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 verabredet. 
 Meine  kranke  Wenigkeit  verlebte  von  neuem  eine  Schreckensnacht  in  
 Abadeh.  Meine  Schwäche  nahm  so  sehr  zu,  meine Kräfte  so  sehr  ab,  die  
 Dysenterie  hatte  mich  so  gepackt  und  meinen  Körper  so  zerrüttet,  dafs  
 ich  deutlich  fühlte,  es  ging  mit  meinem  bischen  Leben  auf  die  Neige.  
 Meine  ganze  Nahrung  bestand  seit  Isfahan  nur  noch  aus  Suppe  und  Reiswasser. 
   Ich wollte  wenigstens  nichts  unversucht  lassen,  was  ich  nach  meinen  
 ägyptischen Reiseerfahrungen  als Heilmittel  gegen  das  üebel,  dem  ich  
 anheim  gefallen  war,  hatte  nennen  hören,  und  erinnerte  mich  zur  guten  
 Stunde  des  Ricinusöles,  das  bisweilen  nicht  ohne Erfolg  in  den  Nilländern  
 angewendet  wird.  Die  wohlbezahlte  Dienstfertigkeit  eines  persischen Fer-  
 raschen  verhalf mir  nach  langem,  anfänglich  vergeblichen Suchen  zu  einer  
 Flasche  Raughen-gertschek-täz'eh  oder  frischen  Ricinusöles,  aus  der  ich  den  
 Abend  zu  Abadeh  einen  guten Schluck  that,  zugleich  mit  dem  festen Vorsatz, 
   da  ich  das  gänzliche  Schwinden  auch  der  letzten Kraft  voraussah,  in  
 Abadih  zurückzubleiben  und  die  Rückkehr  der  preufsischen  Karawane  auf  
 Leben  und  Tod  abzuwarten. 
 Hr. Baron  v. Minutol i   wandte  seine  ganze Ueberredungskraft  an,  um  
 mich  von  meinem  Entschlufs  zurückzubringen.  Alle  seine  so  herzlich  gut  
 gemeinten  Gründe  fruchteten  nichts,  nur  einer  schlug  durch:  die  Aussicht  
 hier  zu  bleiben  und  die  nahe  gelegene  Ruinenstätte  Persepolis  nicht  zu  
 sehen.  Aut-aut!  ich  schlug  freudig-traurig  ein,  den  Versuch  der Weiterreise  
 zu  wagen,  und  vertraute  meinem  Gotte j  ohne  dessen  Willen  ja  kein  
 Sperling  vom  Daehe  fällt.  Unser  Dragoman  hatte  gleichfalls  in  Abadeh  
 den  Höhepunkt  seiner  abnehmenden  Kräfte;  erreicht.  Er  vermochte  nicht  
 mehr  aufs  Pferd  zu  steigen  und  zog  es  vor,  mit  seinem  persischen Diener  
 in  Abadeh  zu  bleiben  und  die  Rückkehr  der  Karawane  abzuwärten.  Die  
 Europäer  und  Perser  in  Teheran  hatten  Recht  gehabt.  Es  ist  nicht  ge-  
 rathen,  bevor  man  sich  acclimatisirt  hat,  am  allerwenigsten  aber  in  der  
 Herbstzeit,  wo  Fieber  und  Dysenterien  in  Iran  grassiren,  eine  gröfsere  
 Reise  durch  Persien  zu  unternehmen,  will  man  sich  nicht  möglicherweise  
 den  schlimmsten  Folgen  aussetzen,  wie  dies  leider  die  Erfahrung  an  uns  
 allen,  bis  zu  dem  unglücklichen  Ende  unseres  vortrefflichen Ministers  hin,  
 in  so  trauriger  Weise  bestätigt  hat. 
 In  der  ersten  Frühe  des  zehnten  Octobers  nahmen  wir  Abschied  von 
 unserem  kranken  Mitgliede  der  Gesandtschaft,  zogen  bis  zum  Thore  der  
 Festung  Abadbh,  an  welchem  der  verschlafene  Wächter  sich  erst  geneigt  
 zeigte,  den  schweren  Riegel  zurückzuschieben,  nachdem  ihm  ein  Endrn  
 gespendet  worden  war,  und  erreichten  endlich  das  Freie,'  woselbst  die  
 nächtliche  Kühle  bereits  anfing  sich  in  der  empfindlichsten Weise  bemerkbar  
 zu  machen.  Unsere  Reise  war  nach  dem  Dorfe Murghdb  gerichtet,  in  
 dessen  Nähe  sich  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  die  Trümmerhaufen  von  
 Pasargadä  befinden.  Zwei  Wege  führen  in  verschiedenen  Stationen  dahin.  
 Der  eine,  der  Winterweg,  geht  in  ziemlich  grader  Richtung  über  Surmeh,  
 Khaneh-khorröh  und Dehebid,  der  andere,  der Sommerweg,  über  die Berge,  
 wobei  er  die  weiter  unten  genannten  Stationen,  zunächst  Jeklid,  berührt.  
 Der  bergige  Sommerweg  ist  im Winter  der Kälte  halber  kaum  zu passiren,  
 der  ebene  Winterweg  im  Sommer  kaum  vor  Hitze.  Wir  wählten  an  der  
 Grenzscheide  zweier  Jahreszeiten,  ungewifs  wie Hercules  am  Scheidewege,  
 den Winterweg,  lang  und  schlecht,  aber  kühl  und  luftig.  Bis  Jeklid  sind’s  
 fünf  Fersach,  etwa  sieben  Stunden  Rittes,  das  Dorf  ist  grofs  und  schön,  
 so  reich  mit Wasser  versehen,  dafs  man  von  den Bergen  herniedersteigend  
 an  das Ufer  eines  mächtigen Stromes  zu  kommen  vermeint.  Eine  herrliche  
 Vegetation  bietet  den  entzückendsten 'Anblick  dar,  schattige  Bäume  mächtigen  
 Umfanges,  grofses  und  kleines Gesträuch  in  dichten Gebüschen,  prangende  
 Gärten und Felder wechseln in unterbrochener Folge  ab,  während  sich  
 die Häuser  des Dorfes  unter  dem  breiten Schatten  der Bäume  oder  im grünen  
 Gehege  lieblich  verbergen.  Färber  waren  eifrig  beschäftigt,  im  klaren  
 fluthenden  Wasser  ihre  Zeuge  zu  waschen,  die  Frauen,  in  lange  weifse  
 Tücher gehüllt,  standen am Ufer,  um uns neugierigen Blickes  nachzuschauen,  
 an  ihnen  vorüber  zogen  wir  zwischen  lustigen  Gärten  und  leidlichen  Gehöften  
 einher, -  um  nach  dem  langen  Ritte  das  ziemlich  hoch  gelegene  
 Quartier,  unser  heutiges  Menzil,  mit  der  stillen  Hoffnung  auf  behagliche  
 Ruhe  zu  beziehen.  Das  von  uns  bewohnte  Haus  sah  etwa  wie  das  Kastell  
 eines  verarmten  Landedelmannes  aus.  Alles  bis  auf  die Wände  hin  zeigte  
 von  ehemaliger Prachtliebe  und Wohlhäbigkeit,  war  aber  heut  zu Tage  bereits  
 alt  und  abgenutzt.  Meine  fortdauernden  Schmerzen  gestatteten  mir  
 leider  keine  auch  noch  so  kurze  ExCursion,  so  dafs  ich  neben  der  Naturschönheit  
 dem  Orte,  welchen  die  alten  Geographen  Iqlid  schreiben,  nur  
 nachrühmen  kann,  was  die Bücher  vermelden,  dafs nämlich  etliche Gelehrte  
 daraus  hervorgegangen  sind.