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folgen nicht mehr im Stande war, itiililoidslos im Stich gelassen. Unbekannt
mit Sprache und Sitten des von räuberischen Kurden bewohnten Bandes,
in dessen Mitte er sieh befand, war er dennoch glücklich genüg, in einem
KniMenderfe auf kurze Zeit Aufnalnne zu linden, bis nuin ihn sohllcfslioh
hinaustvieb und seinen Weg weiter fertsetzen biels. Wie er narb Tebonin
gekommen, dort mitgenommen, als Arzt in persische Dienste getreten, nach
N'hiraz versetzt ward, wie er während der Zeit; seines zehnjährigen Aufenthaltes
hiersei bst in drei Feldzüg'cn den Persern die nützlichsten Dienste
geleistet hat, das sind Erlebnisse, die den reichen und belehrenden Stoll
der V a g e r g r i n sehen Tagebücher bilden und sicher verdienen der Vergessenheit
entrissen zu werden, da sie neben den geographischen, ethnographischen
und historischen Bemerkungen die werth vollsten Aufschlüsse
über Personen und Charaktere des so merkwürdigen Porsorvolkos enthalten
dürften. Wenn es in der That für einen Europäer bitter ist, in Mangel
und Noth räumlich grofse Wanderungen auf wenig bekannten und bereisten
Gebieten znrnekzulegen und mit den niedrigsten Schichten einer Bevölkerung
zu verkehren, ja von ihr abzuhängen, die durch Abstammung und
Sprache. Sitte und Beligion gleichsam die Kehrseite des Europäerthums
bildet, so sind dafür die gesammelten Erfahrungen um so schätzbarer,
schon ihrer besonderen Gründlichkeit wegen, und das Urtheil über Land
und Leute um so schärfer, schlagender und glaubwürdiger. Freilich sind
Beispiele dieser Art um so seltener, als erfahrungsmäfsig europäische Reisende
ohne Geld und Mittel in fremden Welttheilen leicht zu gewöhnlichen
Abentheurem herabsinken, die mit der Lauterkeit und Festigkeit ihres
Charakters jeden innem Werth abgestreift und Sitten und Gewohnheiten
angenommen haben, die sie in den Augen-ihrer Landsleute und der Eingeborenen
verächtlich, lächerlich oder im besten Falle mitleidswürdig erscheinen
lassen. Es sind das Charaktere, wie sie Graf Gobine.au in
seinem bekannten Werke über Persien in einzelnen Beispielen so treffend
geschildert hat, und wie sie, leider Gottes! am häufigsten unter uns Deutschen
angetroffen werden. Begegneten wir doch in Täbriz, wie ich später an
Ort nnd Stelle erzählen werde, einmal zwei deutschen Landsleuten, welche
sich quer durch Persien nach Indien hindurchfechten wollten, um sich in
Sin äm tä n niederzulassen und von ihrer Geschicklichkeit bei den Indern
Nutzen zu ziehen. Man mufs dazu wissen, dafs der eine von ihnen Trompeter,
der andere Besenbinder war!
De, (/iigergrln.
Als ich mit meiner persischen Begleitung unser Haus verliefs, war ex
gegen sieben Uhr Abends, aber bereits so stockfinster, dafs ich nur mit
grofser Vorsicht in den schlecht gepflasterten Gassen zu gehen vermochte.
Die Baden der Kaufleute waren allenthalben geschlossen, nur vor den
Ki’iiclitläden und dampfenden Garküchen erhellten blakende und stinkende
üollumpen mit mattem Scheine die Gestalten der Käufer, arme» hungrige*
Volk, das von der Arbeit heimwärts kehrte. Auch die Handwerker hatten
die Gitter ihrer engen Buden sorgfältig geschlossen, doch sab ich einen
Schulter mit seinen Jungen emsig arbeiten, heim lielltönenden Sange eine»
der jüngsten und kleinsten Burschen. In den Gassen wurde es immer
stiller und leerer, liier und da jammerte an den Strafseriecken ein blot-
armer Sehiräzer sein Bettellied in die Nacht hinein oder winselte ein Hund,
durch die Strafsenwunderer von seinem Nachtlager mitten auf der Gasse
aufgescheucht. Mit einem Worte, in Schiräz ist es Nachts ebenso unheimlich
und düster, wie in allen übrigen Städten des Morgenlandes. Das Hans
des Dr. F a g e r g r i n lag weitab von unserem Menzile im Jadenviertel, inmitten
der mohamedanischen Stadt. Sein Besitzer hatte es erst vor kurzem
ganz im persischen Baustile für eine Summe von siebenhundert Du-
caten aufführen lassen und es war nichts darin vergessen, was irgendwie
nach persischen Begriffen nothwendig war, bis zu dem gepflasterten Hofe
hin mit seinen Wasserbassins und Blumenanlagen. Nur die Möbel im Innern
des Hauses waren europäisch, und eine Sammlung mediciniseher Werke
und belletristischer Schriften kein schlechter Schmuck des Empfangssaales.
Sogar europäische Zeitungen lagen auf dem Tische, obgleich die neuesten
Nummern anderthalb bis sechs Monate nach ihrem Datum in EeMräs an-
zukommen pflegen, so dafs jede Neuigkeit bereits eine alte Geschichte geworden
ist. Eine Perle im Hause des Doctors und neben einem Töchterehen
der einzige Trost seines Daseins unter den Persern, ist seine liebenswürdige
Frau, eine geborene Armenierin , welche das Armenische, Persische, Türkische,
Französische und Deutsche mit gleicher Geläufigkeit und Leichtigkeit
spricht und zu den anmuthigsten weiblichen Erscheinungen gezählt werden
mufs, denen ich das Glück hätte auf meinen Wanderungen in Persien zu
begegnen. Ich habe kaum nötliig zu bemerken, dafs ich im Familienkreise
des schwedischen Arztes einen ebenso angenehmen als lehrreichen Abend
verlebt habe, und dafs die Stunden vergingen, als wären es flüchtige Minuten