ganz übersehen zu haben. Solchen Männern, die
von dem Begründer der wissenschaftlichen Geogno-
sie und Bergbaukunde, von Werner selbst, die sorgfältigste
Anleitung erhielten, sollte man Zutrauen,
dafs sie hinreichend mit der Gebirgslagerung und besonders
mit Flötzgebirgen bekannt sind, die ihnen
fast täglich vor Augen lie g en , da sie zumal von ihrem
Lehrer daran gewöhnt w u rd en , die richtigen
Gesichtspuncte streng zu ve rfo lg en, w elche allein
zur Entscheidung über die relative Altersfolge der
Gebirgslagerungen führen können. • Freylich sind
s ie .w e it davon entfernt, hier kleinliche oryctognosti-
sche Bestimmungen anzuwenden, und aus jeder unbedeutenden,
zufälligen Abänderung des Gesteins
und der untergeordneten Schichten eigenthümliche
Gebirgsarten mit neu ersonnenen Namen , oder w oh l
gar besondere Formationen zu erschaffen, die nur
Gebilde der Einbildungskraft sind. Wahrscheinlich
rühren aber jene Zwe ife l nicht aus Mangel an Zutrauen,
sondern hauptsächlich daher, dafs einige
Nachbarländer nicht so reich an mannichfaltigen
Flötzlagern, w ie Deutschland, sind, und ihnen zum
Theil mehrere Zwischenschichten feh len, wohin,
z. B. Muschelflötzkalk- und Quadersandstein gehören.
Aeltere und w e it jüngere Formationen berühren
sich dort häufiger unmittelbar und die Stufenfolge
derselben feh lt , w e il sich ihr Ausgehendes
n ich t, w ie bey u n s , zu beträchtlichen Höhen und
in weiterer Ausdehnung erhob, oder bey den frühem
Revolutionen ganz h inw eg gerissen und zerrieben,
und aufgelöst zur neuen Schichtenbildung ve rbraucht
würde. Es kann aber auch sehr möglich
seyn , dafs sich mehrere solcher, in der Mitte z w i schen
den ältern und jüngern Gebirgsmassen befindlichen
Formationen nicht so w e it und so allgemein,
w ie andere, verbreiteten; nichts desto weniger nehmen
sie aber ihre angewiesene Stelle in der, nach dem relativen
Alter der Gebirgslager bestimmten Reihe mit
vollem Rechte ein. A u f gleiche Weise hat man bey
den aufgeschwemmten Gebirgen auch d en , in meh-
rern Ländern so w e it verbreiteten KalktufF *) , der
sogar in einigen Gegenden eine solche Festigkeit und
Härte erhält, dafs er die vorzüglichsten Bausteine
lie fe r t, anderwärts, w o seine Ablagerungen fehlen,
gar nicht anerkennen wollen. — Bey solchen Zw e ifeln
kann freylich nur die eigene Beobachtung und
Besichtigung zur Ueberzeugung bringen; indessen
sollte man s ic h , ohne sich einem höchst nachtheilig
e n , blinden Glauben zu ergeben, doch vorsehen,
w o möglich nicht in den Fehler der Chinesen zu ve rfallen,
welche schlechterdings nicht zugeben, dafs
etwas vorhanden seyn könne, was sie nicht selbst
in ihrem Lande besitzen. Selbst W e r n e r wurde zu
seinen beschränkten Ansichten über dieBasaltbildunvO
durch die Erscheinungen irre g e le ite t, die sich ihm
blofs in seinem Vaterlande darboten und vergab seine
eigenen wichtigen L ehrvorschriften, dafs man in der
* ) Diese bey We im a r , T o n n a , La lg ens a l z a ,
Ten ns t äd t und in mehrern thüringischen und andern
Gegenden weit verbreitete und zu den aufgeschwemmten
Gebirgen gehörige, locale Siifswasser-
bildung, worin sich hauptsächlich die Ueberreste
grofser Landthiere finden, ist von den pariser Formationen,
welche gleichfalls zum Theil Niederschläge
aus Landgewässern sind, wesentlich verschieden und in
L e o n h a r d ’ s Ta s chenb, Jahrg. 1818 S. jijumständ-
lich beschrieben.
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