stattlichen Zuges an die Seite oder krochen in ihre engen Buden, um verwundert
oder laut lachend die neuangekommenen fränkischen Gäste näher
in Augenschein zu nehmen. Die Höflicheren unter ihnen stellten sich nach
peisisehei Sitte aufrecht hin, die Arme und Hände ehrfurchtsvoll an den
Körper legend; den gröberen Sohn von Schiräz, welcher in sitzender Stellung
dem nächsten Nachbar seine humoristischen Bemerkungen zum Besten
gab, erreichte bisweilen der schnellgeschwungene, wohlgeflochtene Kant-
schu eines Gholäms, dafs er plötzlich in die Höhe schnellte, das lachende
Gesicht in ernstere halten legte und seinem Körper den Ausdruck unter-
thänigster Höflichkeit gab, den wir bereits auf den Basreliefs von Perse-
poüs zu bewundern Gelegenheit hatten In dem wohlerhaltenen Theile
des Bazars sah es sauber und nett aus; die Buden der Kaufleute, mit geschnitzten
hölzernen Vorgittern versehen, bargen ganze Ladungen persischer
und ausländischer Waaren, vor denen dicht gedrängt die kauflustige
Menge stand und mit dem Kaufherrn feilschte oder schwatzte. Vor einer
Bude, die eine gröfsere Tiefe als die übrigen zu haben schien, und
mit englischen Kattunwaaren und mit persischen Seidenstoffen und Stickereien
angefüllt war, handelte eine muntere Schaar tiefverhüllter Weiber um
Gegenstände des weiblichen Luxus. Unter den lebhaftesten Gesticulationen
mit Kopf und Armen schienen sie dem Kaufmann klar beweisen zu wollen,
dafs seine Waare schlecht und seine Forderung zu hoch sei. Neben dem
Schirazer Ger son war in amphitheatralischer Ausstellung ein grofses Fruchtlager
ausgestellt, in welchem süfsschmeckende Limonen und an Fäden aufgereihte
Datteln für uns neu waren. Ungefähr in der Mitte des Bazares
bildet eine lange, rechtwinkelig gelegte Bazarstrafse ein Kreuz, in dessen
mittlerem Raume sich ein eigentümliches Holzgerüst befindet, das ungemein
reich mit bunten Teppichen behängt war. Dies ist der Ort für den
Mollah, welcher hier öffentlich um die verschiedenen Zeiten des Gebetes
die Leute in den Bazaren zur Andacht auffordert und mit lauter Stimme
die vorgeschriebenen Gebete hersingt. Neben- aller Heiterkeit und Ausgelassenheit,
welche den Grundcharakter der Schirazer Bevölkerung bildet,
tritt gleichsam als Gegengewicht eine scharf ausgeprägte Intoleranz und ein
unglaublicher Fanatismus entgegen, der von der Geistlichkeit stark genährt
und ausgebildet wird. Wir selbst hatten dies zu erproben, als wir den
Bazar durchritten; trotzdem wir in der officiellsten Weise und auf das Höflichste
von den obersten Behörden der Stadt empfangen und begleitet
wurden, fehlte es dennoch nicht an fanatischen Personen, welche sich
das Gedränge zu nutze machten und gegen uns und unsere Pferde grolse
Steine schleuderten.
Von den Bazars aus führte ein wahres Labyrinth enger Gassen mit
Häüserwänden, denen man die Spuren des letzten Erdbebens gleichfalls
ansah, nach dem Menzile, das man für uns als Quartier von Regierungswegen
bestimmt hatte. Das Aeufsere des Hauses bestand aus einer schmucklosen
Wand aus gebrannten Ziegeln mit einer kleinen Thür, vor welcher
persische Soldaten mit rothen Uniformsjacken und weifsen Hosen eine
Ehrenwache bildeten. Kaum waren wir von den Pferden gestiegen
und in das Innere des Hauses getreten, so überraschte uns die reizendste
Anlage/ die wir je in Persien sahen. Die eigentliche Wohnung
lag im ersten Stock und bestand aus sauberen Zimmern und Sälen, mit
überdachten Vorterrassen, die nach dem Hofe,, d. h. nach einem Garten
hinausgelegen waren, in welchem fruchttragende' Orangenbäume, an deren
Stamm sich von der Erde aus Schlingpflanzen mit violetten Bluthen hinaufgerankt
hatten, duftende Rosenhecken, an welchen Rosen m weifsem
gelbem und rothem Farbenschmuck prangten, und Blumenbusche aller Art
die Ränder gefüllter Wasserbecken einfafsten, in deren klarem Wasser
hellleuchtende Fische hin und her schossen. Balsamische Düfte erfüllten
die ganze Luft, dazu der tiefblaue Himmel, der sich wolkenlos über unsere
Häupter ausspannte, die Frühlingsmilde des südlichen Klima’s , und
man wird zugestehen müssen, dafs uns der Aufenthalt im persischen Athen
von vornherein mit'den angenehmsten Eindrücken erfüllen mufste. Kaum
hatten wir uns in dem paradiesischen Menzile einigermafsen zurecht gefunden
und einquartirt, als auch sofort die officiellen Besuche, das ü b e r reichen
von Geschenken und Früchten, Zuckerwerk und Kuchen hintereinander
erfolgten, so dafs unserin Eltschi der Athem ausgehen mufste.
In seiner Nähe befanden sich zwei Wezire, der des Prinzen-Gouverneurs
und der der Regierung, ein indischer Prinz , welcher hier mit dem Amte
eines, englischen Vice-Consüls betraut ist, und zwei armenische Priester in
ihrer düsteren schwarzen Tracht. Der Eine von ihnen sollte in zwei Tagen
über BuscMhr nach Bombay in Indien abreisen, um an letztgenanntem Orte
während des vorgeschriebenen Zeitraums von sechs Jahren den Gottesdienst
der armenischen Christen zu leiten.
Erst nachdem sich sämmtliche Besuche entfernt hatten, schöpften wir