
bestätigten und wenig Neues hinzufügten. Sie leben in den Bergen,
welche im Westen den von uns durchreisten Theil von 'Aemq von der Provinz
Luristan trennen, im Sommer unter Zelten, im Winter in Häusern,
die sich in den Bergschlnchten und in Thalwinkeln befinden. Sie , sind als
gute Schützen und Reiter ausgezeichnet, und sollen nach den Erzählungen
der Perser ebenso vortrefflich auf dem Pferde, wie unter demselben sitzen.
Ein Theil der Bakhtiaren erkennt die Herrschaft des Schah an und stellt
Soldaten, die aber gröfstentheils desertiren. Ein anderer Theil hat die
vollständigste Unabhängigkeit bewahrt und lebt in fortwährendem Kriege
mit den Truppen S. M. des Schah. Ihrer räuberischen Ueberfälle wegen,
die meist gegen die Dörfer und gegen die Reisenden und Karawanen, von
gewöhnlichem Schlage, aber n ie , oder nur in sehr s e lte n e n Fällen gegen
Wanderzüge gerichtet sind, welche unter dem Schutze der persischen Regierung
stehen, sind sie oft durch .militärische Expeditionen von Isfahan
aus heimgesucht worden. Trotz jahrelanger Kriege und obgleich im Laufe
der Zeit Hunderte ihrer Führer die Gefängnisse Teherans und Isfahans
füllen, hat das räuberische Unwesen eher zu- als abgenommen, und die
persische Regierung ist ohnmächtiger denn,je so trotzköpfigen, widerspenstigen
Unterthanen gegenüber.
Hinter ’Askerün nimmt die Landschaft zusehends einen ganz veränderten
Charakter an und erfreut, im Gegensatz zu der traurigen, wüsten Strecke
vorher, durch den heiteren Anblick grüner Felder, baumreicher Dörfer und
gartenreicher Niederungen. Um vier Uhr Morgens, d. 25. September,
verliefsen wir den Ort und erreichten nach einem Marsche von sieben und
einer halben Stunde das fünf Fersach abgelegene Dorf Tel trän
also gleichnamig mit der gegenwärtigen Residenzstadt Persiens). Zunächst
zieht sich die Karawanenstrafse,, dicht an den Bergen, auf der linken Seite
der Hochfläche entlang, die sjch nach Osten zu einem äufserst fruchtbaren
Längenthale verengt, das von wasserreichen Adern durchrieselt und rechts
und links von zwei Bergketten mit niedrigen Yorbergen eingeschlossen
Lvird. An der südlichen Seite liegen eine Menge wohl befestigter d. h.
ffestungsartig angelegter Dörfer u n d , es zeigen sich dazwischen und zum
le r s te nm a le die architektonisch so charakteristischen isfahaner T a u b e n th
ü rm e . Die ganze Gegend, welche Ren Namen Kerwend führt, gehört
bereits zum Gouvernement von Isfahan, äufserlich schon gekennzeichnet
durch die Anwesenheit der eben berührten Taubenthürme.
Dieselben bestehen aus, einem hohen, aus Erdwerk aufgeführten run-
W den Thurme von bedeutendem Umfange, der von weitem, einer sogenannten
|j|Holländer-Mühle ähnlich sieht, von der .män sich die Windmühlenflügel
■wegzudenken hat. Einfache, weifs und rothbemalte, ringartig angebrachte
■Ornamente schmücken den' oberen Theil des erdbraunen Thurmes, aus dem
■ o b e n , inmitten der ersten Brüstungsterrasse, ein zweiter ganz ähnlicher,
■ n u r kleinerer Thurm herausschiefst. Auf der Spitze desselben, so wie
■ rin g s auf der Brüstungsterrasse des Hauptthurmes, erheben sich niedrige,
■kegelartige Thürmchen von gebrannten rothen Ziegeln so construirt, dafs
■zwischen je zwei Ziegeln ein lichter Raum gelassen ist, durch welchen
■bequem eine Taube in das Innere hineinschlüpfen kann. Oeffnungen und