acker, woselbst Weiber mit lautem Geheul über einen Todten Leide trugen.
Wir bezogen ein geräumiges, dem Anschein nach reinlich gehaltenes "Gehöft.
Statt der flachen Decken fanden sich in den einzelnen Gemächern
unseres Menziles Gewölbe- und Kuppelbauten vor, an deren innerer, vom
Rauch geschwärzter Wandung getrocknete Weintrauben für den nahen Winter
wie Würste zur Räucherung aufgehängt waren. Der Wirth, welcher
uns mit grofser Bereitwilligkeit die Hallen seiner Wohnung gastlich geöffnet
hatte, überschüttete den „geehrten Wezir“ mit PischkescKs an Früchten
der Jahreszeit, darunter auch eine -kleine Art nie gesehener Melonen,
die etwa so grofs wie Aepfel, ungeniefsbar, aber zum Ersatz des
fehlenden Wohlgeschmacks äufserst wohlriechend sind. Ihr Name, sonderbar
genug gebildet, ist Destembu und bedeutet so viel als „meine Hand
riecht wohl“. Spafshaft war es, als die Weiber des Gehöftes, - schon nachdem
wir ein Paar Zimmer eingenommen hatten; mit gröfster Hast eintraten
und unbekümmert um die fremde männliche Einquartierung aus allen Winkeln
und Ecken verborgenes Getreide herausholten und zu retten suchten.
Der Wekil unserer militärischen Begleitung sah ihrem.-Gebahren . anfangs
mit leisem Gemurmel und kopfschüttelnd zu, strich sich dann mit der Hand
sehr würdevoll durch den Bart und geiferte in ächt persischer Wortredig-
keit gegen sie los: „Wer sind sie, die Grofsen, wer seid ihr, Har im, dje
kleinen? Wifst ihr, welche Ehre gewürdigt hat euch zu beschatten?“ und
in dem Styl athßmlos^ weiter bis zum schliefsenden„Uuh, ,Uuh!“
Auf meinen Reisen, sowohl in Europa als in Afrika, und jetzt auch
noch in Asien, habe ich die sich eigentlich von selbst aufdrängende Beobachtung
gemacht und mit ziemlicher Vorliebe und Consequenz zu verfolgen
gesucht, dafs die geographische Vertheilung der Völker-Rassen und,Stämme
auch äufserlich durch einen wesentlichen Theil der Tracht gekennzeichnet
ist: durch die Bedeckung des Hauptes. Ich hätte den Muth, eine Hut- und
Miitzen-Ethnographie durchzuführen, deren charakteristische Merkmale wenig
oder, nichts zu wünschen übrig lassen sollten. Ich sehe nur die Mütze
des betreffenden Individuums und bin im Stande-sofort seine Herkunft zu
bestimmen, von dem kosmopolitisch - civilisirtßn schwarten Hute des centralen
Europäers an bis zu der enganliegenden Kappe des sudanesischen
Negers hin. Persien gehört in die Region der stolzen, hohen, spitzen
Mütze, welche nordwärts hin der pelzverbrämten Aufsenseite huldigt, während
nach dem Süden Tuch und Baumwollenstoffe allmählige Abstufungen
bilden. In Hamadan verschwindet zuerst die Pelzmütze, und macht der
blauen Tuchmütze Platz, welche mit Streifen bunten Kaschmirs besetzt un
milchmalem Pelzrande versehen ist. Mit dem Eintritt in das Gebiet von
Isfahan und eine Strecke vorher tritt plötzlich die spitze Mutze von bunt
bedrucktem steifem Baumwollenstoffe auf, die an den Seiten, da wo die
Ohren, etwas aufgeschlitzt sind und auf den glattrasirten Köpfen wie Narrenkappen
aussehen. '
R aui 26. September wurde in der Nacht gegen drei Uhr aufgebrochen
„nd nach einem Marsche von fünf Stunden die Strecke von vier Fersach
bislzur nächsten Station Nedschefabad in der angenehmsten Morgenkühle
zurüßkgelegt. Der Weg führte in südöstlicher Richtung zunächst an der
linken Seite eines laut murmelnden Gewässers,entlang, welches ein ziemlich
Starkes. Gefälle auf der ganzen Strecke unserer gemeinschaftlichen
Nachbarschaft hatte und mit lebhaftem Wellenschläge nach Isfahan zuflofs.
Baldilenkte aber der Weg von dem Rvdkhaneh seitwärts ab, um noch nach
der [grofsen und schönen Karawanenstrafse zu führen, die ihre langen
weiften Furchen auf der abwärts fallenden Hochfläche dahinzieht und bis
nach dem heutigen Menzil geleitet, dessen zahlreiche Gärten von dem
wiedereintretenden Gewässer sattsam bespült werden. Wir trafen auf der
ganzen Reisestrecke viele Kameel-Karawanen, die reichlich beladen waren
und Waaren von Jesd (besonders rothe Farbehölzer) und von Isfahan .nach
Hamadan überführten. Die Fufswanderer, denen wir vereinzelt und truppweise
begegneten, verleugneten in keiner Beziehung die persische Artigkeit,
riefen bei der gegenseitigen Annäherung ein höfliches Salam aleikum!
oder kho8ch orhedid (Seid willkommen)! oder oghur basched! entgegen und
boten sehr artig prächtig aussehende Granatäpfel, die hier in der Gröfse
von der eines Apfels bis zu. der eines Kinderkopfes hin variirten, als Pisch-
Jcesch unserem Eltschi an. Auch Mer, wie später in der Folge bis nach
Schiraz hin, fanden wir zwei verschiedene Sorten von Granatäpfeln. Die
eine, von aufsen weifs, fast unreif aussehend, hat im Innern weifsröthliche
Kerne und mundet,süfslich-wässrig mit einem Nebengeschmack, der an die
heimische Zuckerschote erinnert. Die rothe Art dagegen hat purpurrothe
Kerne und schmeckt angenehm säuerlich. Die Perser empfehlen die letztere
Störte vorzüglich zum Stopfen des Durchfalls, und wenn wir auch aus Erfahrung
durch den Genufs der rothen Granatäpfel nicht Hebung unserer
Dysenterien fanden, so steht doch so viel fest, dafs wir nach demselben