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 H  “  R  .  M]! eU  mcht’  um  den  Beg"ff  der  Stadt  zu  vervollständigen,  
 de  en Bewohner  hler  an  dieser Stätte  ein  so merkwürdiges Werk verrichte;  
 aben.  Wir  gingen  und  stiegen  von  Haus  zu Haus.  Die  steinernen Naturdecken  
 in  den Wohnstätten  sind  zum  grofsen Theil  eingestürzt,  die letzteren  
 bestehen  meist  aus  einem  Zimmer,  doch  haben  viele  aufser  dem  Hauptgemache  
 nach  der Strafse  zu Hinter-  und  Seitenzimmer.  Die  gröfste  aller An- 
 S d   i  n  T ° hnUDg  d6S  j edesmali^ tt  Beherrschers  der  steinernen  
 Stadt darzustellen.  In  einer Art  von Vestibül  befinden  sich Bogenwölbungen, 
 i  rnamente  in  folgender  Zeichnung  schmücken  die  ganze  Decke.  Ein 
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 anderer  Baum,  nicht  minder  interessant  als  der  vorige,  scheint  als Kirche  
 oder  Tempel  gedient  zu  haben.  Die  Säulen,  welche  aus  dem  Stein  her-  
 ausgeaibeitet  waren,  sind  gegenwärtig  zerschlagen,  doch  sind  die  Säulen- 
 S T   “°  / ° Drhanden-  0rnamente  e™ r n   durch  ihren Zahnschnitt  an das  
 beite  141  d.  B.  beschriebene  altpersische  Ornamenturwerk.  Merkwürdig ist  
 es  dafs  sich  an  den  Decken  mehrerer  Häuser  in  der  Richtung  nach  der  
 ur  zu  Balken  in  halber  Baumrundung  befinden,  welche  einzeln  oder  zu  
 je   zweien  in  einer  gewissen Entfernung  neben  einander  liegen  und  auf der  
 Stelle  an  die  steinernen  Palmbaumdecken  in  manchen  Felsengräbern  um  
 die  zweithöchste  altägyptische  Pyramide  bei  dem  arabischen  Dorfe  Gizeh  
 erinnern.  Offenbar  lag  hier  wie  dort  die  Absicht  der  Steinarbeiter  zu  
 Grunde,  durch  die  so  sonderbare  Deckensculptur  an  den  ursprünglichen  
 Holzbau  der  Wohnungen  zu  mahnen.  Bestätigend  für  diese  Annahme  ist  
 dafs  man  an  der  Decke  des  von  mir  oben  als  Kirche  oder  Tempel  be^  
 zeichneten  Raumes  die  rohen  Baumstämme  zu  platten  Brettern  verwand 
 t   h a t,  als  ob  man  durch  diese  künstlichere,  fast  möchte  ich  sagen  
 civihsirtere  Gestalt  des  Baumholzes  die  vornehmere  Bedeutung  der  in  
 Rede  stehenden  Räumlichkeit  habe  auszeichnen  wollen.  Im  Innern  der  
 steinernen  Gemächer,  seltener  an'  den  Aufsenwänden  derselben,  befinden  
 sich  viereckige  oder  halbrunde Nischen.  Von  der Höhe  aus,  woselbst  man 
 von  manchen  mit  Fensteröffnungen  versehenen  und  augenscheinlich  zum  
 Auslugen  bestimmten  Gemächern  eine  prachtvolle Aussicht  über  das  ganze  
 Thal  hin  bis  weit  weg  hinter  Gori  geniefst,  führt  eine wahre Riesentreppe,  
 leider  gegenwärtig  sehr  verschüttet,  tief  in  dem  Felsen  in  einen  Höllenschlund  
 hinein,  der  indefs  nichts  weiter  darstellt,  als  den  Wassergang  der  
 Bewohner  der  steinernen  Stadt  nach  dem  Ufer  der  Kura  hin.  Alles  das  
 ist  höchst  kurios,  und  noch  heute  wie  damals  lege  ich  mir  die Frage  vor :  
 „Wer  hatte  dies  Alles  gebaut?  zu  welchem  Zweck  hatten  die  ehemaligen  
 Bewohner  dieser  Gegend  es  vorgezogen,  wie  die  Troglodyten  in  so  sonderbaren  
 Felsenkammern  zu  hausen?“  Die  zahlreichen  Inschriften  in  georgischen, 
   armenischen,  persischen  und  russischen  Charakteren  geben  keine  
 Auflösung  dieses  Räthsels,  da  sie  modern  sind  und  von  Besuchern  herzurühren  
 scheinen,  welche  wie  uns  die  Neugierde  nach  diesem  georgischen  
 Petra  geführt  hatte.  Dafs  nicht  blofse  Lust  am  Felsenbau  oder  Sehnsucht  
 nach  frischer  Luft  die  ehemaligen  Bewohner  der  Steinstadt  auf  diese  einsame  
 Höhe  gebannt  hatte,  läfst  sich  von  vornherein  denken.  Die  Reste  
 von  Festungsmauern  scheinen  darauf  hinzuweisen,  dafs  man  auf  diesem  
 Felsenneste' Schutz  und  Schirm  gegen  die  unvermutheten  Angriffe  gefährlicher  
 Feinde  gesucht  hat. 
 Am  3.  Mai,  Morgens  zehn Uhr,  safsen  wir  bereits  wieder  in  Tiflis,  
 woselbst  sich  gegen Abend  bei  starkem  Gewitter  ein  vollständiger Wolkenbruch  
 entlud.  Derartige  unzeitige  Geburten- des  himmlischen Wassers  sind  
 nichts  Neues  in  Tiflis, : da  beinahe  alljährlich  die  Strafsen  durch  Wolkenbrüche  
 überschwemmt  werden,  und  die  Kura,  in  welche  das  von  den Bergen  
 herabströmende Wasser  einen  Abflufs  findet,  oft  in höchst bedenklicher  
 Weise  zu  steigen  pflegt. 
 Der  Frühling  stand  in  seinem  vollsten  Schmucke  da  und  zeigte  sich  
 überall,  sogar  seit  einigen Tagen  bei  den  russischen  Soldaten,  welche Sommertracht, 
   d.  h.  weifse  leinene Beinkleider  und  weifse  leinene Mützen,  angelegt  
 hatten. 
 Den  4.  Mai.  Am  heutigen  Tage  sieht  man  überall  Kuchen  von  eigen-  
 thümlicher  Form  herumtragen,  oder  in  den  Läden  und  auf  öffentlichen  
 Plätzen  feilbieten.  Diese  Festtorten,  oft  schön  überzuckert,  mit  Kreuzen  
 und  Engeln  auf  dem  oberen Theile,  haben  die Gestalt  einer russischen Kirche  
 mit  runder Kuppel.  Sie  werden  als  Geschenke  zum  heiligen Osterfeste  
 dargebracht,  an  welchem  nach  der  Nachtmesse  um  zwölf  Uhr  das  Fasten