luftiger Bau auf, welcher durch die besondere Sorgfalt in seiner Ausführung
von vornherein auffallen mufste und, wie wir gleich bemerken werden,
in der That als Aufenthalt des verbannten Sadrazam eine Bedeutung
erhält. Wir zogen durch das zweite Stadtthor an der uns zugekehrten
Seite in die Stadt ein, welche ärmlich, unschön und kothig aussieht, so
liederlich, wie nur immer eine Provinzialstadt in den „geehrten Königreichen
Iran’s“. Das Haus, welches wir bezogen, war leidlich, obwohl der
gröfste Theil desselben zerfallen und zerborsten war. Ein grofser Talar,
in dem inneren-Hofe gelegen, diente wie gewöhnlich als Quartier bei Tag
und bei Nacht. Zuckerwerk und Früchte, welche unserem Eltschi von dem
Gouverneur der Stadt, ’Abdullah-Mirza, als Ehrengeschenke überbracht
worden waren, und die man auf grofsen Metalltellern und in breiten Holzplatten
mit kurzen Füfsen aufgespeichert hatte, liefsen es von vornherein
sehr deutlich erkennen, dafs wir uns an einem Orte befänden, in welchem
des Abends die Sonne in offiziellster Weise zu Bett geblasen und gepaukt
wird.
Bei einem Durchgang durch die Stadt, welche eine Bevölkerung von
ungefähr 3,000 Seelen in sich birgt, hatten wir zunächst Gelegenheit, die
Physiognomie der Bazare, stets mafsgebend für die socialen Zustände der
Bewohner einer morgenländischen Stadt, genauer in Augenschein zu nehmen.
Die Marktstrafsen verleugnen in keiner Weise die übrige Stadt, sie
sind klein und schlecht, ein Werk flüchtigster Eile, nur von wenigen, dazu
ärmlich gekleideten Käufern besucht. Auffallend war es jedenfalls, dafs
unter den zum Verkauf ausgestellten Waaren einheimischen Ursprunges,
darunter ganz besonders häufig vertreten eine bunte Menge von Farbhöl-
zern, sich auch der europäische Markt wesentlich hervorthat. Wir sahen
eine Unzahl von Quincaillerie-Gegenständen (meist aus Kufsland importirt),
wie sie in den Bazaren von Täbriz und.Teheran in ähnlicher Weise zum
Verkauf ausgestellt werden, und erstaunten über die grofse Masse bedruckter
Baumwollenzeuge, welche meist aus England nach Persien eingeführt
und durch griechische Häuser weiter landeinwärts in den Handel gebracht
werden. Die Früchte, welche in den Obstbuden zum Verkauf ausgeboten
wurden, hatten ein herrliches Aussehen. Wir fanden Weintrauben (helle
und dunkle), Melonen, Wassermelonen, Pfirsiche und Granatäpfel ('endr),
von den letzteren zwei Sorten, die helle, süfslich schmeckende und die
rothe, säuerlich schmeckende, in ganzen Bergen aufgespeichert vor, ohne
zu wagen, einen kecken Angriff auf das schönste aller persischen Natur-
erzeugnisse, auf das Obst, zu unternehmen.
In Teheran hatte man uns die Stadt Sultanabad als einen Hauptort
für den Teppichmarkt bezeichnet, wozu in der That die Lage der Stadt
inmitten der Teppiche fabricirenden Dörfer ganz geeignet erscheint, und
wir' hatten mit Rücksicht darauf auf der Strafse von Hamadan nach Isfahan
einen' Umweg gemacht, um schliefslich ganz anderer Meinung zu werden.
Wir fanden nur sehr vereinzelt Besitzer von Teppichen vor und in den
Karawanseraien, welche hier den Namen Enbar oder Embdr führten, war
die Zahl der vorhandenen Teppichwaaren äufserst gering, so dafs die Auswahl
derselben sich nur auf wenige wiederkehrende Muster beschränkte.
Die| kleinen Teppiche (im Durchschnitt 3f- Fufs breit und 6| bis 7 Fufs
lang) hatten einen Preis von drei Tomdn oder 9 Thlr. 7 \ Sgr. preufsisch,
die ■ gröfsten einen zehnfach höheren Werth. Hier und da werden in den
Wohnungen von den Frauen der ärmeren Bevölkerung die Teppiche in der
früher bereits beschriebenen Weise gewebt. Wir fügen hier das Bild einer
Teppichweberin bei, das wir getreu nach der Natur aufgenommen haben.