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 jedoch  auf  das  Höchste  entzücken.  Der  persische  Derwisch  besitzt  
 ein  ungewöhnliches  Talent  zum  Erzählen,  er  ist  dabei  voller  Leben  und  
 Feuer,  und  seine  Phantasie  weifs  die  einfachste Geschichte  in  das  bunteste  
 Gewand  einer  reich  ausgeschmückten  Darstellung  zu  kleiden.  Die  Derwisch 
 Litteratur,  so  anziehend  sie  nach  manchen  Seiten  hin  ist,  lebt aber  
 nur  im Munde  der Erzähler  und  ist  weder  in Handschriften  noch  in Druckschriften  
 aufzufinden. 
 Ein  eigener  Bestandteil  der  Volks-Litteratur  bildet  das  alljährlich  in  
 Persien  aufgeführte  und  im  ersten  Bande  dieses  Werkes  beschriebene  religiöse  
 Schauspiel  der  «u,*»  (ta?zïeh)._  Die  Schauspieler,  meist  Handwerker  
 und  Kinder  ärmerer  Leute  unter  der  Oberleitung  eines  Dirigenten  
 ziehen  von  Stadt  zu  Stadt,  von  Dorf  zu  Dorf,  und  führen  jene  merkwürdigen  
 Dramen  auf,  deren  Inhalt  die  Legende  der Märtyrer  ist  oder,  wie  
 es  die  Perser  nennen,  das  ^   ( dscheng-i-sehehâdèh)  „der  Kampf  
 des  Glaubenszeugnisses“.  Die  Stücke  beruhen  auf  herkömmlichen  Texten,  
 die  jedoch  von  den  einzelnen  Schauspieler-Banden  vielfach  geändert,  verkürzt  
 oder  verlängert  zu  werden  pflegen,  je  nach  dem  Publikum,  vor  welchem  
 sie  aufgeführt  werden  sollen.  Die  einzige  vollständige  Sammlung  
 dieser  Dramen,  der  Zahl  nach  33,  welche  bis  jetzt  nach  Europa  gekommen  
 ist,  enthält  eine  persische  Handschrift  im  Besitz  des  Herrn  Alex  
 Chodzko.   Dieser  Gelehrte  hat  eine  kleine  Auswahl  derselben  als  Répertoire  
 du  théâtre  persan  in  einer  lithographirten  Ausgabe  der  wissenschaftlichen  
 Welt  Europas  zugänglich  gemacht.  Ein  grofser  Gewinn  wie  
 mir  wenigstens  scheint,  ist  für  die  persische  Litteratur  darin  nicht  enthalten, 
   da  es  eben  Theaterstücke  sin d ,  die  nicht  zum  Lesen,  sondern  für  
 die  dramatische  Darstellung  bestimmt  sind.  In  der  Abbildung  hierneben  
 habe  ich  nachträglich  die  getreue  Copie  des  Anblicks,  der  sich  uns  bei  
 der Aufführung  der  Ta?zieh  in  dem  Hofe  der  Moschee  von  Rustemabdd  am 
 20.  Juli  1860  darbot.  Ich  verweise  auf  die  genaue  Beschreibung  im  ersten  
 Bande  S . 263 fl. 
 Wenn  ich  hieran  einige  Bemerkungen  über  das  Wesen  und  die  Verbreitung  
 der  persischen  Sprache  reihe,  nebst  einer  Notiz  der-anderen  in  
 Persien  gesprochenen  Idiome,  so  geschieht  dies  wiederum  nur  in  soweit,  
 als  ich  mich  innerhalb  der  Grenzen  eigener  Erfahrungen  und  Beobachtungen  
 bewege.