Hauptallee, die wir zunächst eingeschlagen hatten, lagen lange, von prächtigen
Werksteinen erbaute Bassins, freilich statt mit kühlendem Wasser
nur mit den abgefallenen und verdorrten Blättern der herrlichen Platanen
in der Nähe erfüllt. Bald bogen wir in den grofsen Garten rechts ein und
befanden uns endlich im Angesicht eines Wunderbaues, den uns der Gouverneur
der Stadt für die Zeit unseres Aufenthaltes in Isfahan als Quartier
angewiesen hatte. Rothjackige Serbazen bildeten an den Stufen der breiten
Steintreppe, welche in das Innere führte, eine Art Ehrenwache und prä-
sentirten das Gewehr, sobald der preufsische Eltschi und; fder persische
Wezir sich dem Gebäude näherten.
Ku-dscha hestim „Wo befinden wir uns?“ war die erste Frage, welche
wir an die Nächststehenden der unzertrennlichen persischen Umgebung
richteten. Der heschte behischt „In den acht Paradiesen“, war die ebenso
schnelle als gefällige Antwort. Da hatten wir’s. Im Paradiese! Wir
durften uns nicht mehr wundern; diese Aufklärung benahm uns Erstaunen,
Schrecken, Schüchternheit, Beklommenheit, mit einem Worte alles,
was auf uns einen so räthselhaften Eindruck hervorgebracht hatte. In
acht Paradiesen hört das Wundern billigerweise auf, und wenn man sich
wie mit einem Schlage in die Zauberwelt von Tausend und eine Nacht versetzt
sieht, da soll man sich lieber die Augen wach reiben und so lange
der wirkliche Zauber währt in vollen Zügen geniefsen, was es zu geniefsen
giebt. Die Bezeichnung der a c h t P a r a d i e s e soll ihren Grund darin
haben, dafs in der Königsstadt, welche wir so eben betreten haben und
welche heut zu Tage gewöhnlich als Daulet bezeichnet wird, sich acht
grofse, von einander gesonderte Gartenanlagen herauszählen lassen. Doch
muss ich bemerken, dafs ich von einzelnen Isfahanem auch die Benennung
heschtilm behischt „das a c h te Paradies“ gehört habe, ohne dafs meine Gewährsmänner
im Stande waren, mir eine Erklärung darüber zu geben.
Ich weifs nicht, wie ich unsere damalige Prachtwohnung bezeichnen und
malen soll. Es ist ein phantastischer Bau, zu dem ganz Asien, wie es scheint
bis nach China hin, die Blüthen seiner originellen Kunst beigesteueft hat.
E r ist nicht persisch, nicht indisch, nicht chinesisch, — er ist alles zugleich,
die verschiedenartigsten Elemente zu einer harmonischen Einheit verschlungen,
die wohlthuend wirkt, für das Auge angenehm ist, aber in Details zu
zergliedern keine Möglichkeit darbietet.
C h a rd in , der in der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts dies Ge-
■ bäude in seiner vollständigen Pracht gesehen, giebt eine genaue Beschrei-
Ibung desselben, die wir hier anzuschliefsen um so. weniger anstehen dürfen,
■ als der Aufenthalt der ersten preufsischen Gesandtschaft in demselben schon
■des historischen Interesses halber ein näheres Eingehen rechtfertigt.
Ich habe bei Erwähnung der Gärten, — so erzählt der getreueste ße-
■schreiber Persiens, 9 welche an der Seite der schönen Allee Isfahans liegen,
» d ie Beschreibung eines Salons versprochen, der sich in einem jener Gärten
■befindet, in dem sogenannten N a c h t ig a l l -G a r te n . Um meinem Vers
p r e c h e n besser nachzukommen, lege ich eine Zeichnung dieses schönen
■ Salons vor , welcher unter dem Namen Amarat behescht (Imaret-i-behiseht)
»bekannt ist. Ich habe schon die Bemerkung gemacht, dafs;amarat so viel
■ als L u s t- o d e r P r u n k h a u s , und behescht der zehnte Himmel bedeutet;
■ es heilst also so viel als d e r S a a l d e s P a r a d ie s e s . Dieser Salon, wel-
K eher beinahe sechszig Sehritt im Durchmesser hält, ist in Gestalt eines
I unrfegelmäfsigen Siebeneckes mit sieben Seitenwänden angelegt, von denen
I die hintere viel breiter als die anderen ist. Der mittlere Theil hat die
■ Gestalt eines zusammengedrückten Kuppelbaues, sechszehn bis achtzehn
K Toisen (d. h. also ca. 100 Fufs) hoch, von Wandpfeilern in Schwibbogenform
■ getragen, und zwar in gleicher Zahl mit den Ecken. Das Ganze ist mit einer
I Mosaikdecke von ausgezeichneter Arbeit geschmückt. Die Wandpfeiler sind
■ in der Runde von zwei Stockwerken durchbrochen, und zwar so, dafs die
I Gallerien ringsherumlaufen; und da hat man hundert kleine Gemächer, die
I prachtvollsten der Welt,’ angebracht und ausgespart und mit Lichtblenden
■ versehen ; die indefs- hell genug sind für die Ergötzlichkeiteta, für welche
I diese Räume bestimmt sind. Dabei ist kein einziger zu entdecken, der mit
I dem ändern Aehnlichkeit hätte, sei es in Gestalt, sei "es in der Architektur
I oder in Ornamentation und Ausdehnung der Mafse. Ueberall findet sich
§ etwas Verschiedenes und Neues: hier sind Kamine angebracht, dort Wasser-
I becken mit Springbrunnen, welche von Röhren gespeist werden, die in die
I Wandpfeiler eingemauert sind. Dieser Wundersalon ist ein wahres Laby-
I rinth; denn oben verirrt man sich allenthalben, und dazu liegen die Treppen
I so -versteckt, dafs man sie nicht leicht erkennt. Der untere Theil ist bis auf
I zehn Fufs Höhe in der Runde mit Jaspis bekleidet; die Geländer sind aus
I vergoldetem Hölze, die Fensterrahmen von Silber und die Scheiben von
I Krystall oder feinem buntfarbigem Glase. In Bezug auf die Ornamentation
I läfst sich nichts ausführen, worin mehr Pracht und Zierlichkeit zu gleicher