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 Karawane  sobald  wie  möglich  aufzubrechen. 
 Am  18. November gegen  10 Uhr Vormittags  stand  die Karawane marschfertig  
 in  der  Strafse  von  Dschulfa,  ich  hatte  nebst  meiner  Begleitung  so  
 eben  Abschied  vom  Erzbischof  genommen  und  war  im  Begriff  das  Pferd  
 zu  besteigen,  um  mich  an  die  Spitze  des  Zuges  zu  setzen.  Da  plötzlich  
 tauchten  an  dem  einen  Ende  der  Strafse  die  Gestalten  dreier  eilig  reitenden  
 Tschapare  empor.  Ich  erkannte  in  ihnen  sofort  meinen  so  ungeduldig  
 und  bisher  vergeblich  erwarteten  Freund,  Hrn.  v.  G ro lm a n ,  in  dem  ändern  
 Reiter  den  Dr.  F a g e r g r in   aus  Schiraz.  Der  dritte  Tschapär  war  
 der  begleitende  persische  Diener  Jahijd.  Hr.  Baron  v.  M in u to li  fehlte.  
 Ich  durfte  jetzt  nicht  mehr  daran  zweifeln,  dafs  er  nicht  mehr  unter  den  
 Lebenden  war. 
 Unser  Wiedersehen  war  von  Gefühlen  des  höchsten  Schmerzes  und  
 der  ernstesten  Trauer  begleitet.  Ohne  ein  Wort  zu  sagen  sanken  wir  einander  
 in  die  Anne,  denn  wir  theilten  gleiche  Empfindungen,  wie  sie  von  
 schweren  Verlusten  so  unzertrennlich  sind.  Das  Herz  war  für  den Augenblick  
 zu  voll. 
 Hr.  v.  G ro lm a n   sah  bleich  und  elend  aus  und  seine  so  kernige  Gesundheit, 
   die  sich  auf  der  ganzen  Reise  so  dauernd  bewährt  hatte,  schien  
 einen  harten  Stofs  erlitten  zu  haben.  Das  Fieber  von  Buschehr  hatte  ihn  
 in  vollstem  Wohlsein  gepackt  und  seit  unserer  Trennung  in  einen  schwachen, 
   kraftlosen,  der  Hülfe  bedürftigen  Mann  verwandelt.  In  Rücksicht  
 auf  seinen  leidenden  Zustand  liels  ich  die  Thiere  abladen  und  verschob  
 die  Abreise  auf  einen  späteren  Tag. 
 Die  Ruhe  und  Pflege  während  dieser  Zeit  übte  auf  unsem  Patienten  
 die  wohlthätigste  Wirkung  aus,  und  wir  hatten  sogar  die  Freude.ihn  am  
 Abend  vom  Fieber  ganz  frei  zu  sehen.  Seine  Erzählung,  bestätigt  und  
 ergänzt  durch  die  Mittheilungen  des  menschenfreundlichen  schwedischen  
 Arztes,  giebt  der  folgende  Bericht  der  unglückseligen Reise  nach  Buschehr  
 wieder,  welcher  die  eigene  Darstellung  des  Hrn.  v.  G ro lm a n   enthält. 
 Nach  echt  persischer  Sitte  waren  die  Pferde  in  Schiraz  nicht  zur  bestimmten  
 Zeit  da,  die Sonne  stand  schon  hoch  ehe sich unsere Karawane  in  
 Bewegung  setzen  konnte.  Da  uns  ein  weiter  Weg  und  die  schwierigsten  
 Bergpässe  bevorstanden,  so war  unser Gepäck  möglichst  klein.  Jeder hatte 
 nur  eine  wollene  Decke  vor  sich;  unser  einziger  persischer  Diener  Jahijd  
 (Jean)  trug  in  einer  kleinen  Tasche  unsern  dürftigen  Wäschevorrath.  Die  
 Pferde  schienen  gut,  die October-Sonne  strahlte mit nicht zu grofser Wärme  
 an  dem  durchsichtig  heiterm  Himmel  von  Schiraz,  der  schon  so  oft  von  
 den  berühmten  persischen  Dichtern  besungen  ist.  Frohgelaunt  drückten  
 wir  den  zurückbleibenden Freunden  die Hand,  nichts  ahnend  von  der  traurigen  
 Zukunft,  die  uns  bevorstand.  Der  Weg  führte  vier  Stunden  lang  
 durch  die  von  vielen  Wasseradern  durchzogene. Ebene  von  Schiraz.  Am  
 Nachmittag  hörte  der  Anbau  auf,  wir  stiegen  allmälig  in  die  westlichen  
 Berge  hinan,  passirten  das  Dorf Khaneh-Zenjdn  und  erreichten  bei  sinkender  
 Nacht  ein; ziemlich  hochgelegenes  kleines  Dorf. 
 Mittwoch  den  24sten.  In  der Nacht  war  noch  ein  Tufengdar  (Büchsenspanner) 
   nachgekommen,  den  uns  der  Gouverneur  als  eine  Art Mehmenddr  
 geschickt  hatte.  Nach  dreistündigem  Steigen  auf  steinigen  Wegen,  die  
 noch  die  Spuren  einer  ehemaligen  mit  Quadern  gepflasterten  Kunststrafse  
 zeigten,  durch  die  sich  unsere  Pferde  einen  mühsamen Weg  suchen  mufs-  
 ten,  gelangten  wir  auf  die  sieben  tausend  Fufs  höbe  Pafshöhe  Kotel-i-pir-  
 i-zen,  die  erste  der  sieben  parallelen  Gebirgsketten,  welche  die  Strafse  
 nach  dem  Meere  überwinden  mufs.  Nach  einem  ebenso  schwierigen  Hinauf 
   und Hinabklettern  gelangten  wir  um  Mittag  auf  die  Höhe  der  zweiten  
 Kette,  den  Kotel-i-Dukhtar,  zu  deutsch  Mädchenpafs.  In  der  wildesten  
 Felsennatur  des  Hochgebirges  breitet  sich  eine  prächtige  Aussicht  nach  
 allen  Richtungen  aus.  Steil,  zerrissen  und  zerklüftet  fällt  der  Bergrücken  
 fünftausend  Fufs  zu  der  breiten  Ebene  von  Qasrün  ab.  Unmittelbar  zu  
 den  Füfsen  ein  beträchtlicher  See,  dunkelgrün  und  durchsichtig  wie  die  
 schönsten  Alpenseen.  Weiter  rechts  die  Ebene,  belebt  durch  die  grünen  
 Schatten  der  Orangen-  und  Palmenwälder.  Jenseits  des  Thaies  steigen  
 wieder  die  gewaltigen  Bergketten  schroff  und  steil  empor,  eine  über  die  
 andere  sich  aufschichtend.  Ein  glänzender  Nebelstreifen  am  fernsten  Horizont  
 deutet  das  Meer  an.  Wenige  Punkte  sind  so  geeignet  wie  dieser,  
 einen  Ueberblick  zu  geben  über  die  eigenthümliche  Struktur  des  grofsen  
 persischen  Randgebirges  in  seiner  fortlaufenden  Reihe  von  schroffen  Parallel 
 Ketten  und  breiten  Ebenen.  Aber  auch  wenige  Punkte  gestatten  
 einen  solchen  Einblick  in  die  eigenthümliche  Schönheit  jenes Landes.  Unsere  
 nördlichen  Gebirge  weisen  auch  schroffe  Felsformen,  jähe  Felsstürze  
 auf,  aber  sie  sind  wie  verschleiert  durch  unsere  feuchte  nebelhafte  At