
 
        
         
		Band  ausstreckte  und  durch  seinen  Anblick  lebhaft  an  die  schönen  Thalgründe  
 vor  Isfahan  erinnerte.  In  der  Nähe  von' QumiscMh,  das  mit  seinen  
 zahlreichen  Taubenthürmen  bei  der  Morgenbeleuchtung  gar  einladend  aussah, 
   war  das  Erdreich  von  den  Wasserstürzen  des  vergangenen  Winters  
 ganz  zerklüftet,  so  dafs  wir  auf  der  Karawanenstrafse  ohne  Unterlafs  bald  
 aufwärts,  bald abwärts  steigen mufsten,  eine Bewegung,  die  freilich  unseren  
 dermaligen  Zuständen  nicht  besonders  günstig  war.  Gegen  halb  zehn  sahen  
 wir  bereits  das  festungsartig  angelegte  Dorf  Wehschar eh,  die  heutige  
 Station,  mit  seinen  fahlbraunen  Erdmauern  rechter  Hand  von  der  Strafse  
 vor  uns  liegen.  Ein  wenig  abseits  lag  wie  gewöhnlich  die  Tschaparklianih  
 oder  das  Posthaus,  in  welchem  der  vorangeritterie  dienstfertige  Bakhtiare  
 des  Schahzadeh  von  Isfahan  Quartier  für  uns  bereitet  hatte.  An  Ehren  
 hatte  er  es  nicht  fehlen  lassen,  denn  kaum  näherte  sich  unser Eltschi  dem  
 Hause,  so  wurde  derselbe  von  einer  Versammlung  männlicher  Bewohner  
 des  Dorfes  begrüfst,  an  ihrer  Spitze  der  Kedkkodä,  welcher  Hrn.  Baron  
 v. Minutol i   seine  besonderen Wünsche  in  einer  für  uns neuen Weise  auszudrücken  
 sich  beehrte.  E r  überreichte  einen  Teller,  auf  welchem  sich  
 neben  einigen  Stücken  Zuckerwerkes  ein  kleiner  Spiegel  befand,  mit  dem  
 sich  nach  den  Erklärungen  der  uns  begleitenden  persischen  Diener  eine  
 eigene  symbolische  Bedeutung  verbinden  sollte.  Der  Spiegel.—  die  handgreiflichste  
 aller  Vorspiegelungen  —  drückt  den Wunsch  für  gute  Gesundheit  
 und  glückliche  Reise  aus.  Wenn  ein  Perser  eine  Reise  antritt,  so  ist  
 es  ihm  angenehm,  wenn  eine  Person  einen  Spiegel  vor  ihm,  eine  zweite  
 einen  Spiegel  hinter  ihm  eine  Zeit  lang  herträgt.  Nun,; meint  er,  werde,  
 ihm  das  Glück  nicht  fehlen.  Oft  giefst  man  auch Wasser  schnell  vor  ihm  
 aus,, eine Handlung,  weiche  eine  ganz  gleiche Bedeutung  haben  soll.  Nach  
 einigen  Minuten  längeren  Haltens,  wobei  es  nicht  an  gegenseitigen  sehr  
 höflichen Reden  zwischen  dem  preufsischen Eltschi  und  dem Kedkhoda von  
 Wehschar eh  fehlte,  steuerten  wir  in  grader1 Richtung  auf  das  Thor  der  
 Tschaparkhaneh  los,  von  welcher  uns- ein  drei bis  vier Fufs  breiter wasserleerer  
 Graben  trennte.  Jenseits  des  Grabens  harrte  des  Eltschi  ein  neuer,  
 diesmal  blutiger  Ehrenzoll.  Ein  P e rse r, hockte  daselbst  auf  dem  Boden;  
 die  rechte Hand  hielV ein  langes Messer,  die  linke  ein  unschuldiges Lamm,  
 dem  er  mit  einem Ruck  den Kopf  vom Leibe  abtrennte,  als  sich  das  Pferd  
 des Eltschi  dicht  vor  ihm  befand. 1  Unser  ganzer Trofs  mufste  darauf,  nach 
 Landessitte.  zwischen  dem  Kopfe  und  dem  Körper  des  blutenden  Opferlammes  
 durchziehen. 
 Bald  lagen  wir  in  den  finsteren  Kammern  des  Posthauses  von  Wehsehareh  
 ^  unseres  Leibes  pflegend  oder  uiit  Gedanken  beschäftigt,  wie  sie  
 so  häufig  den  Reisenden  plagen,  der  elend  und  matt,  weit  weg  vom  heimischen  
 Herde,  sich  durch  miserable  Zustände  hindurchwinden  mufs,  und  
 mehr.als  einmal  die  sonderbare  Frage  an  sich  stellt:  warum  hast  du  diese  
 Reise  angetreten?  —  Alles  war  still  und  ruhig,  Knechte  und  Thiere  lagen  
 lang  ausgestreckt  neben  einander  und  schliefen  den  Schlaf  übermüdeter  
 Pilger,  selten  nur  hörte  man  das Klappen  der Pantoffeln  eines Persers,  der  
 durch  die Pforte  seine Füfse  in  langsame  schlürfende  Bewegung  setzte:  als  
 plötzlicher Lärm  und Schreien  das  ganze  Haus  mit Hailoh  erfüllte.  Unsere  
 persischen Diener  hatten  eine  vollständige  Rebellion  angefangen,  die  spafs-  
 liaft  genug  enden  sollte.  Des-Ministers  deutscher  Dienei  Rabe   hatte,  
 eine  nicht  auffallende  Erscheinung  im  Morgenlande ,   —  einmal  wieder  die  
 Geduld  verloren,  und  erbofst  über  die  Faulheit  unserer  Perser,  gegen  
 einen  derselben,  der  sich  weigerte,  eine  ihm  zukommende  Arbeit  zu  verrichten, 
   die  Hand  erhoben.  Als  ehemaliger  Husar  würde  er  nicht  lange  
 gewartet  haben,  die  geballte Rechte  in  schnellstem Tempo  sinken zu lassen,  
 wären  nicht  die  übrigen'Perser  ihrem Landsmann beigesprungen.  Natürlich  
 erklärte  sich  der  hiermit  verbundene  Lärm.  Ein  Perser,  der  bei  uns  die  
 Stelle  eines  Kaliunddr  oder  Pfeifengebers  vertrat,  warf  sich  als  Rädelsführer  
 auf,  erschien  ziemlich  aufgeregt  vor  dem  Minister  und  verlangte  
 trotzig  und  hochmüthig  das  Murekhes  oder  seine  Entlassung.  Der  Eltschi,  
 wohl'bekannt  mit  den  Eigenthümlichkeiten  persischer  Seelengröfse,  bewilligte  
 ihm  denselben  aügenblicklich  oder—  eine  gehörige  Tracht Prügel.  
 E r  zog  sofort  die  letztere  vor  und  blieb- wie  bisher ein Diener der preufsi-  
 sehen  Gesandtschaft.  Das  persische  Raisonnement  bei  dergleichen  Fällen  
 ist  so:  entweder  ich  setze  meinen  Trotz  durch-,,  dann  bin  ich  dein  Herr,  
 oder ich  setze ihn nicht  durch,  dann  bist  du mein Herr,  mein guter Herr,  
 wenn’s-obenein  Prügel  Setzt.  Ländlich,  sittlich!  anders  geht  es  einmal  in  
 Persien  nicht  her. 
 Nach  diesem  häuslichen,  bald  beigelegten  Zwiste  entwickelte  sich  ein  
 neuer  Streit,  bei  welchem  diesmal  die  Bevölkerung  von  Wehsehareh  die  
 eine  Partei ^  wir  Fremdlinge  in  der  Tschaparkhaneh  die-andere  Partei  bildeten. 
   Die  Sache  ging  so  her.  Unsere Pferdeknechte  und  der  Tscherwaddr