Felder und Praehtwiesen näeh vier Fersach am Fufse des Berges Sabbat-
Kuh an, der weniger steil als der erstere in die Höhe steigt. Die Berge
begannen sich mit Grün zu bekleiden, der Waldbestand war Buchenstammholz.
Auf und nieder, theils in der Tiefe der Thalsohle, theils an der
felsigen Lehne fortreitend,, kam ich endlich in ein zerworfenes, zerklüftetes,
vulkanisch geborstenes Terrain, wo die Natur Alles unterminirt hatte;
enorme Felsklumpen überragten die Bergstrafse, Steinlawinen und Engpässe
schienen jeden Durchgang zu versperren, an vielen scheinbar unzugänglichen
Höhepunkten zeigten sich vortheilhaft angelegte, jetzt verfallene
Verschanzungen, Thürme und Werke, welche an die persische Feudalzeit
erinnerten. Ein Kohlenmeiler hie und da gab dem überraschenden Bilde
eine romantische Staffage. Manchmal hörte man im Thale das Geklapper
einer Waldmühle als einziges Zeichen lebenden Wesens; der Baumwuchs
nahm an Ueppigkeit zu, wildschöne und liebliche Partien wechselten angenehm
ab. Am Ende des siebenten Tages gelangte ich auf die Anhöhe
des Berges Sabbatkuh, sieben Fersach zugleich Tschaparchanä ohne Pferde.
Hier wurde die Gegend äufserst anmuthig und nahm den Charakter unseres
wohlbekannten Salzkammergutes in der Umgegend von Ischl und Oberösterreich
an. Terrassenförmige Anlagen, die an den südtyrolischen Weinbau
erinnern, zeigten die ersten Spuren der Reispflanzungen. Die nach
Osten stark abfallende Thalsohle, von hohen bis an den Scheitel bewachsenen
Waldregionen eingeschlossen, war von einem Labyrinthe stufenförmiger
Abtheilungen bedeckt, in welche so eben das Wasser sehr ingeniös
geleitet wurde; die Luft war noch nicht von feuchten Miasmen inficirt, allerorts
traf man Regsamkeit, Industrie und Fleifs.
Die neunte Station führte mich fortwährend thalabwärts durch immer
dichter werdende Wälder, deren Thalsohle, urbar gemacht, mit Reis bebaut
wurde. Manchmal zeigte sich in einer Waldlichte seitwärts ein freundliches
Dorf mit schiefen Strohdächern, sehr häufig aber und in der romantischsten
Lage sah ich unter alten ehrwürdigen Baumgruppen Imam
ZadäKs, niedlich weifse Tempelchen mit rothen schiefabfallenden Ziegeldächern
bedeckt, von niederen Ringmauern umgeben, freundlich aus dem
grünen Dickicht herausblicken. Die Leute, obwohl arm, da der Reisbau
sie kärglich ernährt, das Holz aber keinen Gewinn abwirft, sehen reinlich
aus und sind artig, ihre Kleidung gebirgsmäfsig: kirschrothe Pumphosen
am Knie geschlossen, Strümpfe mit Riemensandalen, braune kurze
Lederjoppe und kurz abgeschnittene Pelzmütze nehmen sich gut und zweck-
mäfsig aus. Obgleich die Theuerung einerseits grofs is t, findet man doch
andererseits wieder einen merkwürdigen Gegensatz, denn ich kaufte ein
ganzes Lamm um 2 Gran, 3 Eier um 1 Schahi. Das Wasser, wenngleich
im Gebirge, ist warm und schlecht, Brunnen giebt es keine. Die Unterkunft
in dieser sechs Fersach langen Station war in einer von allen Seiten
freien, nur umzäunten und mit Stroh gedeckten langen Hütte, die man
Karawanserai zu nennen beliebte, wo ich in kühler Nachtluft das erste
Mal den Schakal heulen hörte. Der Weg bis hieher und weiter zieht sich
über sumpfige Waldstellen und Rutschlehnen unter stets dichtem undurchdringlichen
Laubzelte dahin, häufig ein elender Saumweg nur für das un-
ermüdete sichere Maulthier gangbar, und nicht selten giebt es Stellen, wo
selbst dieses, unschlüssig und zaghaft, wohin es den Fufs hinstellen soll, endlich
die Schnautze um Rath frägt und den tiefen schwarzen Schlamm mit den
Nüstern beschnuppernd den Weg sucht, der oft den kühnsten Bergsteiger
oder Moosjäger stutzend macht. Mit Ihren von Teheran mitgenommenen Reitpferden
wären Sie schwerlich durch gekommen. An mehreren Stellen ist der
Waldmorast zum Versinken, während wieder an einigen ^Felsvorsprüngen
nur gerade soviel Raum ist, dafs in denselben Fufstapfen ein Lastthier hinter
dem ändern passiren kann. Hier wird der Wald immer dichter und dunkler,
die Vegetation strotzt von Ueppigkeit und Fülle, der drei Klafter hohe
Buchs-, der wilde Feigen-, Nufs- und Lorbeerbaum, Rosen, Jasmin und
Schlingpflanzen, Eichen, Buchen und Linden, der armdicke wilde Weinstock,
Maulbeerbaum, Erdbeer, Himbeer, Mostbeere, Alles verschlingt
sich durch einander zu einem polypenartigen unentwirrbaren Netz. Die
Ricinuspalme, die Platane, das Geisblatt, die Tanne und Lärche machen
sich den Platz streitig, und die Atmosphäre ist von üppigen würzigen
Düften geschwängert ; die Nachtigall singt in diesem mysteriösen Halbdunkel
auch bei Tage ihr prächtiges Lied, die Amsel, das Rothkehlchen, der
kleine grüne Papagei, der Goldfasan und tausend andere Gattungen von
Vögeln beleben dieses Labyrinth von Zweigen. Windbrüche und Blitze
thiirmten colosSale Verhaue von alten morschen Bäumen über einander,
Epheu und Schlingpflanzen aller Art steigen vom Boden zur Krone der
Bäume empor und fallen wie ein Schleiernetz von diesen zur Erde nieder,
die prachtvollsten Grotten und Lauben bildend; dazwischen ragen
Bäume von acht Fufs im Durchmesser hoch empor, mit ihren riesigen Kro