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 Unteihaltung  selber  suchten  die  Perser  den Mangel  an Bildung  und  Kenntnissen  
 durch  ein  fortgesetztes  Fragen  und  Betheuern  zu  verbergen,  und  
 das  „Ihr befindet Euch doch wohl?“ —  „Ihr  seid willkommen!“  —  „Welche  
 Ehre  für  uns!“  —  „Ihr  bemühtet  Euch!“  —  „Möge  der  Schatten  Eurer  
 Freundschaft  nie  abnehmen!“  wollte  gar  keinen  Schlufs  finden. 
 Der  28.  October  wurde  als  Tag  der  Abreise  festgesetzt.  Da  Baron  
 v.  M.  auf  alle  Fälle  den  Hafen  von  Bender-Duschehr  (gewöhnlich  Buschir  
 geschrieben  und  ausgesprochen)  zu  sehen  wünschte,  um  einer Dienstpflicht  
 und  dem  Zwecke  der  Rundreise  durch  Persien  vollständig  zu  genügen,  so  
 hatte  er  sich  kurz  entschlossen,  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Neffen,  Hrn.  
 v.  G ro lm a n ,  den  beschwerlichen  Weg  von  Schiraz  nach  dem  genannten  
 Hafen,  eine  Strecke von  sechszig Fersach,  in Eilmärschen  zu Pferde  zurückzulegen. 
   Der  Verabredung  gemäfs  sollte  ich  an  demselben  Tage  aufbre-  
 chen,  um  mit  der  ganzen  Karawane  in  den  gewöhnlichen  Tagemärschen  
 nach  Isfahan  zu  ziehen,  woselbst  unsere  Beisenden  von  Buschehr  aus  auf  
 Postpferden  spätestens  am  10. November  einzutreffen  gedachten.  Vereinigt  
 wollten  wir  dann  die  Kückkehr  nach  Teheran  auf  dem  kürzesten  Wege  
 über  Kaschän  und  Qum  antreten.  Der  Mensch  denkt,  Gott  lenkt.  Wer  
 hätte  ahnen  können,  dafs  der  Ritt  nach  den  Ufern  des  persischen  Meerbusens  
 ein  so  trauriges  Ende,  nehmen  würde?  Das  Schicksal  hatte  es  anders  
 gewollt.  Unser  geliebter  Chef  kehrte  nicht  mehr  zurück,  denn  der  
 Tod  hatte  ihn  auf  dem  Rückwege  nach  Schiraz,  kaum  neun  Stunden  vor  
 dieser  Stadt,  ebenso  plötzlich  als  unerwartet  ereilt. 
 Um  nicht  dem  Gange  der  Begebenheiten  v.orzugreifen,  knüpfe  ich  die  
 Schilderung  der  Reise  zunächst  an  den  Augenblick  unserer  Trennung,  an  
 meine  eigene Wanderung  und  an  die Begebenheiten  während  derselben  an. 
 IX.  Kapitel. 
 Von  S c h i r a z   n a c h   I s f a h a n . 
 In  der Frühe  des  23.  Octobers  standen  die  Pferde,  obwohl  spät,  bereit,  
 welche der Prinz-Gouverneur  von Schiraz in der gefälligsten Weise  aus  seinem  
 eigenen  Marstall  gewährt  hatte,  um  die  beiden Reisenden  nach Bender-Bu-  
 scMhr zu tragen. Der nestorianische Diener Jahijä begleitete sie und ein Gholam  
 des Prinzen  diente  als Führer.  Das Gepäck  war  leicht  genug.  Eine  Decke,  
 ein  Paar  Hemden,  etwas  Thee,  Zucker,  Brot  und Fleisch  war  das  einzige,  
 was  ein  jeder  mit  sich  führte.  Wehmüthig  nahm  ich Abschied  von meinen  
 theueren  Landsleuten.  Ich  dachte  nicht  an  Tod  und  Gefahr,  wohl  aber  an  
 die  grofsen Beschwerden,  denen  beide  auf  einem  so  anstrengenden  Eilntte  
 unvermeidlich  ausgesetzt  waren,  und  wünschte  ihnen  herzlichst eine  glückliche  
 Hin-  und  Herreise.  Hr.  v.  M.  war  heiter  und  fröhlich,  sein Gesundheitszustand, 
   wenn  auch  nicht  zufriedenstellend,  da  die  gastrischen  Leiden  
 immer  noch  nicht  aufgehört  hatten,  so  doch  der  Art,  dafs  an  eine  Gefahr  
 für  das  Leben  nicht  zu  denken  war.  Hr.  v.  G ro lm a n   erfreute  sich  des 
 besten  Wohlseins. 
 Meiner  eigenen  Abreise  von  Schiraz  um  dieselbe  Zeit  stellte  der  daselbst  
 geborene  und  sefshafte  Tscherwaddr  die  gröfsten Schwierigkeiten und  
 Hindernisse  in  den Weg.  Durch  die  Abwesenheit  unseres  Chefs  war  ihm  
 der  Kamm  geschwollen  und  er  hielt  sich  für  berechtigt,  weder  pünktlich  
 noch  überhaupt  mit  seinen  Thieren  zu  erscheinen,  um  das  fertig  Hegende  
 Gepäck  aufzuladen  und  ungesäumt  ’aufzubrechen.  Nachdem  ich  bei  den  
 höchsten  Stellen  in  Schiräz  meine  Klagen  angebracht  hatte,  erschien  er  
 am  nächsten  Morgen  d.  h.  am  24.  October  und  brach  erst  gegen  Mittag  
 auf,  nachdem  ich  ihm  zwanzig  holländische  Ducaten  hatte  vorauszahlen 
 müssen. 
 Einige  Strecken  ausgenommen,  bewegte  sich  die  Karawane  auf  denselben  
 Strafsen,  welche  wir  auf  dem Hinweg  von Isfahan  nach Schiräz  eingeschlagen  
 hatten.  Der  gute  Dr.  F a g e r g r in   gab  mir  das  Geleit  bis  zum  
 Teng-i-allahu-akhlr,  und  mit  dem  Versprechen,  sich  der  beiden  BuscUhr-  
 Reisenden  bei  ihrer  Rückkehr  nach  Schiräz  auf  das  Freundschaftlichste