zu den Vorbergen der Plateaus von Schimrdn, hinter denen sich die steile,
unzugängliche, von oben bis unten mit Schnee bedeckte Felsenmauer des
Elburs erhob. Ein dunkelblauer Wolkenschleier verhüllte den Kamm desselben,
so dafs es den Anschein hatte, als verlöre sich der Berg in die
Unendlichkeit des Himmels. Ein zweiter Nebelstreif bedeckte die im Hintergrund
des Bildes liegende Stadt Teheran. Bisweilen zerrifs der dunkle
Schleier oben wie unten und gestattete auf wenige Augenblicke den Anblick
einzelner Stellen des sonnig erleuchteten schneeweifsen Gebirgskam-
mes oder der Moscheenkuppeln und einzelner hochliegender Gebäude der
Residenzstadt Teheran.
Neue Kraft schien bei dem Anblick der S tad t, die uns hier in Persien
auf unbestimmte Zeit eine zweite Heimath geworden war, unsern vom
Ritte ermüdeten Körper zu durchdringen, der persische Kantschuh wurde
um den Leib des Pferdes mit lautem Knall geschwungen, die Sporen in
die Weichen des Thieres gedrückt und fort ging’s athemlos über Stock und
Stein, als gehörten wir zur wilden Jagd. Das Ziel schien so nahe zu sein,
und doch dehnte sich der schlechte, vom Regen durchweichte, von vielen
Gräben durchschnittene Weg endlos aus. Hatte man auf dem Neqqareh-
khanih der scheidenden Sonne den Abendgrufs zugeblasen und wir standen
nicht vor den Thoren Teherans, so konnten wir die Freude haben, in der
Nacht auf der Brücke vor dem geschlossenen Thore zu schlafen.
Immer tiefer sank die Sonne, die Berge zur linken Hand rosig Vergoldend,
Finsternifs zog von dem östlichen Horizont über den Himmel
her, immer fort ging’s im wilden Galopp, endlich und endlich ward Teheran
erreicht und hinter uns schlofs sieh das N eu e T h o r.
XII. Kapitel.
T e h e r a n z u r R e g e n - u n d W in t e r s z e i t .
Höher schlug das Herz, als wir n u n , freilich im langsamsten Schritt,
de bekannten Bazare der Stadt .durchritten, in denen man so eben die
malmenden Lampen angezündet hatte, um die düsteren Gange und Gei
b e derseiben zu erleuchten. Es war der Gedanke an das Wiedeinehn >
teilnahmsvoller Europäer, das mir für den A^ ellbllC^ aS ^
9 mich in Teheran eine zweite Heimath erkennen lieft . Ein mir be
Teundeter französischer Offizier, dem ich in einer Querstrafse begegnete
war Ranz erstaunt, mich in leibhaftiger Gestalt vor sich zu sehen, da ma
S S meinen Tod nach Teherän hin gemeldet hätte. Ich erreichte un-
L u l ] Z fand hier zürn grofi.» Glücke Alles in der beste« Ordmmg
vor Mein lieber Freund, der russische erste Legations-Secretair Hei
J e s s e n , hatte freilich auf meinen ihm von Isfahan schriftlich musge-
drückten Wunsch Siegel an Fenster und Thüren legen lassen und Nh»
durch möglichen Diebereien vorgebeugt, allem ich darf a u c h ^
kennen dafs der Mirza oder der persische Secretair unserer Gesandtscha
ebenso wie die Diener und Soldaten derselben sich als ordentliche Leute
•„ ,1er Todesnachricht benommen hatten.
Drei Tage später rückten meine zurückgebliebene» Reisegefährte»
„ i , der Karawane in Teherän e in, so dafs jetzt nach der M W
«o- üip Mitglieder der preufsischen Mission in der Ruhe stiller Hauslic
TeU e t g !— s Familienleben zu führen begannen. Die Theilnahme
der übrigen Gesandtschaften in Bezug auf das unglückliche Ende des ausgezeichneten
Chefs unserer Mission durfte als eine wahrhaft ruhrende^bezeichnet
werden. Sie äufserte sich durch zahlreiche Besuche und Co -
dolenzschreiben sämmtlicher in Teherän wohnenden Europäer, und gab ei
schönes Zeugnifs ab. der besonderen Liebe und Verehrung, deren sich trotz
tS S S R A seines Aufenthaltes in Persien, - - Minister im Leben
bei allen Schichten des Europäerthums zu erfreuen gehabt hatte. 9 Jahreszeit hatte die Stadt ganz und gar verwandelt