zu zahlen, die den Eingangs- oder Ausgangszoll nicht ganz auf 5 pCt.
steigen liefs. Im Laufe der Zeit, als die Douane in Pacht gegeben wurde
und beinahe alljährlich förmliche Auctionen um dieselbe persischerseits
Statt fanden*), stieg die Ziffer immer höher, so dafs der Zoll schliefslich
weit über 5 pCt. betrug. Den Kaufleuten, welche nicht freiwillig auf die
gestellten Forderungen eingingen, wurden die Waaren Monate und Wochen
lang von den persischen Zollbehörden zurückgehalten, so dafs sie zuletzt,
nur um sich vor gröfseren Verlusten zu bewahren, in die übertriebenen
Forderungen eingehen mufsten. In den Jahren 1859 und 1860 hatten die
geforderten Zölle keine Grenze mehr. Während man z. B. in Täbriz vorher
für Indiennes per Last 32 Qrdn und für weifse und graue Cotons
16 Qrdn, so wie an die Rähdäri von Khoi und Heft-tscheschmeh 3f Qrdn
gezahlt hatte, mit einem Zuschlag von 5 Qrdn Seitens des Käufers, sobald
die Waare in Persien verkauft und nach Transkaukasien exportirt
war: so traten in den bezeichneten Jahren solche Erhöhungen ein, dafs
die 32 und 16 Qrdn auf 42 resp. 21, exclusive jenes Zuschlags an die
Rähdäri, getrieben wurde und beim Export nach Transkaukasien die in
Rede stehenden 5 Qrdn auf die unglaubliche Höhe von 40 Qrdn bei christlichen
Kaufleuten und auf 30 Qrdn bei muselmännischen hinaufgeschroben
wurden. Bei unserem Abgange von Teheran war die ganze, den europäi-
päischen Handel so sehr erschwerende Angelegenheit noch in keiner Weise
geordnet, vielmehr die europäischen Missionen von den bedeutendsten
Handlungshäusern**) in Täbriz angegangen worden, das Zollwesen in gesetzlicher,
dem Sinn der Verträge mit Persien entsprechender Weise zu
regeln. Allerdings liegt da die Schwierigkeit vor, in welcher Weise jene
5 pCt. ad valorem zu verstehen seien, ob nach der Factür von dem wirklichen
Kostenpreise der Waare, oder nach dem Durchschnittspreise der
Waare an dem Verkaufsorte, nach Abzug der für Diskonto, Zahlungsfrist
und Gewinn erforderlichen Summe. Am empfehlenswerthesten bliebe es
*) Im März 1861 betrug der PachtschilHng in Täbriz 210,000 Dukaten. Zu den Zolleinnahmen
treten hinzu: die E innahmen von den Metzgern, von dem Sigeh-khaneh, von den
Weg- und Brückenzöllen bis nach Khoi hin, und andere kleinere Zuschüsse.
**) Ealli & A gelasto, Gebr. Mavrogordato, Souvazochi & Comp.,' Dinner-Hanhart & Comp.,
Zolas & Comp., Balli & Comp., Gebr. Charillos.
immer, nach dem Vorschläge der Täbrizer Petenten, die Factur des Ortes,
von welchem her die Waare bezogen wird, zu Grunde zu legen.
Zu den vorauigeführten Schwierigkeiten eines Handelsverkehrs mit
Persien, wo die Entfernungen so bedeutend und folglich die Kosten des
Transportes sich um so höher stellen, woselbst die StrafsenVerbindungen
so wenig sicherer Natur und Schäden und Verluste aller Art unvermeidlich
sind, — gesellen sich wenig ermuthigende Schattenseiten, welche in
dem persischen Charakter und in persischen Gewohnheiten auf dem Gebiete
des Handels ihre Begründung finden. Die beiden Factoren des ganzen
kaufmännischen Lebens, Solidität und Credit, sind bei einem grofsen
Theile der persischen Kleinhändler mindestens sehr zweifelhafter Natur und
die Ursache vielfach gescheiterter Handelsunternehmungen europäischer Kaufleute
nach Persien gewesen. Die Gewifsheit eines einmaligen Vortheiles
z. B. verleitet den persischen Kaufmann nicht selten zu dem betrügerischen
Mittel, die auf Gredit gelieferte Waare zu verkaufen ohne die Zahlungsfrist
für dieselbe inne zu halten, so dafs der europäische Kaufmann zu
Klagen veranlafst wird, die selten einen günstigen, der Höhe des Verlustes
entsprechenden Ausgang nehmen. Es ist ein unumstöfslicher Satz, dafs
selbst bei zahlungsfähigen Abnehmern der europäische Kaufmann stets auf
seiner Hut sein mufs.
Der Import vaterländischer Handelsartikel in Persien ist bedingt durch
Concurrenz und Consumption. Die Concurrenz wird vor allem durch englische
und russische Waaren hervorgerufen. Wenn England in den in der
bedeutendsten Handelsstadt Persiens, in Täbriz, ansässigen griechischen
Häusern die rührigsten und intelligentesten Agenten besitzt, welche unter
allen Umständen der aufser-englischen Concurrenz die Spitze bieten, so
scheint Rufsland, durch Nachbarschaft und geographische Lage für com-
mercielle Verbindungen mit Persien und dem centralen Asien zu Lande
und zu Wasser ungemein begünstigt, heut zu Tage die wichtige Aufgabe
zu erfüllen zu haben, die einigermafsen aus ihrer ehemaligen Machtstellung
herausgedrängte politische Autorität durch den regsten Handelsverkehr
und durch die strengste Wahrung seiner Handelsinteressen mit Persien
zu ersetzen. Der Anfang ist dazu gemacht. Die neuangelegten Stras-
senbauten im Kaukasus, mit der projectirten Eisenbahnstrafse (?) von Baku
nach Poti, welche das Kaspische Meer mit dem Schwarzen durch eine