angefoehten ein Paar leergemachte Räumlichkeiten des Hauses in Beschlag
nehmen. Wir begingen hier in stillen Erinnerungen die Geburtsfeier unseres
Königs, dessen leidender Zustand, so meldeten es die neuesten Zeitungsnachrichten,
sich eher verschlimmert als verbessert hatten. Freudiger
als es uns gestattet war, durfte von den Dienern der festliche Tag gefeiert
werden; einige Hammel gaben den hierzu nöthigen Stoff her und nicht
lange dauerte es, als die Perser im Kreise beisammen safsen, um beim
Pilau, Tschilau und Kebab sich des preufsischen Padischah in dankbarster
Weise zu erinnern.
In der morgentlichen Kühle des sechszehnten Octobers stiegen wir von
unserem Menzile in die Ebene hernieder, um das hohe Ziel Persepolis zu
erreichen. Yon Seidan bis zu den Trümmern der alten Perserstadt sind
es drei volle b ersach. Herr Baron v. AI und sein Neffe hatten sich auf
Tschapar-Pferde gesetzt, um der langsam gehenden Karawane einen Vorsprung
abzugewinnen und ohne Zeitverlust diejenigen Reste des Alterthums
kennen zu lernen, welche in der Nähe der persepolitanischen Ruinen und
auf den Bergen gelegen sind. Unter der Leitung eines Führers zu Pferde
ritten sie „über den Kyros nach den Marmorbrüchen von Naksch-i-Rustem,
nahmen die achämenidischen Königsgräber, die Felssculpturen der Sassa-
niden, die Säule, die Sonnenaltäre, den Feuertempel, die Opferstelle in
Augenschein und ritten mit einem grofsen Umweg, um die Sümpfe. des Thaies
zu umgehen, nach Naksch-i-Redscheb, den Felsenreliefs in einer grofsen
Grotte, sahen den Marmorbau einer grofsen Grabterrasse und ritten nach
Persepolis, wo sie das Lager an der Freitreppe bereits aufgeschlagen fanden“
(eigenhändig verzeichnete Stelle aus Herrn v. M-.’s Tagebüche).
Unsere Reise bewegte sich in der Nähe des vielfach geschlungenen
Murghdb mit hohen, abschüssigen und sandigen Ufern, auf einer breiten
und bisweilen sehr unebenen Karawanenstrafse nach zwei deutlich von einander
geschiedenen Felsenmassen zu, welche sich thorartig näherten und
den Eingang in die grofse Ebene von Merddscht bildeten. Ehe wir uns
indefs in der unmittelbaren Nähe des langen Felsenthores befanden, hatten
wir die Freude, dicht an der Strafse auf einen antiken Säulenfufs von
ziemlichem Umfange zu stofsen. Die Nähe von Persepolis machte sich
hier zum erstenmale bemerkbar. Weiter zogen wir und weiter kamen
Spuren alten Perserwerkes zum Vorschein. An der Felsenwand linker
Hand, auf der Seite östlich vom Ab-i-Murghdb, erschienen hier und da
seltsame Sculpturen, einfach, gering an Umfang, aber bedeutungsvoll, vielsagend
durch ihren Ursprung und doch so räthselhaft durch ihren Zweck.
Der Fels ist an verschiedenen Stellen in einer Höhe von acht bis zehn
Fufs glatt gemeifselt, mit einer Nische von kaum einem Kubikfufs Inhalt
versehen, über welcher als Ornament gleichsam wie ein Gesims eine Leiste
mit Zahnschnitt in dieser Gestalt
aus dem Gestein gemeifselt ist. Offenbar steckt in dieser einfachen Form,
wie sie in dem Stein als altpersische Sculptur-Reminiscenz verewigt ist,
eine Erinnerung an den Holzbau, da jene steinernen Würfel nichts anderes
darstellen sollen, als die hervorragenden Enden einer parallel nebeneinander
fortlaufenden Balkenlage. So erinnert in ganz ähnlicher Weise die
runde Thürtrommel über den Eingängen der ägyptischen Gräber um die
Pyramiden an den runden Palmstamm, welcher den Querbalken der Thur
bildete und bestimmt war, die über ihm liegende Last des Hauses zu tragen.
Immer enger wird der Felseneingang, immer reicher die Spuren vom
alten Glanzorte Persepolis. Im Angesicht der massiven Bergwand hüben
und drüben zeigen .sich in d e r N ä h e der linken montanen Gruppe, auf dem
östlichen Ufer des Murghdb-Flusses, der in seinem steilen grünbewachsenen
Bette brausend dahinfährt, die Reste eines soliden Steinbaues, fenster- und
thürartig gestellte Steinpfeiler auf langen Steinblöcken mit Architraven.
Kein inschriftlicher Schmuck löst das Räthsel der ehemaligen Bestimmung
dieses steinernen Baukastens. Die modernen Perser, nie verlegen um die
Erklärung und Bezeichnung von Dingen, die einem Archäologen den Stoff
zu ganzen Bänden gelehrter Erörterungen und Schlüsse gewähren konnten,
nennen dies Gebäu kurzweg Derwazüh-i-schehr ¿das Thor der Stadt“, nämlich
Persepolis, und die gelehrten Erklärer scheinen dieser Auffassung
diesmal beizupflichten, da sie diesen sonderbaren Trümmerrest, der mir
übrigens für ein Thor viel zu klein erscheint, unter der Benennung des
S t a d t t h o r e s in die Beschreibungen von Persepolis emgefuhrt haben.
Nach dein Flusse zu, .zwischen diesem und dem „Stadtthore“, ganz in der
Nähe des südlich gelegenen Dorfes Tahht-i-tgus, des „Pfauenthron“, erinnert
zunächst eine einsam stehende Säule wiederum-an einen klassischen
Fleck. Die Säule, von etwa einem Fufs.Durchmesser und zwanzig Fufe
Höhe, cannelirt, mit einem j e n e r architektonisch so merkwürdigen Kapi