Lat r e i l l e hat sich jedoch mit den neuem Ansichten
nicht vereinigt und ist der altern Meinung, der
ich früher gleichfalls -beypflichtete, treu geblieben,
indem er Ann. d. Mus. Xom. VI S.35*-* diese räthr
selhafte Familie der Urwelt noch zum Geschlecht
O s cabr ion Lam., oder zu Geschöpfen, welche dem
Chi tonLinn. ähnlich sind, und folglich zu einer ganz
andern Thierclasse, zu den Mollusken , gerechnet*).
Höchst wahrscheinlich rühren diese abweichenden
Ansichten zum Theil daher, dafs wir hier zuweilen
Thierarten vermischen, welche vielleicht eigentlich
gar nicht zusammen gehören, und es könnte
sehr leicht seyn, dafs wir mehrere jener Geschöpfe,
welche sich dem Asel lus, L im u lu s , Pal inurus,
und überhaupt denkrebsartigen Thieren nähern,
gänzlich von den eigentlichen T r i l o b i t e n absondern
, und ohngeachtet ihrer scheinbaren Aehnlich-
keit dennoch die letztem einer ganz andern Thier-
*) Bfofigniatt hat S. 40 Rapports d eS Tribölite's
avec les animaux coiinus die Merkmale, welche
bey den Trilobiten eine grofse Ueberein'stimmung
mit den Gymnobranchien vermuthen lassen, zwar so
wie Audouin sehr gründlich und einleuchtend entwickelt,
aber, wie mir scheint, die unter den bisher
zu den Trilobiten gerechneten, vielleicht nicht däzit
1 gehörigen, ganz abweichenden Arten nicht hinlänglich
berücksichtigt und ihre Gliederung zu allgemein
und bestimmt Vorausgesetzt. Die sinnreiche Vermu-
thung, dafs sich bey den Trilobiten die FüTse gleichsam
in Flofsen undBranchien verwandelt haben könnten,
welche lediglich unter ihren Schildern verborgen
geblieben wären und sich wegen geringerer Härte
in der Versteinerung nicht erhalten hätten, könnte allerdings
bey einigen Arten derselben Statt finden, nur
ist die Frage, ob diese alsdann wirklich zu den eigentlichen
Trilobiten gehören?
classe unterordnen müssen. Vor allen Dingen haben
wir a.uszumitteln, ob d ie Tr i l o b i t e n im eng
em Sinn e wirklich zu den gegl i e d e r t e n
T h i e r a r t e n und insbesondere zu den Cru s t a cés
Lam. gehören. Wäre diefs der. Fall, so mufs
ihre Gliederung nicht nur ausreichend nachgewiesen
und nicht blofs aus den faltigen Einbiegungen
ihrer fleischartigen weichen Theile geschlossen, son-,
dere auch dargethan werden können, dafs sie wirklich
mit Füfsen versehen sind *). Das letztere verliert
bey den vielen vorhandenen Exemplaren,
welche sämmtlich auch nicht die mindeste Spur-
von Füfsen wahrn.ehmen lassen, fast alle Wahrscheinlichkeit,
und auch gegen ihre gegliederte Beschaffenheit
überhaupt lassen'sich, wie mir scheint, noch
sehr bedeutende Zweifel erheben. Wir finden nämlich
bey der Vergleichung zahlreicher Exemplare zwar
bey mehreren der eigentlichen Trilobiten, wenn sie
noch vollständig mit ihrer Schale erhalten sind,
ganz deutlich abgesonderte Rücken-, Kopf- und zuweilen,
wie beym Asaphus, auch ausgezeichnete
Schwanzschilder, den Schildern des Chi t o n Linn»
ähnlich, aber unter dieser Schale nur den Abdruck
*) Das von Davila und Guettard beschriebene und
in der Sammlung des erstem befindlich geweseneTliier,
welches auch in den Beyträgen zur Naturgeschichte
aus ungedruckten Briefen gelehrt.
Naturforscher T. I Fig. 7 dargestellt ist, scheint
allerdings ein sehr problenaat., mit krebsartigen Beinen
ausgeschmücktes Tliier, und vielleicht wirklich ein
blofses Hirngespinst zu seyn ; da es indessen als zu den
Trilobiten gehörig angegeben wird, und man solches,
vielleicht in den französischen Sammlungen wieder
auffinden könnte, so verdient es doch wohl noch weitere
Nachforschungen.