auf der Strafse von Isfahan nach Schiraz in der Ebene zwischen der Stadt
Qumischeh und dem Dorfe Maksudbeg zusammen, und das Knallen der Kanonen
hatte eigentlich schon hingereicht, unter den Schirazern panischen
Schrecken und allgemeine Flucht zu verbreiten. Ismael-Khan befand sich
als ein treuer Anhänger der Regierung in der Armee Muhammed-SchaK's.
Weifs der Himmel wie es ihm später ergangen sein mufste, genug, man
nahm ihm nicht allein was er besessen hatte, oder zerstörte es, Zeugnifs
davon lieferte unser heutiges Menzil, sondern man liefs ihm überdies eine
so starke Bastonade angedeihen, dafs der arme Khan noch heute an den
Fiifsen leidet und nur sehr unsicher und schwankend zu gehen im Stande
ist. Er fragte mich um Rath, ob kein Heilmittel in Europa gegen die Folgen
einer so nachdrücklich empfangenen Bastonade vorhanden wäre. Der
Khan, dessen rauhes und derbes Wesen von vornherein für ihn einnahm
und der den Eindruck eines alten braven Soldaten machte, ist weit und
breit seiner grofsen Gastfreundschaft wegen berühmt, und kein Reisender,
ob arm oder reich, kommt durch das Dorf Kerdekhur, ohne die Hospitali-
tät Ismael’s in der ausgedehntesten Weise genossen zu haben.
In der Nähe dieses Dorfes, woselbst die Weinrebe ganz vorzüglich gedeiht,
liegt eine alte, zu Grunde gegangene Stadt, von welcher der Khan
gar Vieles erzählte. Weiter ab soll, seiner Angabe nach, eine andere grofse
Stadtruine liegen, die er mit dem Namen Kaza bezeichnete, auf deren Terrain
viele alte Gold - und Silbermünzen verborgen sein sollen. Eine Gesellschaft
von Münzgräbern aus Hamadan hat den ganzen Boden gepachtet und bezahlt
den Acker bis zu hundert Ducaten, so dafs hiernach zu schliefsen
die Nachgrabungen eine nicht geringe Ausbeute ergeben müssen.
In der Nacht vom 15. zum 16. September brachen wir um l-J Uhr in
der Finsternifs auf, um unsere Weiterreise nach Sultanabad anzutreten.
Die Diener des Khan, welche uns bei der Abreise wacker unterstützten,
nachdem sie am Tage vorher auf Befehl ihres Herrn Hümmel, Lämmer,
Früchte und andere Gastgeschenke anschleppen und kleine Dienste hatten
verrichten müssen, verweigerten beharrlich die Annahme jeder Art von
Belohnung und versicherten bei unserem Leben, dafs ihr Gebieter ihnen
den Hals umdrehen würde, wenn sie auch nur für einen Schahi an Werth
Geschenke empfingen. Einem so gründlichen Verbote gegenüber wäre es
verletzend gewesen, aufzudringen, was in so edler Weise verweigert wurde.
Unsere Bewunderung für den Khan konnte nur gewinnen durch ein Be-
Nach Sultanabad. 7
Lehmen seiner Diener, das sonst in ganz Persien zu den Unmöglichkeiten
iezählt wird. Die vielgerühmte Gastfreundschaft des Orients mag in Per-
lie n unter den Eingeborenen gleichen Standes vorhanden sein, Europäern
legenüber ist sie eine seltene Erscheinung und nur da pflegt sie einzutreten,
wo officieller Zwang sie gebietet. Im Gegentheil ist der Perser den
lewöhnlichen europäischen Reisenden gegenüber von einer seltsamen Aengst-
lichkeit und Zurückgezogenheit, die bei dem gewöhnlichen Manne vielleicht
ihre Begründung in dem Glauben findet, dafs die Berührung von Gefäfsen
ujid Speisen mit europäischen Lippen und Händen nedschiz d. h. unvermeidlich
u n r e in ist, bei dem vornehmen Theile der Bevölkerung wahrscheinlich
aus politischen Rücksichten erklärt werden mufs.
| Ismael-Khan hatte uns bei der finsteren Nacht einen Dorfbewohner als
Führer mitgegeben, und wir zogen unter dessen Leitung zunächst über eine
grofse, weite Fläche, welche man uns als Nemek d. h. als Salzfeld bezeichnete.
In der That knirschte der Boden unter den Hufen unserer Thiere
und trotz der dunklen Nacht hatten wir das seltsame Schauspiel einer Fata
morgana, sobald das helle Licht einzelner Sterne in den Gesichtswinkel
unseres Auges fiel. Wir sahen weifsschimmernde, wogende Flächen vor
uns, als ob wir auf einer engen Landzunge zwischen blitzenden Seen reisten.
Nachdem wir etwa zwei Stunden lang die grofse Ebene durchmessen hatten,
wobei in Zwischenräumen und in der Nähe unserer Strafse die zackigen
Umrisse einzelner Bergkegel wie Felseninseln aus dem Meere auftauchten,
gestand unser Führer sehr offenherzig, dafs er den Weg verfehlt habe und
dafs wir eine andere Richtung einschlagen müfsten. Rathlos standen wir
eine Zeit lang stille, als plötzlich Hundegebell und die Stimmen von Men-
sehen unser Ohr trafen. Wir gewahrten, dafs wir uns in der Nähe der
Zelte einer Nomaden-Tribus befanden. Mehrere von den Eingebornen kamen
zu uns und zeigten uns die richtige Fährte. Der Sonnenaufgang bereitete
uns bald darauf einen jener herrlichen Anblicke, welche das persische
Hochland in malerischster Abwechselung dem Reisenden so häufig gewährt.
»Wir sahen uns von allen Seiten von pyramidenartig gestalteten Bergkegeln
Beingeschlossen, welche an verschiedenen Stellen isolirt stehend aus der
■Hochfläche emporwuchsen und deren kahle Gipfel die anfgehende Morgen-
■ sonne des 16. September mit wunderbarem Purpurschimmer übergossen
■hatte. Links vor uns lag am Fufse eines solchen dunklen massenhaften
■ Kegels lang ausgedehnt ein grofses Dorf, und hinter demselben breiteten