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   Die  Hauptgruppe  in  der  Mitte  bildet  der  Schah,  welcher  im  
 grofsen  europäischen  Costüm  auf  seinem  Pfauenthrone  sitzt,  unmittelbar  
 neben  ihm  stehen  in  zwei  Gruppen  seine  fünf  Söhne  (zwei  davon  sind  
 seitdem  gestorben)  in  dem  Alter  von  sechs  bis  neun  Jahren,-europäisch  
 uniformirt,  mit  kindlichen,  aber  geistlosen  Zügen.  Daneben  befinden  sich  
 mehrere  Diener  aus  der  unmittelbarsten  Nähe  des  Schah,  einige  Grofse,  
 unter  ihnen  der Sohn  des  Sadrazäm  und  immer  in  fortlaufender Reihe  drei  
 europäische  Gesandte,  welche  neben  dem  jetzigen  Minister  der  auswärtigen  
 Angelegenheiten  stehen.  Den  Schlufs  der  langen  Darstellungen  bildet  
 ein  Schwanz  persischer  Grofsen,  unter  denen  ich  manche  Persönlichkeit  
 auf  den  ersten  Blick  wiedererkannte.  In  den  Wandgemälden  europäischen  
 Ursprunges,  welche  sich  hier  und  da  unter  den  persischen  steifen  Bildern  
 an  den Wänden  vorfinden,  entdeckte  ich  mit  besonderer  Genugthuung  drei  
 Ansichten  meiner  Vaterstadt  Berlin  unter  Glas.  Ueber  dem  Kaminspiegel  
 präsentirte  sich  „Berlin  vom  Kreuzberg  aus  gesehen“,  doch  gehörte  das  
 in Wasserfarben  ausgeführte Gemälde  seinem  Ursprünge  nach  in  die  zwanziger  
 Jahre  unseres  Jahrhunderts. 
 Wir  verliel'sen  die  Nizamijeh  nach  einem  einstündigen Aufenthalte,  bestiegen  
 unsere  Pferde  wieder  und  besuchten  einige  Freunde  in  der  Stadt,  
 die  uns  von  einem  sehr  merkwürdigen  Antiken-Funde  erzählten.  In  der  
 Nähe  von  Weramin  sieht  man Erdhügel  und  Ziegelruinen,  welche  die  ehemalige  
 Lage  und  die  Reste  der  älteren  Stadt  anzeigen  und  wie  gewöhnlich  
 unter  dem  Namen  Kharab  von  Weramin  aufgeführt  werden.  Beim  
 Umpflügen  eines  Ackers,  der  an  dieses Kharab  stiefs,  holte  die Pflugschar  
 eines Landmanns  sechs  goldene Medaillen  aus  dem  Schoofse  der Erde  hervor, 
   von  denen  jede  einen  Werth  von  eilf  Dukaten  haben  sollte.  Man  
 hatte  dieselben  S. M.  dem  Schah  zur Ansicht  geschickt,  der  sofort  Beamte  
 zur  Untersuchung  der  Oertlichkeit  nach  Weramin  absendete,  von  deren  
 Bemühungen  ich  jedoch  in  der  Folge  nie  etwas Näheres  vernommen  habe.  
 Die Medaillen  selber  hat  kein  Europäer  zu  Gesicht  bekommen,  so  dafs  es  
 schwer  ist,  irgend  ein  Urtheil  über  diesen  Fund  zu  fällen. 
 Vom  22sten  an  regnete  und  schneite  es  drei  Tage  lang  ununterbrochen, 
   während  welcher  Zeit  der  Schah  dem  Vergnügen  der  Jagd  oblag  
 Die  grofsen Karawanenstrafsen  befanden  sich  nach  den  Berichten  der Cou-  
 riere  in  einem  scheufslichen Zustande,  so  dafs  die Post-Tschapdre das Doppelte  
 und  Dreifache  der  gewöhnlichen  Zeit  gebrauchten,  um  beispielsweise  
 den  Weg  von  Teheran  nach  Täbriz  zurückzulegen. 
 Weniger  der  schlechten Jahreszeit,  als  vielmehr  ruchlosen Händen  war  
 es  zuzuschreiben,  dafs  um  diese  Zeit  die  regelmäfsige  telegraphische  Verbindung  
 auf  der  genannten  Strecke  plötzlich  unterbrochen  wurde.  Wandernde  
 Hat. hatten  die  langen  Holzstangen,  an  welchen  die  Dräthe  befestigt  
 sind,  in  der  Nähe  von  Kazwin  herausgezogen  und  sie  wahrscheinlich  
 in  der  kalten  Jahreszeit  als  billiges  Brennmaterial  benutzt.  Es wurde  zum  
 ersten  Mal  der  strenge  Wortlaut  des  Gesetzes  ausgeführt,  welches  den  
 Gouverneur  eines  Districtes,  in  welchem  ein  ähnlicher  Schaden  geschieht,  
 zur  Strafe  zieht.  Der  Gouverneur  von  Kazwin  mufste  nicht  weniger  als  
 1000  Dukaten  Strafe  bezahlen. 
 Vom  25sten  an  nahm  die Kälte  wieder  überhand,  und  der  Schnee  fiel  
 Tag  und  Nacht  in  so  bedeutender  Menge,  dafs  die Wege  und  Strafsen  vor  
 Schnee  vollständig  unpassirbar  waren.  Die  Feuchtigkeit  wirkte  bereits  
 schon  auf  die  stärker  construirten  Gebäude,  so  dafs  in  allen  Vierteln  die  
 solidesten  Bauten  anfingen  ganz  oder  doch  theilweise  einzufallen.  Am  
 25sten  Abends  stürzte  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  das  Kuppeldach  des  
 neben  unserem  Hause  befindlichen  öffentlichen  Bades  mit  einem  so  unge  
 heuren  Gekrache  e in,  dafs  ich  glaubte,  unser  eigenes  Haus  wanke  in  seinen  
 Grundvesten  und  wolle  über  unseren  Köpfen  zusammenfallen. 
 Die  Noth  war  bei  der  zunehmenden  Theuerung  wahrhaft  entsetzlich.  
 Ein  Bat man Brot,  den  man  sonst  mit  fünf Sckahi  bezahlte,  kostete  bereits  
 deren  zwanzig.  Es  wäre  noch  .gut  gewesen,  wenn  man  überhaupt  Brot  
 zu  kaufen  gehabt  h ä tte ,  allein  das  vorhandene  d.  h.  zugängliche  Mehl  
 reichte  nicht  aus  und  die  Bäcker  verkauften  nur  den  vornehmeren  Leuten  
 oder  ihren  alten  Kunden.  Ihre  Buden  mufsten  förmliche  Belagerungen von  
 Seiten  der Käufer  ausstehen,  so  dafs  es.  nicht Wunder nahm,  als  am  26sten  
 Abends  in  den Bazaren  eine  vorübergehende Bäckeremeute  ausbrach.  Man  
 stürmte  die  Läden,  wobei  Schaaren  von Kindern  singend  durch  die Gassen  
 zogen  und  Spottlieder  auf  einen  grofsen  Jägersmann  hören  liefsen.  Das  
 Elend  nahm  von  Tag  zu  Tag  zu  und  erreichte  gegen  Ende  des  Monats  
 Februar  seinen  höchsten  Grad.  Trotz' aller  Befehle  und  Anordnungen  von  
 Seiten  der  Regierung  an  die  Gouverneure  verschiedener  Provinzen,  Nahrungsmittel, 
   vor  allen  Getreide  und  Reis  nach  Teheran  zu  senden,  war  
 der  Transport  der  verschiedenen  Sendungen,  der  schlechten  unwegsamen