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 visiren  und  den  patriotischen  Tag  in  Persien  nicht  ganz ohne äufsern Glanz  
 vorübergehen  zu  lassen.  Liebe  Frennde  trugen  nicht  ohne  Opfer  das  Ihrige  
 dazu  bei,  einen  schönen  Beitrag  zur  Verherrlichung  des  Festes  zu  
 gewähren.  Der  französische  Capitain  Ro us   hatte  ein  Feuerwerk  an  der  
 ganzen  Längsseite  des  inneren  Hofes  anbringen  lassen,  und  unser  treuer  
 Freund,  Herr  v.  Gas t e i g e r ,   höchst  kunstsinnig  mit  eigener  Hand  ein  
 mächtiges  Transparent  construirt,  welches  die  ganze  Fensterseite  der  genannten  
 Hauswand  ausfüllte.  Der  kleine  Saal  unseres  Hauses  war  sehr  
 bald  mit  lieben  und  werthen  Freunden,  Deutschen,  Franzosen,  Engländern  
 ,  Italienern,  denen  sich  der  persische  General  Dawud  Khan  angeschlossen  
 hatte,  welche  von  Herzen  in  das  kräftige  Lebehoch  auf  die  
 Preufsische  Majestät  mit  einstimmten.  Das  Feuerwerk  prasselte  und  knatterte  
 in  die Luft  hinein,  Raketen  und  Leuchtkugeln  fuhren  sausend  in  die  
 Höhe  und  schwebten  lange  über  Teheran,  und  in  mildem  Glanze  leuchteten  
 die  allegorischen Vorstellungen  und  sinnigen  Inschriften in  den Transparents. 
   Ich  kann  nicht  umhin  die  letzteren  hier  wiederzugeben,  da  sie  
 ein  rührendes  und  schönes  Zeugnifs  für  die  Empfindungen  ausdrücken,  
 welche  gewifs  die  ganze  deutsche  Landsmannschaft  zu  Teheran  auf  das  
 Aufrichtigste  mit  einander  theilte,  und  mir  gestattet,  den  Empfindungen  
 des  wärmsten  Dankes  gegen  meinen  lieben  österreichischen  Landsmann  in  
 dieser  Erinnerung  gerecht  zu  werden: 
 _  Gl ü c k ,   Hei l ,   Segen.   Wi lhelm  I.  2-2. März.  —  Vom  F el s   
 zum  M e e r e .^ S   Suum  cuique.   - •   Hoch  das   d e u t s c h e   Va t 
 e r l a n d .—  Ei n   Herz  ein  Sinn.   —  L i e b e t   buch  e i n a n der. 
   —  F o r t e s   f o r t u n a   juvat .   —  E i n e   Th r ä n e   der  We h -   
 muth.   —  w. MinutoTi . 
 Das  bescheiden,  aber  sicher  in  Teheran  niemals  froher  und  inniger  
 gefeierte  Fest  eines  Königs  konnte  zugleich  als  ein  Fest  des  Abschieds  
 gelten,  da  wir  unsere Abreise  auf  den  27sten  des Monats  angesetzt hatten.  
 Herzliche Wünsche  und Versicherungen  steter  und  bleibender  Freundschaft  
 wurden  unter  den  Anwesenden  ausgetauscht,  und  wir  nahmen  Abschied  
 von  unseren  Teheraner  Freunden  mit  jener  Rührung  und  Wärme,  welche  
 im  fremden  Lande,  fern  von  Europa,  der  Aufenthalt  und  das  getheilte  
 Leid  und  Freud  unter  Europäern  so  unwillkürlich  erzeugt. 
 Am  26.  März  hatte  ich  die  Ehre,  von  Sr.  Maj.  dem  Schah  nebst  den 
 übrigen  Mitgliedern  unserer  Gesandtschaft  zwei  Stunden  vor  Sonnenuntergang  
 in  einer  Abschieds-Audienz  empfangen  zu  werden.  Zum  letzten  Mal  
 holte  ich  die Uniform  aus  dem Kasten  hervor  und  begab  mich  in  dem  üblichen  
 Aufzuge  mit  meinen  Begleitern  zur  kaiserlichen  Burg. 
 Der Schah  ging  im Garten  spazieren.  Er  sah  im  Gesicht  gelblich  und  
 leidend  aus,  vielleicht  in  Folge  des  strengen  Fastens.  Er  war  mit  einem  
 französischen  braunen,  goldgestickten Uniformsrock  bekleidet,  den  ein goldener  
 Gürtel  mit  einer  grofsen  Rubinagraffe  zusammenhielt,  und  trug  darüber  
 ein  pelzverbrämtes  halbärmeliges Kaschmirkleid.  Nach dem  offiziellen  
 Abschiede  unterhielt  sich  S. M.  in  höchst  liebenswürdiger Weise  mit jedem  
 einzelnen  Mitgliede  der  Gesandtschaft,  und  brachte  mich  in  nicht  geringe  
 Verlegenheit,  als  er  mich  über  den  Krieg  mit  Dänemark  und  über  die  
 Natur  des  Bundestages  in  Frankfurt"  um  nähere  Auskunft  fragte. 
 Es  war  das  letzte  Mal,  dafs  wir  den  Schah  von  Persien  von  Angesicht  
 zu  Angesicht  sahen.  Sein  Bild  ist  sicher  einem  Jeden  von  uns  un-  
 vergefslich  geblieben:  das  männliche  Gesicht  mit  den  grofsen  schwarzen  
 stechenden Augen,  mit  dem  mächtigen Barte  unter der langgezogenen Nase.  
 Jeder  von  uns  theilte  den  aufrichtigen  Wunsch,  dafs  er  den  drohenden  
 Gefahren  der  Gegenwart  unter  Gottes  Beistand  entgehen möchte,  und  dafs  
 Iran  so  glücklich  wäre,'als  es  sein  Schah  wünscht.  J 
 XVII.  Kapitel. 
 A b r e i s e   v o n   T e h e r a n . 
 Ende  gut,  Alles  gut!  An  dem  regnigten  Nachmittage  des  27.  März  
 sprengte  eine  Anzahl  europäischer  Reiter,  neben  welchen  Leute  in  persischer  
 Tracht  im  schnellsten  Tempo  einherliefen,  die  gepflasterte  Strafse  
 der  Burg  entlang,  nach  dem  Hauptthor  der  Stadt,  dem Derwazeh-i-dewlet  
 zu  und  schlug  hier,  bei  dem  Grabdenkmal  des  Kopfes  des  bekannten  
 Khänes  von  Khiwa  vorbei,  die  Richtung  nach  der  grofsen  westlichen  Ka-  
 rawanenstrafse  ein.  Der  Zug  bestand  aus  uns  Preufsen,  die  wir  für  immer  
 der  Stadt  Teheran  Lebewohl  sagten,  aus  mehreren  europäischen  
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