Akropolis rühmlichen Andenkens ist mit einer dreifachen Mauer umgürtet.
Die erste davon ist mit vielen Kosten aufgerichtet, hat eine Höhe von
sechszehn Ellen, und ist mit Zinnen versehen. Die darauf folgende ist der
ersten ganz ähnlich in der Ausführung, jedoch um das Doppelte höher.
Die dritte hat eine quadratische Gestalt und steigt zu sechszig Ellen Höhe
auf und war aus einem harten und wie für die Ewigkeit geschaffenen Stein
wohl zusammengefügt. An jeder Seite befinden sich eherne Thore und
daneben eherne S t i e r e von zwanzig Ellen Höhe, diese um durch ihren
Anblick Schrecken einzuflöfsen, jene zur mehreren Sicherheit des Ortes
angebracht. Auf der östlichen Seite der Akropolis befindet sich in einem
Abstand von vier Plethra ein Berg, den man den k ö n i g l i c h e n heifst,
in welchem die Gräber der Könige lagen. Denn der Fels war dort aus-
gemeifselt, und hatte nach der Mitte hin mehrere Räume, in denen sich
die Grabstätten befanden, ohne irgend einen durch Kunst gemachten Zu-
gang, denn die Särge der Verstorbenen wurden dorthin mittelst künstlicher
Maschinen hinaufgehoben. In der Akropolis selber waren viele Herbergen
für die Könige und Feldherrn mit bedeutendem Aufwand hergerichtet und
Schatzkammern zur Aufbewahrung der Schätze in sehr zweckmäfsiger Weise
angelegt.“
Dieser Beschreibung zufolge bildete die Terrasse von Persepolis, wie
die Perser es nennen würden: das Ark oder die Akropolis der Stadt, welche
man sich, grade wie es noch heute bei dem persischen Städtebau der Fall
ist, von derselben abgesondert liegend vorzustellen hat. Die eigentliche
Stadt lag aufserhalb der drei Ringmauern, die unwillkührlich. an die hero-
dotische Schilderung Ekbatana’s erinnern (vergl Bd. I. S. HG6), und deren
dritte, die quadratisch angelegte und sechszig Ellen hohe, sicher dieselbe
ist, welche wir als die äufsere Umfassungsmauer der Terrasse von Persepolis
bezeichnet haben.
Als Alexander mit seinen Macedoniern die persische Königsburg erreicht
hatte, da soll, der Sage nach, jene Plünderung und Zerstörung Statt
gefunden haben, der die neueste Geschichte die Plünderung eines chinesischen
Königsplatzes in würdiger Wpise an die Seite setzen darf. Ja mehr
noch als dies, — als Alexander an der Seite der schönen atheniensischen
Buhlerin; Thais zu Persepolis dem asiatischen Bachus und der Venus seine
schwelgerischen Huldigungen, darbracht.', da soll die trunkene Gesellschaft,
an ihrer Spitze das schöne Weib, brennende Fackeln in die Räume des
Pallastes geworfen und das ganze Gebäude in Flammen gesteckt haben.
Zum Brennen gehören vor allen Dingen brennbare Stoffe, steinerne Gemächer
zünden nicht. Persepolis — mag Alexander oder die Buhlerin Brandstifter
gewesen sein oder nicht — mufste jedenfalls eine hinreichende Menge
Holz aufzuweisen gehabt haben, um mit einem Male in Flammen stehen
und, wie die Berichterstatter hinzufügen, in Asche versinken zu können.
Diese Vorstellung eines nothwendigen Holzbaues in Persepolis ist wichtig
genug; sie giebt einzig und allein das Mittel an die Hand, die leeren Räume
zwischen den einsam stehenden Thoren,.Wänden und Nischen und zuletzt
das fehlende Dach in der passendsten Weise auszufüllen. Persepolis bestand
aus einer Verbindung des Holzbaues mit dem Steinbau; in welcher
Weise der erstere auch immer zu Grunde gegangen sein mag, der letztere
allein hat als unzerstörbares Knochengerüst Jahrhunderte bis auf die gegenwärtige
Stunde überdauert.
Schreiten wir in der Richtung nach Osten vorwärts, so begrüfsen uns
die seltsamsten Thorhüter in Gestalt jener geflügelten Thiere, die als Doppelpaar
die vier Pilaster eines Doppelthores schmücken und aus ihnen
gleichsam herauszutreten scheinen, das aller Vermuthung nach den Haupteingang
in den königlichen Pallast bildete. An den Pilasterwänden, ein
herrlich weifsglänzender Marmor, befinden sich in langen Reihen Texte von
Keilschrift, welche ohne Veränderung des Inhaltes sich mehrere Male wiederholen.
Sie melden, dafs König Xerxes, der bekannte Griechenfeind,
diesen Thorweg habe ausführen lassen. Wir geben als Beispiel des altpersischen
Lapidarstiles die Worte der Inschrift nach Sp ie ge l s vortrefflicher
Uebersetzung:
E in g r o f s e rGo t t i s t Au r ama z d a , w e lc h er di e se Er d e schuf ,
w e l c h e r j e n e n H imme l schuf , we l c h e r den Me n sc h en schuf ,
we lc he r die Ann e h m l i c h k e i t schuf f ü r den Me nsc he n, we l c h e r
den Xe r x e s 1 zum König ma c h t e , den ‘ei n z ig en König V i e l e r ,
den e inzigen Ge bi e t e r Vieler .
Ich b i n Xe r k e s d e r G r o f sk ön i g , der König der Köni g e , der
Kön ig d e r L ä n d e r , die aus vi el en S tämmen b e s t e h e n , König
di eser g r o fs e n Er d e auch f e r n e r h i n , Sohn des K ö n i gs D a r i u s ,
der Achäme ni d e .
E s s p r i c h t Xe r x e s der Grof skönig: Dur c h die Gna de Au-
r ama z d a s h abe ich d i es e n Tho rwe g gema c h t , der a lle Völker