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 Bahrdm  nun,  der  sich  durch  seine  Leidenschaft  für  das  edle  Waidwerk  
 auszeichnete  und  mit  besonderer Vorliebe  den Gur  oder  wilden Esel  jagte,  
 cursirt  bei  den  Persern  noch  heutigen  Tages,  wenn  auch  in  verschiedenen  
 Redactionen,  eine  Anecdote,  deren  Pointe  die  Sentenz  ist:  dafs  man  nur  
 dadurch  etwas  Gutes  zu  leisten  im  Stande  sei,  wenn  man  dasselbe  häufig  
 übe,  oder  nach  einer  ändern  Auffassung:  dafs  man  in  einer'Sache  Vollkommenheit  
 nur dadurch  erreiche,  dafs  man  sie  eben nicht  halb mache  (kdr  
 niku  her den  äz  f ü r   kerden  est). 
 König  B a h r d m - g ü r ,   so  erzählen  die  Perser,  begab  sich  eines  Tages  
 auf  die Jagd,  begleitet  von  einer  seiner  schönsten  Sclavinen,  für  welche  er  
 grofse  Zärtlichkeit  hegte.  Auf  einem Hügel  machte  er  Halt,  afs  und  trank  
 und  gerieth  der Schönen  gegenüber  in  jene  fröhliche  Laune,  welche  so  oft  
 zu  verderblichen  Versprechungen  geführt  hat.  Der  König  wendete  sich  in  
 diesem  Falle  an  die  schöne  Frau  mit  den  Worten:  „Wünsche  dir  etwas  
 und  ich  werde  es  dir  erfüllen,  was  es  auch  immer  sein  möge!“  Zufällig  
 jagte  eine  Schaar  flüchtiger  Gazellen  vorüber.  Sie  sehen  und  dem  König  
 sofort  entgegnen:  „So  wünsche  ich  denn,  dafs  du  die  männlichen  Thiere  
 dieser  Heerde  den  weiblichen  ähnlich  machst  und  die  weiblichen  ähnlich  
 den  männlichen,  und  ferner,  dafs  dein  Pfeil  den  Fufs  einer Gazelle  an  ihr  
 Ohr  nagele“,  —  war  Sache  eines Augenblicks.  Der  König,  der  sich  weder  
 von  der  Sclavin,  noch  von  seinem  Gefolge, verspottet  zu  sehen  wünschte,  
 sendete  sofort  einen  Pfeil  nach  dem  Ohre  einer  Gazelle.  Vom  Schmerze  
 getrieben,  kratzte  sich  das Thier  mit  einem  Fufse  am Ohre.  In  demselben  
 Augenblick  heftete  ein  zweiter  Pfeil  des  Königs  Ohr  und Fufs  aneinander.  
 B a h r d m - g ü r   hatte  die  Hälfte  seines  Versprechens  erfüllt,  noch  blieb  die  
 andere, »schwierigere  zu  erfüllen  übrig.  Er  schwang  sich  auf  sein  Rofs,  
 jagte  der  Heerde  nach  und  schofs  mit  Pfeilen,  an  deren  Spitze  zweischneidige  
 Eisen  angebracht  waren,  die  Hörner  der  männlichen  Gazellen  
 ab,  während  er  den  weiblichen  andere  Pfeile  einbohrte,  die  ihnen  das Ansehen  
 hörnertragender  männlicher  Thiere  gaben.  Triumphirend  kehrte  er  
 zurück,  empfing  aber  an  Stelle  des  erwarteten Glückwunsches  von  der Dame  
 die  schnippische  Bemerkung:  Khub  kerden,  äz  bessiar  kerden  est  „Etwas  
 Aufserordentliches  zu  leisten  sei  eine  Folge  der  Gewohnheit“.  Der  König  
 darüber  erbittert  jagte  die  schöne  Sclavin  fort,  die  sich  in  die  Einsamkeit  
 zurückzog  und  damit  beschäftigte,  alle  Tage  ein  ebengebornes  Kalb  eine 
 gewisse  Strecke  zu  tragen.  Zuletzt  hatte  das  Kalb  die  ansehnliche  Gröfse  
 eines  ausgewachsenen  Rindes  erreicht.  Auf  seinen  Jagden  begegnete  ihr  
 der  König  zufällig,  ganz  erstaunt,  wie  sie  im  Stande  sei,  eine  solche  Last  
 zu  tragen.  Auf  seine  Frage  darüber  erwiederte  sie:  Khub kerden,  äz bessiar  
 kerden  est  Natürlich  sah  der  König  die Richtigkeit  dieses  Satzes  jetzt  ein  
 und  nahm  die  Schöne  wieder  in  Gnaden  auf. 
 Von  diesem  Bahrdm-gür  zählt  man  in  ganz  Persien  eine  Menge  Baulichkeiten  
 oft  nur  blofse  Schutthaufen  — * auf,  die  sämmtlich  seinen  
 Namen  tragen,  gewöhnlich  mit  einem  Vorgesetzten  Qasr  d.  h.  Schlofs  oder  
 Burg.  Dahin  gehört  auch  das  Bahrdm-gür  bei  Dehebid.  Antiquitäten,  wie  
 Münzen,  geschnittene Steine  und  dergleichen mehr  giebt  es  auf dem Terrain  
 von  Dehebid  nicht,  ln  der  Nähe  desselben  führt  ein  klares Wasser  vorbei,  
 das'  aber  salzig  schmeckt.  Die  Steine  darin  sind  ohne  Ausnahme  mit  
 einem  weifsen  (Kalk-?)  Ueberzuge  bedeckt.  In der Tschaparkhaneh  sowohl  
 als  in  der  Karawanserai  sah  es  elend  aus.  Weder  Hühner  noch  Eier  noch  
 Brot  noch  Holz  wären  für  Geld  und  gute  Worte  zu  haben.  Alles  mufs  
 meilenweit  von  einem  Dorfe  „pain“  d.  h.  unten  geholt  werden. 
 Bei  schönem Mondschein .und  einer Kälte von — 6 0  bis j|§-7  0  Reaumur  
 zogen  wir  Morgens  vier  Uhr  unter  dem  Klange  der  Karawanen-Glocken  
 zum  Thore  des, Posthauses  hinaus.  Die  grofse  Strafse  führte  in  nördlicher  
 Richtung  auf  niedrige Hügelketten  los.  Die Wassertümpel in der Umgegend  
 waren  mit  einer Eiskruste  bedeckt  und  die  saure Milch  im Beutel  zu  einer  
 ungeniefsbaren  Eismasse  gefroren.  Die  Kälte  schien,  statt  abzunehmen,  
 im  Zunehmen  begriffen  zu sein.  Vor  allen  litt  unsere,  nur  dünn  bekleidete  
 persische  Begleitung.  Die  armen  Leute  safsen  erstarrt  auf  dem  Rücken  
 der  Saumthiere,  sie  waren  nicht  im  Stande,  auch  nur  einen  Schritt  zu  
 gehen.  Die  bittere  Kälte,  welche  zu  dieser  Zeit  in  unserem  Vaterlande  
 sicher  nicht  vorhanden  ist,  erklärt  sich  freilich  durch  die  hohe  Lage  dieses  
 Plateau’s,  das  sich  viertehalb  bis  fünf  Tausend  Fufs  über  dem  Meeresspiegel  
 erhebt.  Nach  zweistündigem Ritte  wurde  die  Luft  bald  nach  Sonnenaufgang  
 milder. und  angenehmer  und  die  erwärmenden  Strahlen  der  
 Sonne  verfehlten  nicht,  ihre  wohlthätige  Wirkung  auf  uns  alle  auszuüben. 
 Die  lange  Hügelkette,  von  der  ich  oben  gesprochen,  trennt  das  Plateau  
 von  Dehebid  von  einem  zweiten,  in  dessen  Mitte,  weit  sichtbar  von  
 der  Höhe  des  Bergrückens  aus,  eine  Karawanserai  .gelegen  ist.  Sie  ist  
 aus  Feldsteinen  und  Mörtel  aufgeführt  und  soll  ihren Ursprung  bis  auf  die