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 nach Hamadan  einschlugen,  —  und  erreichten  nach  einem Marsche  von  vier  
 Fersach  die  nächste  Station  um  eilf Uhr Vormittags.  Der Weg war in  jeder  
 Beziehung  angenehmer gewesen  als  am vorhergehenden Tage,  und hätte mich  
 die  rothe Ruhr nicht allzu  sehr geplagt,  so würde ich  die  Freude  an  schönen  
 Naturgemälden  in  den  wechselreichsten Gestaltungen mit Genufs  empfunden  
 haben.  Die Gebirgslandschaft nahm von Stunde zu Stunde  an malerischen Formen  
 zu;  besonders prächtig war der Anblick fünf hintereinander aufsteigender  
 Gebirgsketten,  welche  von  der Höhe  der Bergkämme  aus  gesehen  wie  eine  
 Quermauer  am  Horizonte  zu  steilen  Wänden  aufwuchsen.  Die  Karawanen-  
 strafse  spaltet  sich  hier  nach  verschiedenen  Richtungen  hin,  so  dafs  wir  
 genöthigt  waren,  einen  Führer^(belled)  zu  dingen,  der  uns  als  Wegweiser  
 auf  dem Wege  nach Sultanabäd  dienen  sollte.  Unter den Dörfern,  zwischen  
 welchen  und neben welchen wir vorbeizogen,  zeichnete  sich  vor allen Elfaut  
 (gesprochen  El/a-ut)  durch  seine  Ausdehnung  und  die  Art  seiner'Anlage  
 aus.  Es  bestand  nämlich  aus  mehreren  nebeneinander  liegenden  QaFa’s  
 oder  Festungen,  die  meist  kharäb  d.  h.  ruinirt  waren,  und  deren  jede  von  
 einzelnen Familien  bewohnt  wurde,  die  hier  und  in  der Umgegend  Ziegen-  
 und  Schafheerden  auf  die  Weide  führen.  Das  Dorf  liegt  am  Fufse  eines  
 Berges,  auf  dessen  Spitze  ein  Imamzadeh  d.  h.  eine  Kapelle  gelegen  ist,  
 zu  welcher  deutlich  sichtbar  ein  steiler  Weg  in  die  Höhe  führt.  Hinter  
 dem  Dorfe  zeigten  sich  die  Reste  und  Spuren  alter  Befestigungen,  die  so  
 regelmäfsig  angelegt  waren,  dafs  man  beinahe  auf die Vermuthung kommen  
 mufste,  als  sei  hier  in  alten  Zeiten  ein  römisches  Standlager  errichtet  gewesen. 
 Die  Luft  war  angenehm  und  erquickend,  nur  gegen  Mittag  und  zwei  
 Stunden  später  war  es  einigermafsen  warm.  Das  Dorf Kerdekhur,  welches  
 unser Menzil  für  den  heutigen Reisetag  bilden  sollte,  war  schon  aus weiter  
 Ferne  sichtbar.  Es  dehnte  sich  auf  einem  mächtigen Plateau  lang aus,  das  
 in  weiter  Runde  von  den  malerischsten Berggruppen  umgeben war.  In  der  
 Nähe  eines  dieser Berge  soll  ein  uralter Brunnen von  ziemlicher Tiefe  sein,  
 von  dem  sechs  gemauerte  unterirdische  Wassergänge  nach  verschiedenen  
 Richtungen  hin  auslaufen.  So  erzählte  uns  der gastfreundliche Ismael-Khan,  
 unser  biederer  Wirth  in  Kerdekhur,  der  es  verdient,  in  unserer  Reisebeschreibung  
 einen  glänzenden  Vordergrund  einzunehmen. 
 Kaum  hatten  wir  nämlich  unseren  Fufs  in  Kerdekhur  gesetzt,  als  ein