Wirkungen der Meere. So rührt auch vielleicht ein
Theil der Nagelfluhe von ihren Zerstörungen her,
und da nach den Cuvierschen so schätzbaren Untersuchungen
die Nagelfluhe , welche die berühmte
Knochenbreccie an den Küsten des Mittelmeers bildet,
offenbar Landgewässern ihren Ursprung verdankt,
wie die darinn befindliche Landthierreste und Flufs-
muscheln hinreichend beweisen , so scheint selbst
nach Cuviers Äufserung der Abflufs derselben, bey
ihrer Verminderung, vom Norden nach Süden zum
Mittelmeer statt gefunden und folglich gerade eine
entgegen gesetzte Richtung mit dem frühem Eindringen
der Meere gehabt zu haben. Da sich übrigens
nördliche Geschöpfe in den aufgeschwemmten Ge-
birgsschichten zugleich mit den untergegangenen südlichen
finden , und auch in jener Knochenbreccie bis
auf den La g omi s a l p inu s , welcher jedoch nicht
eigentlich zu den südlichen Thierarten gehört, indem
er das mittlere Asien bewohnt, blos nördliche Thierarten,
die mit den gegenwärtigen fast ganz überein zu
stimmen scheinen, aufgefunden haben: so mufste die
nördliche Formenbildung noch vordem Eindringender
Landgewässer entstanden seyn. Es wird daher sehr
wahrscheinlich, dafsnach dem Zurückzug der Meere,
und während oder kurz nach Ausbildung der jüngsten
Trappformation , und der mit ihr in genauer
Verbindung stehenden Braunkohlenlagerung*) eine
*) Im Gebiete dieser Trappformationen kommen häufig
auch aufgescliwemmte Lager v o r , die sich theils durch
ihre ganze Beschaffenheit, theils durch eigentümliche
organische Überreste auszeichnen, welche den übrigen
aufgeschwemmten Gebirgen fremd sind. Sie verdienen
daher in dieser Hinsicht noch eine fortgesetzte genaue
lange ruhigere Zwischenzeit bey verändertem Klima
eintrat, während welcher die südliche Schöpfung
erstarb , und die nördliche ihre Stelle einnahm. Vielleicht
war dieses veränderte Klima gerade die vorbereitende
Ursache zur nothwendigen Ergiefsung jener
Wassermassen, welche die Bildung der gegenwärtigen
Erdoberfläche vollendete, und bey regelmäfsig
eingetretenen Jahreszeiten den fortdauernden Zustand
unseres Planeten auf lange Zeiträume hindurch erhalten
sollte. Ob-der Mensch schon in dieser Zwischenzeit
hervorgetreten war, oder erst nach der Vollendung
der so eben angegebenen grofsen Weltepoche
seine Herrschaft über dié Erde zu begründen suchte,
wird sich erst in der Folge hinreichend aufklären lassen.
Die weitern bisherigen Erfahrungen haben es übrigens
fast zur Gewifsheit erhoben, dafs wir nur iii
den jüngsten Erdschichten noch Geschöpfe finden,
welche mit den Originalen, unserer gegenwärtigen
Schöpfung übereinstimmen ,* und dafs die Formen
durch alle Klassen des Thier- und selbst des Pflanzenreichs
immer fremdartiger und unbekannter werden,
je höher das relative Alter der Gebirgsformationen
ansteigt. In den jüngern Ablagerungen finden sie
sich stets mehr oder weniger verändert, und so ist
z. B. C h ami t e s s t r i a t u s des Muschelflötzkalks
bey einer flüchtigen Betrachtung oft mit dem beym
ersten Anblick höchst ähnlichen Chami t e s j ur en-
sis des Jurakalksteins verwechselt worden, der bey
näherer Untersuchung offenbar eine ganz andere Art
Untersuchung. Die vor kurzem angekündigten B e i t
r äg e der Hin. Emme r l i n g und L a n g s d o r f werden
uns höchst wahrscheinlich aus diesen Lagern eine
Menge interessanter Gegenstände liefern.
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