
 
        
         
		Bereits  an  verschiedenen  Stellen  dieses  Werkes  ist  gelegentlich  als  
 Reiseanmerkung  angeführt  worden,  dafs  die  persische  Sprache  nicht  etwa  
 in  dem  ganzen  Lande  verbreitet  ist,  welches  wir  Persien,  die  Perser  selber  
 Iran  benennen.  Dagegen  spricht  schon  die  einheimische  Bezeichnung  
 zeban-i-Färsi *),  worunter -das  Persische  von  den  Persern  selber  verstanden  
 wird  und welche  eigentlich  die  in  dem  Stammlande Färs  (die  alte  Per-  
 sis)  oder  Färmtan  (mit  der  heutigen  Haupstadt  Schiraz)  geredete Sprache  
 bedeutet.  Der  Versuch  einer  genauen  localen  Abgrenzung  der  in  Iran  
 in  vielfachen Dialekten  verbreiteten  persischen  Sprache  würde  eine  eigene  
 verdienstvolle  Arbeit  erheischen,  der  ich  fern  stehe,  da  ich  nur  diejenigen  
 Strecken  Persiens  zu  Pferde,  in  Tagemärschen  von  sechs  bis  zwölf  
 Stunden,  durchreist  habe,  durch  welche  sich  in  westlicher  Richtung  von  
 Teheran  die  Haupt-Karawanenstrafsen  hindurchziehen.  Was  ich  da  persönlich  
 kennen  gelernt  und  auch  sonst  noch  im  Lande  von  erfahrenen  
 Personen  unter  den  Eingeborenen  über  die  Verbreitung  der  persischen  
 Sprache  und  anderer  Idiome  gehört  habe,  will  ich  gleich  an  dieser  Stelle  
 kurz  zusammenfassen. 
 Das  reine  Persische,  befreit  von  dialektischen  Beimischungen,  also  
 die  Sprache  des  Hofes  und  der  Schriftstücke,  wird  in  den  Hauptstädten  
 des Landes  Teheran,  Hamadän,  Isfahän,  Schiraz  und  in  den  gröfseren Ortschaften  
 an  den  Strafsen  zwischen  den  voraufgeführten Städten  von  der Bevölkerung  
 geredet.  In  dialektisch  s e h r   verschiedenen Weisen wird  das Persische  
 in  den  Provinzen  Mazenderän  (südlich  bereits  von  der Stadt Ask  an  
 s.  Bd.  I.  S.  295),  Gildn  und  Talisch,  sowie  in  den  Dörfern  gesprochen,  
 welche  den  Hauptstädten  des  Reiches  ferner  liegen.  Die  Abgrenzung  der  
 persischen  Sprache  in  den Nordtheilen  des  Landes  Iran  wird  nach Westen  
 hin  geographisch  durch  die  Stadt  Mianeh  bezeichnet  (s. Bd.  I.  S  184),  von  
 welcher  an  die  Bevölkerung  der  Städte  und  Dörfer,  mit  Ausnahme  dei  
 höheren  Regierungsbeamten  und  der  Geistlichkeit,  nicht  mehr  das  Persische, 
   sondern  allein  das  Turki,  d.  h.  die  osttürkische  Sprache  rede t,  welche  
 in  der  ganzen  Provinz  von  Azerbeidschdn  als  Volksidiom  gang  und  
 gäbe  is t,  daher  auch  gewöhnlich  Azerbeidschäni  genannt  wird.  Jedoch  ist  
 bei  dieser  Gelegenheit  gleich  anzuführen,  dafs  umgekehrt  die  ganze  per- 
 *)  Nicht  zu  verwechseln  mit  dem  nahverwandten  Worte  Parsi,  womit  man  in  Persien  
 in  einer  anderen  Ausdrucksweise  die  Oeber  oder  Feueranbeter  zu  bezeichnen  pflegt.