sächlichsten Zweige der Gewerbsthätigkeit. Von den Baumwollenfeldern,
deren sich in der Umgebung der Stadt nicht wenige befinden und woselbst
man grade mit der Ernte beschäftigt war, werden die Baumwollenkapseln
in grofsen Massen nach Nedschefabad transportirt und hier in folgender
Weise auf offener Strafse von ihrer äufseren Hülle, ihren Kernen und sonstigen
anhaftenden Schmutztheilen befreit. Das Innere eines grofsen, weitlöchrigen,
geflochtenen Korbes aus Weiden, der etwa die Gestalt einer
recht grofsen Kaffeetrommel hat, wird mit Baumwollenkapseln in hinreichender
Menge angefüllt und nun mittelst einer Kurbel in eine kreisförmige
Bewegung gesetzt. Alles,' was nicht Baumwolle is t, fällt allmählig durch
die Oeffnungen der Korbmaschine, die hier den Namen Külzebüzeh führt,
heraus und die reine Baumwolle bleibt im Innern zurück. Die letztere wird
darauf einer zweiten Manipulation unterworfen, die darin besteht, dafs man
in einem nach der Strafse hin offenen Bazarzimmer die Baumwolle auf-den
Boden ausbreitet und nun mittelst eines langen Instrumentes, welches die
Gestalt eines grofsen, mit einer Schnur bespannten Violinbogens hat, Iso
schlägt und bearbeitet, dafs dem erhitzten Werkmann die weifsen Flocken
um die Ohren fliegen.
Die Färber und ihre Werkstätten nehmen einen nicht unbedeutenden
Baum in den Bazaren ein. Wir traten in eine der Färbereien ein, in welcher
sich auf einem langen, wohlgemauerten Feuerheerde grofse kupferne
Kessel befanden. Man betrieb hier die Blaufärberei. Auf unsere Erkundigungen
belehrte uns der Färber, dafs man die blaue Farbe mit Hülfe des
indischen Indigo ([ m l der von Bombay aus nach Persien in bedeutenden
Massen importirt wird, herstelle. Im Sommer behandele man denselben
mit kaltem Wasser, im Winter dagegen mit lauwarmem. Der Runah-Baum
(eine Art von Birnbaum?) von Jezd liefere die rothe Farbe, die grüne dagegen
würde mit Anwendung von Pust-e-enär d. h. Granatäpfel-Schälen,
ebenso wie die schwarze (die letztere nur um damit schwarz auf weifs zu
drucken) durch Wasser hergestellt,-in welchem Eisen ( senk ahen)- einen
ganzen' Monat über gelegen habe. Die Drucker bedienten sich beim Bedrucken
der Baumwollenstoffe geschnittener Formen (sch-it) aus Birnbaum-
holz, und betrieben die mechanische Arbeit mit ziemlicher Schnelle und
Gewandtheit.
Der lustigste Anblick ward uns für den Schlufs unserer Wanderung
Vorbehalten, welche damit endete, dafs wir auf einer Art von Kellertreppe
zu einen aus Backsteinmauern sehr gut aufgeführten Raume geführt wurden,
der-etwa 15 Fufs unter dem Strafsenniveau und 25 bis 30 Fufs über
demselben lag. Im Innern desselben befand sich eine Mahlmaschine d. h. ein
nichtiger Mühlstein, der durch ein Pferde-Triebwerk in Bewegung gesetzt
wbrde. Daneben eine Presse* deren Druckkraft durch einen mindestens zwanzig
Fufs langen Baumhebel hergestellt wurde, an dessen Ende sich zwei
Leute in den lächerlichsten Stellungen und mit wahrem Feuereifer anhin-
glnl um ihn herunterzudrücken. Das Ganze sollte eine Oelfabrik vorstellen.
Afif der Mühle wird das Bidendschtr (Lein? in Teheran Kertschek genannt),
varmischt mit Menddb (Raps) gemahlen, zu Oelkuchen verarbeitet und diese
letzteren nun auf der vorher beschriebenen Presse weidlich ausgequetscht.
Wir waren schliefslich froh, trotz aller belustigenden Wunderlichkeiten und
dqr haarsträubenden Hebelgymnastik in der Oelfabrik, das geruchreiche
Haus verlassen zü können, pilgerten unter Anführung des Kedkhoda und
iil Begleitung des Sehlangenderwisches nach unserem Quartiere zurück, um
unsl für den folgenden Tag zu unserer hoffentlich — ohne ein kräftiges
Luch all ah geht es nun einmal im Orient nicht ab — glücklichen Ankunft
in Isfahan gehörig vorzubereiten.
[ Der Weg von Nedschefabad bis dorthin beträgt fünf Fersach. Zunächst
führt er gleich hinter Nedschefabad in die oben erwähnte herrliche Plata-
ninallee ein, in deren nächtlichem Halbdunkel wir wohl eine halbe Meile
stillschweigend einherritten. Sie mündet zuletzt auf breite Wege, die rechts
und links von Gärten, erdigen Gartenmauern und den Trümmern eines
zerstörten Dorfes eingeschlossen waren. Ein herrlicher Sonnenaufgang be-
grüfste uns bei dem Ausritt in das Freie. In den dunkelsten Farben lagen
vor uns am Horizonte die isolirt stehenden, zackigen, zerrissenen Fels-
mkssen der isfahaner Berge da, umzittert von dem ersten blauweifslichen
Schimmer der Morgendämmerung.- Langsam und majestätisch erhob sich
dfnn die Sonne hinter den dunklen Bergen,.die Wolkenrander und die
Kämme der Berge mit einem goldenen Feuerschein beleuchtend, noch ein
Augenblick und noch einer —* -und über die ganze Landschaft Isfahan’s war
ein strahlendes blendendes Lichtmeer ausgegossen.
I Ueberall, wo unsere Strafse Ackerland berührte, sahen , die Felder,
hoch angelegt, recht gut bestellt aus. In der Runde des, ganzen Horizontes
zogpich ein Ring von Bäumen und Gärten entlang, die am dichtesten nach
der- Seite hin waren, wo die ¡Stadt Isfahan liegen sollte. Uns bald näher