und Gewohnheiten nicht entgehen. Ich habe Persien geschildert, wie es
mir, dem christlichen Europäer, dem Norddeutschen, in seinen mannich-
fachen Gegensätzen nach den verschiedenen Seiten des öffentlichen Lebens
und der öffentlichen Gewohnheiten entgegengetreten ist, das religiöse Element
davon nicht ausgeschlossen. Mit anderen Worten, ich habe als Europäer
Persien und die Perser so angesehen und so geschildert, wie umgekehrt
die orientalisch-gebildete Perserwelt uns Leute aus Frengistan zu betrachten
und zu beurtheilen pflegt, d .h . von ihrem Standpunkte aus. Nur
lag mir bei allem jeweiligen Humor jede Art von Spott fern, schon deshalb,
weil ich unter diesen an Geistesanlagen und Fähigkeiten so reich
begabten indogermanischen Bewohnern des Ostens europäisch-gebildete
Personen von Bang und Würde kennen und schätzen gelernt habe, deren
Zartgefühl zu ehren mir als Europäer die dringendste Pflicht oblag.
Die deutschen und ausländischen Freunde, welche mich aus dem Schatze
ihrer persischen Erfahrungen mit werthvollem Material unterstützt haben,
das dem Anhänge einverleibt ist, haben dem Inhalte dieses Bandes durch
ihre Beiträge zum grofsen Theile eine wissenschaftliche Bedeutung verliehen.
Ihnen sowohl als den zahlreichen Gönnern, Freunden und Bekannten
aller Nationalität, mit denen ich das Glück hatte im fernen Osten zu verkehren
und deren Umgang nicht wenig dazu beitrug, den Aufenthalt der
durch den Tod ihres geliebten Chefs, des K. Minister-Residenten Baron
v. M in u to li, verwaisten Mitglieder der K. preufsischen Mission zu Teheran
in trostreicher Weise zu erleichtern und zu versüfsen, ihnen allen statte
ich hiermit öffentlich die heilige Schuld tief empfundenen Dankes ab. Möge
es ihnen so wohl und so glücklich ergehen, sei es in Asien, sei es im
Schoofse der Heimath, als sie es um die preufsischen Kinder des deutschen
Vaterlandes in Persien verdient haben!
Von dem Leser nehme ich Abschied mit dem Wunsche, dafs meine
Darstellung der persischen Reiseerlebnisse mit dazu beitragen möge, richtige
Begriffe von einem Volk zu verbreiten, über das in Deutschland noch
vielfach falsche Vorstellungen herrschen. Dafs im Grofsen und Ganzen mein
Urtheil mit der Charakteristik der Perser, wie sie von ausländischen Schriftstellern
und Reisenden älterer und jüngerer Zeit (C h a rd in , M o rie r, Lady
S h e i l , Graf G o b in e a u u. a.) gegeben worden ist, zusammenfällt, mag
von dem Bedenklichen wenigstens als ein äufserer Beweis angesehen werden,
dafs ich in meiner Auffassung nicht ungerecht gewesen bin. M o r i e r ’s
berühmter „Hadschi Baba oder der Barbier von Isfahän“, und des alten
C h a r d in „ Voyages en Perse“ bleiben natürlich für alle Zeiten Meisterwerke,
deren Bedeutung sogar den Persern nicht entgangen ist.
Berlin im Mai 1863.
H. B.
I n h a l t .
I. Kapitel.
Seite
[ R e i s e v o n H am a d a n n a c h I s f a l i a n ................................................................................ .. 1
Auszug aus Hamadan. — Weg zwischen Hamadan und Isfahan. — Blutegel.
— Metiijawi. — Elfaut. - • Kerdekhnr nnd der gastfreundliche Ismael-Khan. —
Seine Geschic’h t e B B Alte Stad t Kaza. — Thierwelt. — Gauwersin. — Wie zahlen
vornehme Perser? — Karawarienleiden. — Bergpassage. — Sultanabad. —
Beschreibung der Stadt. — Teppichfabrikation. — Der verbannte Sadrazam. —
Krankheitszustände. -4 Wetter. — Steinmale. — Gilli und Früchte daselbst. —
Sprache. — Persische Kranke und Aerzte, — Istakhareh.
II. Kapitel.
I W e i t e r r e i s e n a c h I s f a h a n ................. I«
Khume'in und Armenier, -i- Der gastfreundliche Oberst u n d sein Haus. —
Persische Höflichkeiten. - Engpafs. — Gülpaigan. — Der Ehrenrock. — Granitlöwen
n i c h t altpersisch. BtMWaffeuschmiede. rr Reizender Weg nach Khonsar.
— Beschreibung der originellen Stadt. — Gäz und Tabak. — Dumbeneh. — Heiliges
Holz. — Bakhtiaren. — Armenische Dörfer. — ’Askerun. — Das Dorf Teheran.
— Taubenthürme bei Isfahan. — Bezirk Kerwend. — Mützenethnographie.
— Granatäpfel. - - Nedschefabad. — Leichensteine und ihre Inschriften. — Das
Qädämgah. — Industrie. — Gegend vor Isfahan.
DI. Kapitel.
| l s f a h a n . ................ ¿ ............................. .................... 48
Einholung der preufsischen Mission, 4* Erster Einduck von Isfahan. — Bedeutu
n g des Namens. — Aeltere Geschichte der Stadt. — Der Fluís Zajenderud. —
Die acht P a rad ie seB - Chardin’s Schilderung derselben. — Steinmarken. — Tsche-
hit-situn. — Königsplatz — Die hohe Pforte. — Bazar. — Die Isfahaner. — Ein
Derwisch. — Die christlichen Prie ster und Dchulfa. — Tschehar-Bagh. — Brücke
Allah-werdi-Khan. — E in tritt in Dschulfa. — Bad.
IV. Kapitel.
I P e r s i s c h e D e l l a l ................................................................................................................................. 74
Charakteristik derselben. — Unser Freund Nasrullah aus Teheran. — Münzen
und Medaillen. — Steine und Siegel. — Perlen. — Waffen. — Metallarbeiten. —
Arbeiten in Mosaik und in Papier maché. — Seiden-, Wollen- und Baumwollen-
Webereien und Stickereien. — Manuscripte und Zeichnungen.