
Inhalt des einundzwanzigsten Vortrages.
Stammesurkunden der Vertebraten. Phylogenetisches System der Wirbeltiere:
acht Klassen. Schädellose (Acrania) und Schädeltiere (Craniota). Rundmäuler (Cyclo-
stomen) und Kiefermäuler (Gnathostomen). Verbindende Mittelstellung der Cyclostomen
zwischen den Acraniem und Gnathostomen. Wichtige Unterschiede der Cyclostomen
von den Fischen. Urschädeltiere, Archicranier. Die charakteristischen Eigenschaften
der Kiefermäuler oder Paamasen: der Kiemenbogenapparat mit den Kieferbogen, die
paarige Nase, die Schwimmblase, die beiden Beinpaare. Verwandtschaftsverhältnis der
drei Fischgruppen sUrfische oder Selachier, Schmelzfische oder Ganoiden, Knochenfische
oder Teleostier. Proselachier, Pleuracanthiden. Quastenflosser, Crossopterygier. Beginn
des Landlebens auf der Erde. -Verwandlung der Schwimmblase in die Lunge. Mittelstellung
der Dipneusten zwischen den Urfischen und Amphibien. Paläozoische Dipneusten:
Ctenodipterinen. Mesozoische Dipneusten: Ceratodinen. Die drei noch
lebenden Dipneusten (Protopterus, Lepidosiren, Ceratodus).
L i t e r a t u r :
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Meine Herren! U nsere phylogenetische Aufgabe, unter der ungeheuren Zahl
der uns bekannten Tierformen die ausgestorbenen Vorfahren
unseres Geschlechtes zu ermitteln, stößt in den verschiedenen Abschnitten
der menschlichen Stammesgeschichte auf sehr verschiedene
Schwierigkeiten. Sehr groß waren diese in der Reihe unserer
wirbellosen Vermalien-Ahnen; viel geringer sind sie in der nun
folgenden Reihe unserer Wi rbe l t ie r -Ah nen. Denn innerhalb
des Vertebratenstammes herrscht, wie wir uns bereits überzeugt
haben, eine so vollständige Uebereinstimmung der typischen Organisation
und Keimesentwickelung, daß wir an der phylogenetischen
Einheit desselben nicht zweifeln können. Zugleich fließen hier
die Quellen der Stammesurkunden viel reicher und klarer.
Wie bedeutungsvoll hier vor allem die v e r g l e i ch end e
Ke ime s g e s cEi ch t e der Wi r b e l t i e r e ist, und wie wir aus
derselben mit Hülfe des Biogenetischen Grundgesetzes die wichtigsten
Schlüsse auf deren Stammesgeschichte'ziehen können, davon
werden Sie sich bereits überzeugt haben. Daneben sind aber auch
die reichen Quellen der Paläontologie und der v e rg l e i ch end en
Ana tomie , welche die ersteren ergänzen, für uns von unschätzbarem
Werte; sie bilden von nun an innerhalb des Wirbeltier-
Stammbaumes unsere sichersten Leitsterne. Dank den klassischen
Untersuchungen von George Cuvier, Johannes Müller, Friedrich
Meckel, Richard Owen, Thomas Huxley, Carl Gegenhaur, Max
Fürbringer, R. Wiedersheim u. a. gebieten wir jetzt schon in
diesem wichtigsten Abschnitte unserer Stammesgeschichte über so
aüsgedehnte und lehrreiche morpho lo gi s che S ch ö p fu n g s urkunden,
daß wir mit der erfreulichsten Sicherheit wenigstens
die bedeutendsten Grundzüge in der Entwickelungsfolge unserer
Wirbeltier-Ahnen feststellen können.
Die charakterischen Eigentümlichkeiten, durch welche sich
sämtliche Wirbeltiere von sämtlichen Wirbellosen unterscheiden,