Freunden, welche lins bis zum persischen Hyppodrom vor der Stadt das
Geleite gaben, und aus unseren persischen Dienern, welche sich nur in
der Hoffnung von uns trennten, uns eines Tages in Teheran wieder erscheinen
zu sehen. Die Abschiedsscene zwischen den scheidenden und bleibenden
Europäern war so rührend, wie sie nur immer unter Männern sein
konnte, welche sich gegenseitig lieben und schätzen gelernt hatten. Nach
der traurigen Trennungsstunde ritt ich mit Hrn. v. Gr olma n bei strömendem
Regen in Nacht und Dunkelheit hinein, um die vorausgegangene Karawane
in der ersten Station Kent wieder zu erreichen.
Gegen sieben Uhr Abends langten wir bei Stocklinsternifs in dem
Schlosse zu Kent an. Wir logirten uns hier in einem Gemache ein, das
nach der einen Seite des Gartens hinausführte. Die Rosensträucher und
die blütbentragenden Bäume, welche uns bei unserm ersten Aufenthalt hier-
selbst so sehr entzückt hatten, wraren verschwunden, und Statt des rieselnden
Quellwassers bedeckten tiefe Lachen und undurchdringlicher Schmutz
den Boden des königlichen Bdgh. Die Karawane hatte in dem Dorfe Platz
gefunden, nur die preufsischen Diener weilten in unserer Nähe, nicht weniger
als wir über den Regen entsetzt, welcher in zweiter Auflage durch
die Fugen und Spalten der Decke des kaiserlichen Schlosses auf uns Alle
herniedertröpfelte. Wir hüllten uns in unsere Mäntel und Decken ein, und
fast wurde ich um meinen grofsen kurdischen Pelz beneidet, den mir der
brave Doctor Tho l o z a n als freundschaftliche Reisebegleitung und wärmste
Erinnerung mit auf den Weg gegeben hatte.
Kaum lagen wir in Morpheus Armen, als ein donnerähnliches Getöse
und Gekrache uns aus dem Schlaf erweckte. Erschreckt fuhren wir von
unserm Lager auf, um nach der Ursache dieser nächtlichen Störung zu
forschen, als- die Diener mit jämmerlichen Mienen in das Zimmer traten,
um ein Nachtquartier in unserer Nähe zu erbitten, da sämmtliche Dek-
ken in den übrigen Zimmern des Schlosses so eben eingestürzt seien. Wir
gewährten ihnen das erbetene Obdach so lange, als die Decke unseres
eigenen Gemaches, die bereits sehr gefährliche Krümmungen angenommen
hatte, auszuhalten versprechen würde.
Als wir uns des Morgens zur Weiterreise rüsteten und so eben das Zimmer
verlassen hatten, stürzte hinter uns die ganze Decke mit einem Knall
ein, als wollte.sie uns kräftigst eine recht glückliche Reise durch Persien
wünschen. Mit dem Glücke in Persien sieht’s eigentümlich aus, da-es
unwillkürlich an den sonderbaren Wunsch des deutschen Eulenspiegel erinnert,
der den lieben Herrgott bat, ihn vor einem grofsen Glücke zu bewahren,
und Jemandem auf die Frage „weshalb?“ als Antwort gab: Ob
das nicht ein grofses Glück zu nennen sei, wenn ein mächtiger Balken
von einem neu gebauten Hause herunterstürzend, in den Boden dicht neben
ihm einschlüge, ohne ihn zu treffen. Das erste grofse derartige Glück
genossen wir demnach in Kent. Bei unserem Ausritt waren wir höchlichst
erstaunt, den ganzen Boden des Gartens, die Hecken und Sträucher und
die kahlen Aeste der Bäume mit einem Ueberzuge von Schnee bedeckt zu
sehen, der nach dem Regen in der verflossenen Nacht in überreicher Fülle
gefallen war und die ganze Landschaft in ein winterliches Bild verwandelt
hatte. Während unsere Karawane sich zur Weiterreise rüstete, langte ein
Perser von anständigem Aussehen in Begleitung, eines Dieners bei uns an,
der sich als amtliche Begleitung legitimirte. Er nannte sich Dschewdd Beg
und stand als Pischkhedmet Baschi in-dem Dienste des Ministers der aus-
23*