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 so  hohen  Ruf  im  Kaukasus  haben,  gestattete  uns  eine  Einsicht  in  die  reichen  
 Sammlungen  seiner  Mappen.  Die  Typen,  die  Costüme  und  Bewaffnungen  
 der  Eingeborenen,  mit  welchen  die  russischen  Soldaten  so  blutige  
 Kämpfe  zu  bestehen  haben,  sind  mit  grofser  historischer  Treue  und  Lebendigkeit  
 anfgefafst,  und  erregten  durch  ihren Gegenstand  wie  durch  ihre  
 künstlerische  Behandlung  unser  höchstes  Interesse.  Ein  grofser  Theil  der  
 Aquarellen  rührte  aus  der  denkwürdigen  Kriegsepoche  der  Gefangenneh-  
 mung  SchamiPs  her,  in  welcher  Zeit  der  Künstler  wie  gewöhnlich  that-  
 sächlichen  Antheil  an  der  Expedition  genommen  hatte,  um  zwischen  gezückten  
 Dolchen,  geschwungenen  Säbeln  und  pfeifenden  Kugeln  die  passendsten  
 Momente  für  seine  Zeichnungen  herauszufinden.  Die  Auls  der  
 Tscherkessen  erinnern  mit  ihren  eigenthümlichen  Baikonen,  roh  angelegt,  
 auf  das  Lebhafteste  an  den  Häuserbau  von  Jezdekhast.  Ihre  Blockhäuser,  
 halb  unter  der  Erde  oder,  gerüstartig,  halb  über  derselben,  haben  eine  
 wunderliche Gestalt.  Neben  einem  jeden  ragt  eine Stange  in  die Höhe  mit  
 einem  kleinen  Strohdache  auf  der  Spitze,  welches  als  Alarmzeichen  dient  
 und  bei  Angriffen  der  Russen  sofort  angezündet  wird.  Auch  die  Gräber,  
 im  orientalischen  Styl aufgeführt,  mit einer bimförmigen Kuppel,  sind  durch  
 eine  ähnliche  weithin  sichtbare  Stange  gekennzeichnet,  an  deren  Spitze  
 sich  jedoch  der  Halbmond  und  eine  wehende  Flagge  befindet.  Nach  Hm.  
 H o r s c h e l t ’s  Versicherungen  bekundet  das  beschriebene  Abzeichen  das  
 Grab  eines  im  Kampfe  für  den  Glauben  gefallenen  tscherkessischen  Helden. 
   Die  Brücken,  durch  welche  die  kriegerischen Bergbewohner  die  gegenüberliegenden  
 steilen  Ufer  felsiger  Flufsbetten  mit  einander  verbinden,  
 fallen  durch  eine  besondere Constructionsweise  auf.  Bie  bestehen  aus  kurzen  
 Holzbalken,  welche  durch  Querklammem  znsammengehalten  werden  
 und  sind  ebenso  leicht  transportabel  als  zerstörbar. 
 Herr  Ho r s e h e l t   hatte  so  eben  ein  Bild  vollendet,  welches  trotz  des  
 Stilllebens  in  der Auffassung sehr wichtige Momente  des  kaukasischen Krieges  
 darstellte.  Man  erblickte  einen  russischen  Soldaten  auf  einem  Baume  
 sitzend,  der  nach  allen  Seiten  ausspähte  und  die Annäherung  oder  die Bewegung  
 von  Tscherkessentrupps  auf  den Bergen  beobachtete.  Zwei  andere  
 Soldaten  standen  neben  ihren  Pferden  und  schienen  sich  in  Betrachtungen  
 über  eine  bevorstehende  Affaire  zu  ergehen.  Eine  andere,  halb  fertige  
 Aquarelle  stellte  russische  Soldaten  vor,  welche  mit  ihrer Kriegsbeute,  aus 
 gefangenen  Tscherkessen  und Viehheerden  bestehend,  im  Begriff waren  abzuziehen. 
   Die  prächtigen Bilder des wilden Kriegslebens,  wie  sie der Pinsel  
 des  deutschen Malers  in  so  lebendiger Weise  aufgefafst  hat,  gewährten  einen  
 ebenso  beredten  als  genufsreichen Commentar zu  den Erzählungen,  mit welchen  
 die  russischen  Offiziere  und  Combattanten  gelegentlich  die  Besucher  
 des Kaukasus  in  so  fesselnder Weise  zu  unterhalten wissen.  Dafs  in  dieser  
 Beziehung  eben  nur  Episoden  aus  dem  Kriege  gegen  die  Tscherkessen,  
 nicht  aber  strategische  Berichte  von  den  Erzählern  dargeboten  werden,  
 kann  man  ihnen  um  so  weniger  verdenken,  als  keine  kriegführende Macht  
 der  Welt  die  für  Manchen  vielleicht  angenehme  Eigenschaft  besitzt,  die  
 Geheimnisse  des  Generalstabes  zum  Besten  zu  geben. 
 Die  Bekanntschaft  des  Hrn.  v. Te n g o b o r s k i ,   der  das  Deutsche  und  
 das  Persische  mit  gleicher  Geläufigkeit  wie  seine  eigene  Muttersprache  
 spricht  und  schreibt,  verschaffte  uns  neben  der  Freude  seiner  lehrreichen  
 Unterhaltung  das Vergnügen,  beinahe  täglich  von  seinen  in  Tiflis  berühmten  
 Orloff-Rennern  in  leichter  Droschke  mit  reifsender  Geschwindigkeit  
 nach  dem Mudschtehid-Garten,  dem  Ziele  aller  Promenaden  in  dieser  Zeit,  
 befördert  zu  werden.  Wir  waren  auch  am  heutigen  Tage  dort,  hochentzückt  
 von  dem  herrlichen  Laube  der Bäume,  von  dem  frischen Rasen,  den  
 die  buntem Kinder  des  Frühlings  nach  den  Wegen  zu  in  üppiger  Farbenpracht  
 einfafsten.  Als.  die Sonne  unterging,  gaben  ihre  letzten  scheidenden  
 Strahlen  dem  dunkeln  Felsenufer,  zwischen  welchem  sich  die  Kura  dicht  
 am  Garten  hin  durchdrängt,  beinahe  magische  Lichteffecte.  In  den  Fahrwegen  
 bewegt  sich  die  vornehme  Welt  in  Wagen  oder  zu  Pferde  einher,  
 während  die  Fufsgänger  in  den gewundenen Gängen  zwischen  grünen  Laubwänden  
 promeniren  und  andere  vor  den  Tischen  in  der  Nähe  der  Büffets  
 Platz  genommen  haben.  Zartere  Naturen  ziehen  es  vor,  in dem weit  geöffneten  
 unteren  Saale  des Gartenhauses  auf  schwellenden Diwanen  sich nachlässig  
 vornehm  hinzustrecken  und  von  hier  aus  die  bunte  Welt  draufsen  
 zu  lorgnettiren.  Es  versteht  sich,  dafs  an  diesem  fröhlichen  Ort  der  Zusammenkunft  
 die  meisten  Rendez-vous  gegeben  und  die  meisten  Bekanntschaften  
 gemacht  werden.  In  letzterer  Beziehung  hatten  wir  in  keiner  
 Weise  Klage  zu  führen,  und  nur  unsererseits  tief  zu  bedauern,  dafs  sich  
 die  flüchtigen  Momente  der  gegenseitigen  Vorstellungen  zu  schnell  verwischten, 
   um  für  unsere  Kenntnifs  dieses  Wunderlandes  von  wirklichem  
 Vörtheil  zu  sein.  Die Bekanntschaft  mit  dem Oberberghauptmann des Kau- 
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