jener Tage, in welchen sich unter Führung beider Männer die Geschicke
Italiens so unerwartet anders gestaltet hatten.
Selbst mein Nationalstolz als Preufse sollte nicht unbefriedigt bleiben,
da unser allverehrter Monarch, des damaligen Prinz - Regenten K. H., sich
in mehrmaligen Abbildungen vorfand, deren Unterschrift allein mich in
den Stand setzte, den mich so nahe angehenden patriotischen Inhalt der
Bilder zu errathen.1
Kaum waren wir auf unserer Rückkehr von Rei eine kurze Strecke
durch die Strafse vor dem Thore von Schahzadeh-Abd-nl- azim gezogen,
als hier plötzlich eine ganz eigenthümliche Erscheinung unsere erstaunten
Augen durch ungewohnten Anblick fesselte. In der kleinen freiliegenden
Strafse befindet sich linker Hand eine grofse Karawanserai, aus deren geöffnetem
Thorweg eine ganz wunderbare Karawane auf die Landstrafse nach
der Stadt Qum hinzog. Den Eseln und Maulthieren waren zu beiden Seiten
lange, mit Stricken umwundene Kisten aufgepackt, an dem einen Ende
schmaler wie an dem ändern, welche einen entsetzlichen Gestank verbreiteten.
In dem Hofe der Karawanserai waren andere wie Waaren aufgespeichert,
um wahrscheinlich später versendet zu werden. Ich sah zum
ersten Mal den. Ausgang eines persischen Leichentransportes. Der Reisende
in Persien hat häufig Gelegenheit, derartigen Karawanen-Leichenzügen,
welche sehr oft von den Angehörigen der Verstorbenen, die Weiber nicht
ausgeschlossen, auf den grofsen Pilgerstrafsen nach den bedeutendsten sogenannten
heiligen Städten zu begegnen. Die Karawanen gehen theils nach
Meschhed, oft beunruhigt durch Ueberfälle turkomanischer Reiterschaaren,
theils nach Qum, das wir auf unserer Rückreise nach Teheran berührt
hatten, theils nach anderen Orten, in welchen die Grabmäler heiliger Personen
gelegen sind, vor Allem aber .nach der hochberühmten Schmerzens-
stätte AH's, in deren Nähe sich zugleich Heiligen-Gräber befinden, nach der
Ebene vorf Kerbela in der Nachbarschaft der türkischen Stadt Buglulad. Die
Karawanen nach Kerbela, welche gewöhnlich einmal im Jahre gehen, gehören
zu den bedeutendsten, sowohl was die Zahl der transportirten Leichen,
als die der begleitenden Personen anbetrifft. Den Türken erwächst durch
den Zoll, welchen die Perser an der persisch-türkischen Grenze zu zahlen
haben, und den türkisch-sunnitische Malicé pro Perserkopf mit einem Esel
gleichtaxirt h at, ein nicht geringer Geldgewinn. Die Grabstätten in Kerbela
selbst werden zu ganz enormen Preisen verkauft. Die Todten werden
nicht unmittelbar nach ihrem Hinscheiden in die fransportkisten verpackt,
sondern erst nach mohamedanischer Sitte begraben, aus ihrer Grabstätte
später herausgenommen und dann der Karawane übergeben. Die Erhaltung
der Leichen wird einigermafsen durch eine oberflächliche Einbalsa-
mirun gsmethode, wobei Kampher eine Hauptrolle spielt, begünstigt, obgleich
nicht zu leugnen ist, dafs das persische trockene Klima, welches,
wie das ägyptische, äufserst conservativer Natur ist, nicht unerheblich zur
Erhaltung der Leichen beiträgt. Während der Zeit unseres Aufenthaltes
in Persien liefs ein Engländer, welchem auf einer Reise von Teheran nach
Täbriz seine Frau gestorben war, die vor zehn Jahren bestattete Leiche
ausgraben, um sie in Täbriz beizusetzen, und erstaunte nicht wenig, als
er die Leiche noch so vollkommen erhalten sah , dafs selbst die Gesichtszüge
sich wenig verändert hatten.
Bei unserm Ritt durch die Stadt hatten wir einmal wieder Veranlassung,
persische Begriffe über das eingebildete Vorrecht des Vornehmen dem Armen
II. 19