durchweg durch die Gefälligkeit und Leichtigkeit ihrer Gestalt aus, und
durch den harmonischen Zusammenhang dieser ihrer Form mit den Zwecken
denen sie zu dienen bestimmt sind. Die grofsen persischen Metallvasen,
von denen man im Bade zum Aufbewahren der Seife, wohlriechender
Essenzen und dergleichen mehr Gebrauch machte und noch macht, bieten
die staunenswerthesten Proben iranischen Kunstsinnes und Geschmackes
dar. Die Aufsenseite, sehr oft aueh das Innere der Gefäfse, bedeckt ein
unbegreifliches Netz von Arabesken und Inschriften in kaum zu entwirrenden
Verschlingungen, die sich dem Auge zuletzt dennoch in einem beinahe
mathematisch regelmäfsigen Gesammtbilde vorstellen. Silberne Blumen und
Streifen durchlaufen nicht selten die prachtvollsten Zeichnungen des gelben
Metalles wie schimmernde Wasseradern die blumige Aue, und erhöhen
durch die Verschiedenheit des Farbentones und die Schärfe ihrer Umrisse
den nie ermüdten Anblick des kunstreichen Werkes, das, fast unglaublich,
von den Händen gewöhnlicher Metallkünstler getrieben worden ist.
Die Inschriften, welche diese und ähnliche Gefäfse mit ihren geschmackvollen,
in einander verschlungenen blumigen Zügen wie ein herrlicher
Gürtel umspannen, wenden sich fast immer an das fromme Gefühl und
erinnern vor allen an die Namen der unvergefslichen zwölf Imame der
persischen Religionsgeschichte. In den Vorstellungen auf den Vasen, und
im Innern derselben, erscheint das Thierreich in seinen gefälligsten und
schönsten Vertretern, von dem Löwen an bis zu dem kleinen hüpfenden
Vogel hin. Die menschliche Gestalt, tritt dagegen zurück. Es ist ein sehr
bestimmter Unterschied der älteren und neueren Zeit, dafs da, wo menschliche
Wesen in ganzer oder halber Figur erscheinen, die ältere Arbeit das
Gesicht mit einem kurzen viereckigen Schleier bedeckt, während die jüngere,
mit einziger Ausnahme bei den Vorstellungen der Imame, das Gesicht
deutlich erkennbar auszudrücken sucht,
Die kleineren persischen Trinkschalen, die, , was die neuere Zeit an-
betriflt, in ganz vorzüglicher Arbeit zu Kirmanschahan gefertigt .werden
und einen bedeutenden Handelsartikel im Innern des Landes bilden, alle
sonstige Arten von Gefäfsen bis zu dem üblichen Miniatur-Speibecher hin,
die schön geformten Wasserflaschen, und Kaliun-Untersätze (vieles davon
in der früher sehr beliebten Niello-Arheit in Silber, und Blei) geben den
Stoff zu förmlichen Museen und werden von den Dellälen, natürlich zu unverschämt
hohen Preisen, aus ganz Persien nach den von Europäern besuchten
Orten zusammengetragen. Auch Isfahan lieferte seinen Beitrag und
wir hatten Gelegenheit, manches Kunstwerk unter den vorgelegten Gefäfs-
proben zu entdecken, freilich ohne viel erwerben zu können, da man selbst
für minder werthvolle Gefäfse die ungemessensten Preise forderte.
Als eine nicht zu verachtende Industrie älterer Zeit darf hier bei Erwähnung
der Gelafse anhangsweise das Porzellan oder Tschini genannt
werden, von dem sich, was Feinheit, Durchsichtigkeit, Schönheit der Farben
und Wahl -der Muster anbetrifft, vorzügliche Stücke nachweisen lassen.
Dieser Industriezweig, welcher wie so vieles andere gegenwärtig ganz darniederliegt,
obgleich Persiens Boden alles liefert, was die Bereitung eines
guten Porzellans erheischt , stand noch im siebenzehnten Jahrhundert in
solcher Blüthe, dafs persisches Porzellan in grofsen Massen nach Indien
und, durch die Holländer, nach Europa aüsgeführt wurde. Als Hauptorte
der Porzellan-Manufactur galten Sxihiraz,: Kirman, Jezd und Meschhed. Heut
‘zu Tage wird einiges noch in der Stadt Ka,schanr fabricirt. Die Zeichnung
e n stellen entweder Nachahmungen chinesischer Muster dar, — daher die
j Bezeichnung bedäl-i-Tschini für diese Porzellanwaare —' oder sie sind acht
persisch, d. h. der Blumen- und Thierwelt entlehnt. Ein Hauptunterschied
¡zwischen dem acht chinesischen und dem .persischen Porzellan soll in der
blauen Farbe liegen} welche, bei den persischen Gefäfsen nie die Schönheit
der chinèsischen erreicht hat.
5. A r b e i t e n a l l e r Ar t in Mosaik. Wenn wir von Mosaik oder,
wie, die Perser die Musivkunst bezeichnen, von Khatem sprechen, so ver-
[ stehen wir hierunter nicht die byzantinische Kunst, von der uns das Alterthum
so ausgezeichnete Proben in Fufsböden u. dergl. hinterlassen hat und
die in der christlichen und arabisch - mohamedanisehen Welt; gegen Ende
des eilften Jahrhunderts zu bestehen aufhörte. Die persische Mosaikarbeit
beschränkt sieh lediglich, grade wie die viel feinere indische, auf eine zu
vielfachen Zwecken verwendete Holzbekleidung,- die in einer künstlichen
Zusammenstellung sternartiger Zeichnungen und mathematischer Figuren
mittelst Metall-, Perlmutter- und Holz-Stückchen besteht. So mühsam
beim ersten Anblick-diese Art der Arbeit erscheint, so ungeheuren Zeitaufwand
sie zu erfordern scheint, so einfach ist in mancher Beziehung die
Weise der Herstellung. Die Musivarbeiter vereinigen nämlich eine ziemlich
starke Menge langer Holz-, Metall- und Perlmutter-Stäbchen zu sternartigen
oder ändern Figuren, kleben diese Stäbchen in der gewünschten