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 Engländern  —  und  wurde  schliefslich  von  den  letzteren  in  die  Pfanne  gehauen  
 und  geschossen,  besonders  als  die  englische  Hindostani  Kavallerie  
 vorrückte,  um  persischen  Rücken  blutige  Denkzeichen  einzuprägen.  Zum  
 Ruhme  mufs  es  den persischen Serbazen  nachgesagt werden,  dafs  sie  standhaft  
 aushielten  und  erst  dann  Kehrtum  machten,  nachdem  ihre  Offiziere,  
 der General  en  chef  an  der  Spitze,  die  Flucht  ergriffen hatten.  Der  letztere  
 war  so  von  Schrecken  erfafst,  dafs  er  vierzehn  persische  Fersach  ohne  
 Aufenthalt  zurückgelegt  haben  soll,  wahrscheinlich  nicht  in  der  Absicht,  
 um  die Siegesnachricht  mit  möglichster  Schnelligkeit nach Teheran  zu überbringen. 
   So  endete  der Krieg  zwischen  den  Engländern  und Persern,  ohne  
 dafs  die Armeen  beider  sich  besonders  durch Muth  und Tapferkeit  hervor-  
 gethan  hätten.  Die  Engländer  hielten  es  nicht  einmal  der  Mühe  werth,  
 nach  ihrem  errungenen  Siege  die  flüchtigen Perser  zu  verfolgen  und  in  das  
 Herz  von  Farsistän,  nach  Schiräz  vorzurücken.  Obgleich  Herren  des  ganzen  
 Gebietes  von  Dollaki  bis  nach  Bender- BuscMhr  hin,  kehrten  sie  nach  
 dem  letzterwähnten  Orte  zurück,  um  nie  wieder  persische  Serbazen  zu  
 sehen. 
 Hielten  wir  es  nicht  für  unangemessen,  durch  Schilderung  einzelner  
 Charaktere  auf  eine  ganze  Nation  ein  trübes  Licht  zu  werfen,  so  könnten  
 wir  aus  dem  englisch - persischen  Kriege  Episoden  erzählen,  die  zu  
 dem  Spafshaftesten  gehören,  was  je   auf  dem  Kriegstheater  erlebt  worden  
 ist. 
 Zwischen  Schiräz  und  Bender-Busekehr  findet  kein  Tschaparen-Dienst  
 mehr  Statt.  Man  befördert  die  Briefbeutel  durch  Boten,  die  sogenannten  
 Kassid,  welche  den  weiten  Weg  zwischen  den  beiden  Punkten  zu  Fufs  in  
 vier  Tagen  zurücklegen.  Sowohl  die  persische  Regierung  als  die  englischen  
 Residenzen  unterhalten  auf  ihre  Kosten  diese  Fufs-Tschaparen.  Dafs  
 der Regierungs-Nimbus  diese Boten nicht immer  schützt,  bewies  das  Schicksal  
 des  letzten  englischen  Kassid,  der  vor  unserer  Ankunft  in  Schiräz  von  
 Lutis  ausgeplündert  wurde.  Man  nahm  ihm  den  Inhalt  des  Briefbeutels  
 ab,  und  fand  später  die  persisch  geschriebenen  Briefe  in  einer  Moschee,  
 die  englischen  an  einem  anderen  Orte  wieder.  Nur  ein  englischer  Brief  
 war  verschwunden.  Zufällig  war  es  grade  der  wichtigste. 
 Die  Thierwelt,  welche  in  den  Bergen  zwischen  Schiräz  und  BuscMhr  
 haust,  vorzüglich  Löwen  und  Panther,  hat  sich  allmählig  von  der  belebten  
 Strafse  zurückgezogen  und  ist  in  keiner  Weise  den  Wanderern  
 gefährlich.  Tiger  (beber)  finden  sich  hier  nicht  vor,  sondern  diese  sind  in  
 den  sumpfigen  Wäldern  Giläns  und  Mazenderäns,  an  den  Ufern  des  kas-  
 pischen  Meeres,  anzutreffen. 
 Am  21.  October,  es  war  ein  Sonntag,  besuchten  wir  die  christliche  
 Kirche  in  Schiräz,  eigentlich  nur  ein  Betsaal,  der  kaum  hundert  Personen  
 zu  fassen  im  Stande  ist,  um  dem  Gottesdienst  der  Armenier  beizuwohnen. 
   Derselbe  darf  nur  v o r  dem  Aufgang  der  Sonne  Statt  finden,  eine  
 Sitte,  welche  in  Folge  einer  mohamedanischen  Vorschrift  entstanden  ist.  
 Zwei  Marmortafeln,  welche  an  der  Wand  links  und  rechts  an  den  Längsseiten  
 des  Saales  stehen,  sind  mit  englischen  Inschriften  geschmückt  und  
 der  Erinnerung  zweier  in  Schiräz  gestorbener  und  hier  an  heiliger  Stätte  
 begrabener  Engländer  geweiht.  Bei  unserem  Eintritt  in  die  halbfinstere  
 Kirche,  die  in der Mitte  eines  ziemlich  geräumigen Hofes  gelegen ist,  waren  
 die  Priester  und  Laien,  zehn  an  der  Zahl,  bereits  mit  den  gottesdienstlichen  
 Handlungen  beschäftigt,  die  in  einer  Menge  schnell  hintereinander  
 folgender  Ceremonien  bestanden.  Nur  ein  einziger Zuhörer  war  anwesend.  
 Schliefslich  mehrte  sich  die  Zahl  der  Kirchgänger,  die  aus  etwa  zwanzig  
 oder fünfundzwanzig Männern  und Weibern  bestehen mochten.  Die letzteren  
 hockten  getrennt  von  den Männern  im  hinteren Kirchenraume.  Den Gottesdienst  
 schlofs  das Herumreichen  eines Tellers,  auf welchem sich der Heilige  
 Leib  des  Herrn  in  Gestalt  zerbröckelten  Brotes  befand,  und  das  Küssen  
 der  Heiligen  Schrift  von  Seiten  der  ganzen  Gemeinde.  Nach  kaum  ein-  
 stündigem  Aufenthalte  verliefsen  wir  die  kleine  Gemeinde,  traten  in  das  
 Gewirr  enger  Gassen  hinein,  um  unsern  Rückweg  nach  dem  Menzile  anzutreten. 
   Die  Sonne  war  eben  aufgegangen,  dennoch  waren  die  von  uns  
 durchwanderten  Strafsen  noch  öde und  menschenleer. 
 An  demselben  Tage  war  nach vorheriger  Anfrage,  wie  es  bei  persischen  
 Besuchen  Sitte  ist,  der  Besuch  bei  dem  damaligen  Gouverneur  oder  
 Hakim  der  Stadt,  dem  Sehahzadeh  Sultan-Murad-Mirza  zwei  Stunden  vor  
 Sonnenuntergang  angesetzt  worden.  Unserem  Gesandten  hatte  er  zui  festgesetzten  
 Zeit  Diener  entgegengeschickt,  welche  einen  reichgeschirrten  
 Schimmelhengst  am  Zaume  führten,  den  sie  Hrn,  v.  M.  im  Aufträge  ihres  
 hohen  Gebieters  zu  besteigen  nöthigten.  Wir  ändern  schlossen  uns  dem  
 an  der  Spitze  reitenden  Chef  an, umgeben  von  einer  starken  Begleitung 
 von  Soldaten,  Dienern  und  neugierigen  Personen.  Der  Prinz  bewohnte