stummen Zeugen ehemaliger Ansiedelungen in dieser so einsamen Gegend,
durch welche die Grenzlinie der Regierungsbezirke von Isfahan und Schiraz
in der Richtung von Osten nach Westen hindurchgeht. Trauriger noch als
die Strafse vor dem Dorfe Emin-abad, -das auf der rechten Seite des Weges
gelegen ist-, geschützt durch eine ziemlich starke Mauer mit Thürmen
und Angesichts einer gut erhaltenen Karawanserai aus älterer Zeit, ist der
Anblick der todten Hochfläche, welche sich hinter dem Dorfe in unabsehbarer
Weite ausdehnt. Hier windet sich in langen, schneeweifsen Linien
das breite streifige Band der Karawanensträfse entlang, welche nach dem
vorher bereits erwähnten Menzile Jezdekhast führt. An malerischen Partien
fehlt es freilich nicht.. Der ganze weite Horizont ist von schwarzgefärbten
Bergwänden eingeschlossen, vor und hinter welchen wunderliche Bergkolosse
in die reine blaue Luft hineinragen. Aber diese Malerei leidet zu sehr an
dem Eindruck des gewohnten Anblicks.
Jezdekhast, eine der wundersamsten Städte in ganz Persien, wird erst
sichtbar, wenn man wenige Schritte davor steht. Ehe man ihr Gebiet berührt,
mufs man dicht an dem alten Todtenacker vorüber, der wie gewöhnlich
von der Pilgerstrafse durchschnitten wird. Er ist eben so ausgedehnt
als grofsartig durch die Schönheit und treffliche Erhaltung seiner granitnen
Leichensteine. Jedes Denkmal, das die sterblichen Reste der Altvorderen
von Jezdekhast bedeckt, athmet vergangene Gröfse, Macht und Kultur. Kaum
hat man, in sanfter Ansteigung( des Terrains sich weiter bewegend, die
ehemalige Nekropolis hinter sich, so öffnet sich mit einem Male vor den
Augen des erstaunten Reisenden ein Panorama, so seltsam, so anziehend,
so abweichend von dem sonstigen Anblick bewohnter Stätten, dafs der
fremde Pilger unwillkührlich dem Röfslein Halt gebietet, um mit Ruhe und
längere Zeit das Bild seinem Gedächtnifs in unvergefslichen Zügen einzuprägen.
Man versetze sich im Geiste an den Rand eines langen•; und breiten
Erdspaltes, der den ebenen Boden zerrissen hat. Die steilen Wände dieses
Schlundes sind durchlöchert und zerfressen und bieten —■ dürfen wir das
seltsame Bild gebrauchen — den Anblick eines Gerippes von Felsenknochen
dar. Wie eine Insel aus dem Meeresgründe, so steigt aus diesem Riesenloche
eine durchwühlte, durchhöhlte und, wie es scheint, aus Conglomerat-
gestein bestehende Felsenmasse in die Höhe, welche in eine Unmasse dicht
zusammengedrängter viereckiger Thürme endet, die wie ein einziges gewaltiges
Bauwerk, wie ein vergrautes Riesenschlofs oder wie ein uralter
Riesendom sich in die blaue Luft hinaufrecken. Die Grundlage der Thürme,
deren jeder ein besonderes Haus darstellt, giebt der Felsen ab, darüber
erhebt si'cb der Bau aus losen Felsenstüeken und gebrannten Ziegeln.
Etagenweise zeigen sich in verschiedener Höhe dunkle Fensteröffnungen,
ordnungslos, unsymmetrisch angelegt, und unterbrochen von thürartigen
Nischen, aus denen lange Holzstangen hinausragen, welche, so scheint es
wenigstens, als luftige Balkone verwendet werden. So romantisch in allen
Beziehungen der Anblick dieses Felsennestes im Felsengrunde ist, so sehr
vermindert sich die Freude an der malerischen Seite durch die Entdeckung
jener ekelhaften Beigabe, die aus einzelnen Oeffnungen in langen Rinnen
die Aufsenseite der Thurmhäuser verunziert und unwillkührlich an die
scheufsliche isfahaner Häuserdecoration erinnert. Wir stiegen behutsam m
den Schlund hin, wandten uns linker Hand, — rechts von uns blieb die
Felsenstadt liegen, — und zogen in die T s ch a p a rkh a n eh ein, welche in
einiger Entfernung von der gewaltigen Steininsel ziemlich einsam gelegen
ist. Bei unserem Ritte Angesichts von J e zd e k h a st belebten sich die dunklen
Mauern der langen Thürme plötzlich mit den buntesten Farben. Die Weiber
kletterten auf die halsbrecherischen Stangenbaikone, hockten sich in
gröfster Bequemlichkeit darauf nieder und veranlafsten durch ihre buntscheckige
Tracht jenen eigenthümlichen, malerisch gar nicht unschönen
Farbenwechsel.
In der Tscha p a rkh a n eh sieht es nicht besser und nicht schlechter wie
in allen übrigen Posthäusern des persischen Reiches aus, doch hat sie den
Vorzug, von der Höhe ihres flachen Daches aus dem Reisenden ein ganz
eigentümliches Panorama zu gewähren. Man kommt sich wie auf einem
Schiffe vor, das auf einem Flusse zwischen hohen Felsenufern dahingleitet
und auf eine dicht vorliegende Felseninsel lossteuert. Von diesem Dache
aus haben wir die umstehend befindliche Zeichnung aufgenommen, welche
eine getreue Abbildung von Jezdekhdst nach der der Tschaparkhaneh zugelegenen
Seite gewährt.
Die Aussicht in den Grund der breiten Spalte ist nicht sehr malerisch;
die hohen Felswände zu ihren beiden Seiten erdrücken Alles in der Tiefe
zu ihren Füfsen Liegende durch i h r e Massenhaftigkeit und die todte Farbe
ihres durchlöcherten Gesteines. Hier und da zeigt sich ein Stück grünes
Land, seltener mit Bäumen bepflanzt, welche nach den uns dargebotenen