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 in  allen  Hauptstädten  die  höhere  Perserwelt  erkundigte,  hatte  das  
 Land  Trän  auf  einer Lustfahrt  berührt,  dessen  äufserste  Punkte  nach  West,  
 Nord  undOst :  Algier,  St. Petersburg  und Teheran  waren.  Die  unbegrenzte  
 Reiselust  und  die  unverwüstliche  Ausdauer,  vor  allem  aber  der  unvertilgbare  
 Humor  und  die  köstliche Laune  eines  preufsischen Offiziers,  der  ohne  
 Kenntnifs  der  orientalischen  Sprachen,  die  gröfsten  Länderstrecken  in  kürzester  
 Frist  als  Tschapdr  durchmafs,  hatte  den  Persern  so  sehr-imponirt,  
 dafs  ihnen  das Andenken  unseres Landsmannes  unvergefslich  geblieben  ist.  
 Kuli  Khan  hörte  mit  wahrer  Begeisterung  alle  Nachrichten  über  seinen  
 alten  Freund  aus  Prussia  und  band  mir  es  auf  die  Seele,  nach  meiner  
 Rückkehr  in  die Heimath  einen persisch  geschriebenen Brief  sofort an  seine  
 Adresse  gelangen  zu  lassen. 
 Unseren  Aufenthalt  in  Täbriz  bis  zur  Ankunft  unserer  Karawane  benutzte  
 ich  zu Besuchen  der  europäischen  Comptoire und persischen Bazare,  
 um  über Haudelsverhältnisse  Aufklärungen  zu  gewinnen,  die,  wie  alle  statisch 
 commercielle  Nachrichten  im  Orient,  unendlich  schwer  zu  erhalten  
 waren.  Neben  dem  Schweizer  Handlungshaus  existiren  in  Täbriz  sieben  
 griechische Häuser,  welche  meistentheils  mit  englischen Fir men  in Verbindung  
 stehen,  in  neuester  Zeit  aber  nicht  besonders  glücklich  speculirt  haben. 
   Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  die  trüben  commerciellen  Verhältnisse  
 näher  einzugehen,  und  ich  verweise  deshalb  auf den  betreffenden Abschnitt  
 über  den  persisch-europäischen Handel  in  dem  Anhänge  zu  diesem Werke.  
 Im  Uebrigen  verstrich  unsere  Zeit  mit  Besuchen  bei  dem  Prinzen  von  
 Täbriz:  Bahram-Mirza,  bei  dem russischen General-Consul Ts c h e r n a j e f f ,   
 bei  dem  englischen  General-Consül  Ab o t t   und  bei  einigen  Europäern,  
 unter  denen  ich  den  italienschen  Arzt  Dr.  St a gn o  nenne,  in  der  angenehmsten  
 und  belehrendsten  Weise. 
 Die  socialen  Zustände  in  Täbriz  waren  übrigens  in  keiner  Weise  mit  
 dem  Teheräner  Nothstande  zu  vergleichen.  1 Man  Brot  (täbrizer  Maafs,  
 bekanntlich  gröfser  als  der  teheräner  Batman)  kostete  drei  Abassi  oder,  
 was  dasselbe  ist,  zwölf  Schahi.  Auch  sonst  waren  die  übrigen  Lebensmittel  
 ziemlich  wohlfeil.  Trotzdem  der  Winter  mit  grofser  Strenge  aufgetreten  
 war,  so  dafs  noch  zur  Zeit  unseres  Aufenthaltes  in  Täbriz,  also  
 in  der  Mitte  des  Monates A p ril,  eine  wahre Hundekälte  herrschte  und  der  
 furchtbar  heulende  Wind,  mit  Regen  abwechselnd,  gar  nicht  aufhörte  zu 
 toben.  Uebereinstimmend  empfing  jch  die  Nachricht,  dafs  am  28.'  Februar  
 des  Jahres  in  Täbriz  ein  Erdbeben  stattgefunden  hatte,  das  jedoch  wenige  
 Secunden  dauerte  und  nur  aus  einigen  Schwingungen  bestand.  Wahrscheinlich  
 gehörte  es  zu  der  unterirdischen  Feuerlinie,  welche  auch  in Astrabäd,  
 am  kaspischen  Meere,  ihr  Dasein  durch  Stöfse  und  rollenden  unterirdischen  
 Donner  bemerkbar  gemacht  hatte. 
 Unser  Menzil  in  dem  gastlichen  Hause  der  Schweizer  theilten  zwei  
 deutsche Zugvögel,  welche  in  drei  Monaten  von Moskau  aus  ganz  Rufsland  
 durchwandert  hatten,  natürlich  ohne  einen  Heller  in  der  Tasche,  um  mitten  
 durch  Persien  nach  —  Indien  zu  gelangen.  In  Täbriz  hatten  sie  das  
 grofse  Glück  den  gutmüthigen  Schweizern  zu  begegnen,  welche  sich  ihrer  
 annahmen,  ihnen  Nahrung  und  Obdach  gewährten,  ja   sogar  mit  den  unentbehrlichsten  
 Kleidern  aushalfen.  Welcher Art diese  sonderbaren Schwärmer  
 waren,  mag  daraus  erhellen,  dafs  der  eine  von  ihnen  sich  als T r ompeter 
 ,   der  andere  als  Be s e n b i n d e r   vorstellte,  und  mit  diesen  Metiers  
 beabsichtigten  meine  Landsleute  eine  Kunstreise  nach  Indien  zu  unternehmen, 
   um  mit Reichthümern  beladen  eines  Tages  nach  der Heimath  zurückzukehren. 
   Welche  confuse  Vorstellungen,  welche  verdrehte  Ideen  gehören  
 nicht  dazu,  ein  Paar  vielleicht  grundehrliche  Kerle  zu  veranlassen,  der  
 Heimath  den  Rücken  zu  kehren  und  nach  einem  geträumten  indischen Eldorado  
 mit  dem  europäischen  Ränzel  auf  dem  Rücken  mitten  durch Asien  
 zu  wandern?  Sie  wurden  kaum  durch  einen  deutschen Handwerksburschen  
 übertroffen,  dem  ich  ein  Paar  Stationen  vor  Moskau  begegnete,  also  im  
 Herzen  von  Rufsland.  Er  kam  von  der  Ostsee  hergestrolcht,  war  Schiffsschmidt  
 und  suchte  i r ge n d  ein  Meer   im  I n n e r n   Ru f s l a n d s   auf,  um  
 Arbeit  zu  erhalten!! 
 Am  14ten Abends  langte  endlich  die Karawane  in  Täbriz  an.  Mehrere  
 Thiere  waren  auf  den  unwegsamen  Strafsen  im  Koth  stecken  geblieben  
 und  gefallen,  so  dafs  der  Mehmendär Postpferde  requiriren  mufste,  um  nur  
 das  Gepäck  weiter  transportiren  zu  können.  Ohne  Aufenthalt  entäufserten  
 wir  uns  zu  unserer  Weiterreise  alles  überflüssigen  Gepäckes,  suchten  die  
 Zahl  unserer Koffer  und Kisten  so  klein  wie  möglich  zu  machen  und  setzten  
 uns  in  Bereitschaft  die  Weiterreise  sobald  als  thunlich  anzutreten. 
 Am  16, April  brachen  wir  in  freundlicher Begleitung  der Herren Di n ner 
  und  W ü r t h   auf Tschapärpferden  von Täbriz  auf,  um  die  letzte  Strecke  
 auf  persischem  Gebiete  bis  zur  russischen  Grenze  am  Arasflusse  zurück