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 Cholera,  von  Cholerinen  und  von  der  Dysenterie  hingerafften  Personen  
 kann  nicht  angegeben  werden.  Am  meisten  betraf  sie  die  ärmere,  sich  
 schlecht  und  mangelhaft  nährende  Klasse  der Bevölkeruug  und,  wegen  der  
 unzureichenden  Bekleidung  der  Bauchgegend,  die  Frauen.  Bei  eintretendem  
 Regen  und  Kälte  nahm  die  Cholera  an  Heftigkeit  zu.  In  LenkerM,  
 am  Kaspischen  Meere,  forderte  sie  binnen  12  Tagen  30  Opfer. 
 Zu  den  seltener  auftretenden  Krankheiten  gehören:  Tuberkel,  Gicht,  
 Krebs,  Amaurosis,  Endocarditis,  Pleuritis,  Pneumonie,  Angina  fibrinosa  
 und  Typhus. 
 Nach  der  20monatlichen  Beobachtung  meines  vortrefflichen  Gewährsmannes  
 kommen  Inflammationen  im  Gilan  nicht  vor,  dagegen  dauern  die  
 remittirenden  und  intermittirenden  Fieber  beständig  fort.  Im Winter  I 8 ||  
 übten  katarrhalische Fieber  vielfach  schädliche Wirkung  auf  die Athmungs-  
 und,  kurze  Zeit  hindurch,  auch  auf  die  Verdauungs-Organe  aus.  Auch  die  
 Rheumatismen  waren  schwer  zu  bekämpfen  und  zu  beseitigen,  wie  denn  
 im  Durchschnitt  Rheumatismen  und Katarrhe  von  der  winterlichen  Jahreszeit  
 unzertrennbar  sind,  ähnlich  wie  gastrische  Fieber  im  Frühling  und  
 biliöse  Fieber  im  Sommer  auftreten. 
 Die  Zeit  vom  April  bis  Juli  scheint  die  gesundeste  im  Gildn  zu  sein,  
 die  ungesundeste  tritt  in  den  Monaten  Februar,  März  und  Juni,  August  
 ein,  was  vor  allen  europäische  Reisende  sich  ad  notam  nehmen  mögen. 
 Sehr  merkwürdig  ist  das  plötzliche  und  sporadische  Auftreten  einzelner  
 Krankheitsförmen,  die  sonst  nicht  in  Iran  einheimisch  sind  oder  sich  
 nur  selten  zeigen.  So  theilte  mir  Hr.  v.  Gas t e i g e r   in  einem  Schreiben  
 aus  Teheran  vom  Jahre  1862  mit,  dafs  in  dem  genannten  Jahre  die  arabische  
 Beulen-Krankheit,  welche  gewöhnlich  le  bouton  cCAleppe*)  genannt  
 wird,  ein Abscefs,  der  sich  an  irgend  einem Theile  des  Körpers,  am  häufigsten  
 im  Gesicht  bildet,  sich  vielfach  bei  Persern  und  Europäern  gezeigt  
 hat.  Die  Perser  bezeichnen  diese  Krankheit  mit  dem  Namen  Sälek  (vom  
 persischen  säl,  das  Jahr),  da  sie  ein  volles  Jahr  zu  dauern  pflegt. 
 Nach  den  mündlichen  Angaben  des  Hrn.  Dr. F a g e r g r i n   sind  zu  den 
 *)  In  Aegypten,  wo  diese  sehr  schmerzhafte  Krankheit,  an  der  ich  selber  in  dem  ersten  
 Jahre  meines  Aufenthaltes  an  den  Ufern  des  Niles  im  Jahre  1854  gelitten  habe,  
 ganz  gewöhnlich  ist,  schreibt  man  sie  dem Genufs  des Nilwassers  zur Zeit  der Ueberschwem-  
 mung  zu  und  bezeichnet  sie  deshalb  mit  dem  Namen  Hamm-e’-Nil. 
 im  Süden  Trdn's  ~verbreitetsten  Krankheiten  zu  rechnen:  Wechselfleber,  
 Wassersucht  und  die  sogenannte  kalte  Gangraena.  Die  Cholera  (weha,  
 wohl  zu  unterscheiden  von  ta’un,  wodurch  die  P e s t   bezéichnet  wird)  ist  
 viel  schwächer  als  bei  uns  in  Europa  und  tritt  eigentlich  alle  Jahre  und  
 nur  in  einzelnen  Fällen  auf.  Ganz  allgemein  verbreitet  ist  die  Ophthalmie, 
   gegen  welche  die  persischen  Aerzte  "mit  stetem  Erfolge  in  dieser  
 Weise  verfahren.  Sie  geben  zunächst  ein  schmerzstillendes  Narcotieum  
 mit  Namen  hing  (Opium)  ein,  verschmieren  alsdann  das  Auge  mit  einer  
 Mischung  von  alün  (weifser  Alaun)  und  ser-techubeh  (Curcuma)  und  wenden  
 zuletzt  die  mit Wasser  auf  Stein  geriebene  schäf-kermini  (kermanische  
 Pille)  an,  die  zwischen  den  Augenliedern  durchgezogen  wird. 
 Herr  Dr.  J.  E.  Pol ak  (gegenwärtig  Director  des'  allgemeinen  Krankenhauses  
 in  Wien),  welcher  lange  Jahre  als  Leibarzt,  ein  moderner Kte-  
 sias-,  am  Hofe  des  Schah  von  Persien  zu  Teheran  gelebt  hat  und  Persien  
 und  die  Residenz  des  Schah  verliefs,  als  die  preufsische  Mission  in  I)arel 
 Khalifeh  ihren  solennen Einzug  gehalten  hatte,  war  gütig  genug uns  aus  
 dem  reichen  Schatze  seiner  persischen  Erfahrungen  ein  practisches  Vademécum  
 von  Regeln  der  Diätetik  in  Persien  zu  hinterlassen,  das  ich  um  
 so  weniger  anstehe  hiermit  zu  publiciren,  als  ich  wünsche,  dafs  es  auch  
 späteren  Reisenden  in  den  von  uns  besuchten  Theilen  Asiens  von  Nutzen  
 sein  möge.  Ich  kann  aus  eigener  Erfahrung  und  aus  innigster  üéberzeu-  
 gung  versichern,  dafs  fern  von  aller,Hülfe  europäischer  Aerzte  bei  dem  
 plötzlichen  Auftreten  von  Fieber  oder Dysenterie  nichts  willkommener  und  
 wohlthuender  für  den  Leidenden  ist,  als  der  geschriebene  oder  gedruckte  
 Rath  eines  renommirten  Arztes.  Der  Geist  leidet  ebenso  sehr  wie  der  
 Körper  und  übt  auf  den  letzteren  eine  Wechselwirkung  aus,  deren  Folgen  
 je  nachdem  ebenso  verderblich  als  heilbringend  sein  können. 
 P   Eine  regelmäfsige  Bewegung  jeden  Tages,  besonders  zu  Pferde,  ist  
 zur  Erhaltung  der  Gesundheit  in  Persien  unerlafslich. 
 2.  Nach  einer  starken  Bewegung  ist  der  Körper  nur  allmälig  durch  
 langsamere'  Bewegung  in  Ruhe  zu  setzen  und  abzukühlen.  Diese  Regel  
 befolgt  der  Europäer  für  sein  P fe rd ,  selten  für  sich. 
 3.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  die  starke  Sonnenhitze  v e rm i e den  
 werden  soll.  Nur  in  der  höchsten  Noth  tinternimmt  der  Perser  um