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 gleichfalls  nur  das  bezeichnete Geflügel  hindurch  zu  kriechen  vermag,  und  
 eine  kleine  Thür  führt  von  der  Strafse  aus  in  das  Innere.  Wie  in  Aegypten  
 die  wohlbekannten  Burg  oder  Taubenthtirme  den  Zweck  haben,  den  
 Taubenmist  zu  sammeln,  um  ihn  als Dünger  zu verwenden,  so  haben  auch  
 diese  persischen Burg,  die  von  aufsen  schöner  und  sorgfältiger gebaut  und  
 geschmückt  sind  als  die  persischen  Wohnhäuser  selber,  die  gleiche  Bestimmung. 
   Tausende von Tauben  umfliegen ihr  stattliches  Wohnhaus*  dessen  
 Inhalt  vor  allen  zur Düngung  der Melonenfelder  benutzt  wird,  die  auf dem  
 Gebiete  von  Isfahan  mit  ganz  besonderem  Fleifse  bearbeitet  werden.  Die  
 Taubenthürme,  welche  oft  nur  in  Abständen  weniger  hundert  Schritte  von  
 einander  entfernt  stehen,  haben  wir,  wie  bemerkt,  nur  auf  dem  isfahaner  
 Territorium  gefunden,  sonst  aber  nirgends  in  ganz  Persien. 
 Die  freudige  Stimmung  auf  der  Reise  nach  Tehrdn  wurde  unserem  
 Eltschi  durch  den  Verlust  seines  besten  Pferdes,  des  Turkomanen,  verkümmert. 
   Das  edle  Thier,  ein  Schimmel,  war  ein  Geschenk  S.  M.  des  
 Schah,  der  dasselbe  nach  morgenländischer  Sitte  dem  Gesandten  Preufsens  
 nach  seiner  Ankunft  in  Teheran  zuführen  liefs.  Es  gehörte  das  Pferd  zur  
 sogenannten  turkomanischen Rasse,  die  in Persien  (besonders  in  den nördlichen  
 Theilen  des  Landes)  neben  den  Pferden  arabischer  Abstammung,  
 deren Zucht mehr im  Süden betrieben  wird,  vorzüglich  hoch  geschätzt  werden. 
   Durch  irgend  welche  Anstrengung  seit  längerer  Zeit  erkrankt,  hatte  
 das  stolze,  feurige  Thier  die  Reise  bis  hierher  nur  mühsam  zurückzulegen  
 vermocht,  war  aber  bald  nach  unserem Autbruch  von  'Askerün  nicht mehr  
 im  Stande  weiter  zu  gehen.  Kaum  reichten  noch  seine  Kräfte  aus,  nach  
 dem  nahe  gelegenen  Dorfe  Aiwa  (oder  Alwir ?  eine  Qata)  zu  gelangen,  
 woselbst  es  ein  Paar  Stunden  später  verendete.  Die  Secirung  desselben  
 ergab,  dafs  eine Lungenentzündung  die Ursache  seines Todes  gewesen  war. 
 Auf  unserer  Weiterreise  durch  die  Gegend  Kerwhnd  zogen  wir  mitten  
 durch  ein  grofses,  zerstörtes  Dorf Mohammedijeh,  dessen  ehemalige  Wohnhäuser  
 in  Schutt  und  Trümmern  dalagen.  Anwohnende  Bauern  waren  
 grade  damit  beschäftigt,  ihre  Esel  mit  der  ausgegrabenen  Schutterde  zu  
 belasten,  um  dieselbe  nach  den  nahegelegenen Feldern  zu führen,  woselbst  
 man  die  Erde  zum  Düngen  zu  verwenden  schien.  Auf  den  benachbarten  
 Feldern  waren  kleine  Hügel  dieser  feinpulvrigen  Erde  in  ziemlich  regel-  
 mäfsigen Abständen  von  einander aufgeschüttet,  um,  wie  wir  es  später  be- 
 Lierkten,  allmählig  über  das  ganze  zu  bebauende  Land  hin  ausgestreut  
 1 1  werden.  In  der  Nähe  der  Dorf-  oder  Stadtruine  befanden  sich  als  erhaltene  
 Beste  alten  Glanzes  einige  historische  und  religiöse  Bauwerke,  
 Leiche  die  neuere  Perserschaft  mit  Mauern  umgab,  in  deren  Innern  sich  
 L u e   dorfartige  Anlage.'  eingenistet  hat.  Zu  diesen  Bauwerken  zählen:  ein  
 ¡¡architektonisch  interessantes Grabmal  mit  einer  Kuppel,  sehr  künstlich  mit  
 ¡buntem  Steinwerk  ausgelegt  (rings  herum  läuft  eine  sogenannte  kufische  
 Inschrift,  die  mit  den  Zeichnungen  und  Mustern  in  ihrer  Nähe  zu  einem  
 ¡Ganzen  gleichsam  zusammengewebt  ist).  Ein  halb  zerfallenes  Schlofs,  das  
 [dem Einsturz  kaum  mehr  lange  widerstehen  wird,  schliefst  sich  dem Grab-  
 L a i   an,  das  uns  als  die Ruhestätte  einer Heiligen,,  Fatmeh  mit Namen,  der  
 ¡Tochter  des  Imdm  Musa  Qasim,  bezeichnet  ward.  Das  Schlofs,  mit  seiner  
 ¿lestungartigen Umgebung,  versetzt  in  die  glanzvollen Zeiten  der  persischen  
 »Geschichte,  da  es  uns  als -Qasr  d.  h.  Schlofsburg  des  grofsen  Schah  Abbas  
 ¿besonders  ’gerühmt'  wurde.  .Aufser  diesen  Denkmälern ,  die  vielleicht  an  
 Eich  wenig  bedeutend  sind ,  aber  durch  die  nachlässige  Umgebung  elender  
 (Hütten  merkwürdig  gehoben  werden,'• befinden  sich  im  Umkreise  des  mo-  
 Idernen  Mauerringes  zwei  ältere  Taubenthürme ,  die  in  keiner  Weise  von  
 [der  oben  beschriebenen  modernen  Bauart  eine  Abweichung  in  Bezug  auf  
 (Ablage  und  Ausschmückung  darbieten. 
 Von  dem  grofsen  Dorfe  Pejyüseht  an,  bald  hinter  Mohammedijeh,  be-  
 Iginnt,  der  eigentliche Vegetationsreichthum,  dessen  schmucker Anblick  sich  
 [dicht  am Fufse;der Hügelketten wie  ein  grünes,  wellenförmig geschlungenes  
 ¡Band  hinzieht  und  kaum  einen  Durchblick nach  dem  Silberstreifen  des  nah-  
 I gelegenen  Wassers  gestattet.  Das  Dorf  Seherda,  weiter  unterhalb,  stimmt  
 [beinahe  romantisch  und  ruft  heimathliche  Erinnerungen  wach,  die  leider! 
 hier  so  schlecht  au  der  Stelle  sind.  Auf  einem  einsamen  Felsenkegel  hin-  
 i  ter  dem  Orte  liegt- nämlich  wie  eine  Ritterburg  aus  deutschem  Mittelalter  
 l eine  alte  Feste,  deren  Rudera  auf  das  grüne  Laubdach  am  Fufse  des  Fel-  
 Isens  trübselig  herniederschauen.  Je  mehr  man  sich  der  romantischen  
 [  Burgruine  nähert,  je  deutlicher  schmilzt  das  ganze  Gebäu  zu  einem  ver-  
 |  fallenen,  faulen  Erdklumpen  zusammen,  ohne  alle  Romantik,  ohne  alle  
 I  Poesie,  ohne  jeden  Nebengedanken,  welcher  die  Phantasie  zu  beschäftigen  
 I im  Stande  wäre. 
 Das, unbefestigte Dorf Tehrdn  ist  ziemlich  grofs  und  von vielen Gärten  
 1 umgeben.  Bei  unserem  Einzug  ging  der  Weg  mitten  über  den  Leichen