sich auf der ruhmreichen Expedition vor Allem damit beschäftigt hatte, die
aus Teheran gesendeten neuen Dukaten zu beschneiden, ein Schmerzensgeld
von 100,000 Dukaten zu zahlen haben würden. Es läfst sich denken, dafs
sich S. M. der Schah nicht in der besten Laune befanden. Er schnob
Wuth und Rache, beide Personen wurden abgesetzt, ihrer Würden und
Ehren entkleidet, und der oben genannte Onkel des Kaisers, Sultan Mu-
rad Mirza, mit der Ausrüstung und Führung einer neuen Expedition beauftragt.
Auf seine Erklärung hin, dafs er den Fufs nicht in den Steigbügel
setzen würde, wenn ihn nicht eine unumschränkte Vollmacht begleitete,
wurde ihm die letztere gewährt und die Ausrüstung einer neuen
Armee begonnen.
So standen die Sachen in Teheran, und es war voraussichtlich, dafs
wir bei unserer Rückkehr das Pefserthum in jener trüben Stimmung vorlinden
würden, welche von unglücklichen Kriegsereignissen unzertrennlich
is t.. Man fürchtete sogar einen Angriff der Turkomanen auf Teheran, obgleich
diese Befürchtung wenig begründet schien, da die Turkomanen sich
selten aus ihrem Lande und aus ihren Steppen auf längere Zeit und auf
grofse Entfernungen hinauswagen.
Gegen Abend war der reisende Prinz im Posthause so gnädig, mir
durch einen seiner Pischkhidmet oder Kammerdiener eine grofse flache
Schüssel voller Granatäpfel, eine andere mit vier saftigen Melonen und
einen Holzkasten mit süfsem, in Mehl liegendem Zuekerwerk aus Manua
zu übersenden. Er liefs aufs Neue sein Bedauern ausdrücken, mich nicht
gesehen zu haben, und seinen Trost über den Tod des Ministers als ein Er-
eignifs, das vom Schicksal vorherbestimmt wäre, dazu sagen. In der Frühe
brachen wir vor der prinzlichen Karawane von Sensen auf, wo .wir die Getreiderechnung
mit 16 Schuld den Batman bezahlen mufsten, und wandten
uns der niederen Hügelkette zu, auf der man schon von weitem die helle
Linie der Karawanenstrafse mit dem Blick verfolgen kann.
Die Hiigel bilden eigentlich Ausläufer des hohen modischen Massengebirgszuges
und sehliefsen vielfach gewundene Thäler ein, deren Boden
so kahl wie die Bergwände an den Seiten ist. Das Wetter war trübe und
regnigt. Dichte schwarze Wolken hingen wie angeklebt in den Schluchten
der zackigen, bunt gefärbten Klippenzüge, die wir fortdauernd zu unserer
linken Seite behielten. Die heutige Karawanen-Reise war insofern unterhalten^,
als sie uns die sehr erwünschte Gelegenheit g ab ,'e in ganzes persisches
Regiment auf Urlaub zu sehen. Nicht etwa in Reih und Glied, sondern
zerstreut wanderten abgerissene Soldaten mit ihren Waffen im langsamen
Schritt einher oder trieben ihre Esel vor sich hin, deren Rücken
mit den geringen Habseligkeiten zweier oder dreier Soldaten bepackt waren.
Später, aber zu Pferde, sahen wir die Offiziere des Regiments, und zuletzt
den grofsbärtigen General, hinter dem ein Soldat stolz zu Rofs die
rothumwiekelte Regimentsfahne mit der silbernen Hand oben darauf trug.
Ganz zuletzt folgte der Offiziers - Harem des Regimentes. Die Frauen,
meist verschleiert, safseü zu je zweien in den sogenannten Kedscliawa,
d. h. hölzernen Gestellen, die wie zwei grofse Holz Vogelbauer zu beiden
Seiten des tragenden Esels hängen. Die vornehmeren Damen waren von
braunen Eunuchen begleitet, die vorzüglich costümirt waren und auf herrlichen,
reich geschirrten Pferden ritten. Wie uns mitgetheilt wurde, war
dies Regiment auf einige Monate von Teheran aus beurlaubt worden und
begab sich nach seiner Heimath Kermän, um zu Hause den Familien in
der Feldarbeit behiilflich zu sein.
Zwei Stunden von Sensen entfernt führt die Karawanenstrafse mitten
durch ein verfallenes und verlassenes Dorf mit Resten versunkener Canalanlagen.
Soldaten hatten sich in der Ecke eines eingestürzten Gemäuers
gelagert und wärmten ihre erklammten Glieder an einem hell auflodernden
Feuer. Das Bild, dessen Hauptgruppe die erfrorenen Serbäzen um das
Feuer bildeten, war im höchsten Grade malerisch. Der wolkenschwarze
Himmel, die dunkele massige Gebirgsmauer im Hintergründe, die Dorfruine
am Fufse derselben, die prasselnde Flamme mit der schwelenden
Rauchsäule darüber und die Gestalt der bärtigen Soldaten in ihrem zum
Theil durch die Nothwendigkeit und Selbsterhaltung vorgeschriebenen Co-
stüme hätten Stoff zu einem Genrebilde gegeben, wie er sich nur selten
der Beobachtung darbietet. Eine Strecke weiter von dem erwähnten Dorfe
lag lang ausgestreckt an einem Felsenabhange ein armer Soldat, der vor
Schmerzen an den Füfsen und vor Mattigkeit nicht mehr weiter konnte.
Seine Cameraden und seine Offiziere zogen theilnahmlos an ihm vorüber
und schienen ein Herz im Leibe zu haben, das mit den Felsen am Wege
an Härte wetteifern konnte.
Drei Fersach hinter Sensen stöfst man auf eine Karawanserai mit einer
Cisterne daneben. Nach dem Namen des Ortes zu urtheilen, der Schur-db,
d .h . Salzwasser genannt wurde, ist das Wasser hierselbst ungeniefsbar.