
13. Dreizehnte Stufe: Das Leben der Fische.
D e r Gnathostomen-Organismus erreicht in der S i l u r z e i t , im allgemeinen
die Bildu n gs- u nd Lebensverhältnisse der heutigen U r f i s c h e
(Selachii). In der Hautdecke (bisher nackt 'u n d weich) entwickeln sich
P la coid sch up p e n ; in der M u n d h ö h le Knochenzähne. A m K o p fe entstehen
ein P a a r Nasengruben, Ober- u nd Unterkiefer. A u g e n und
Gehörblasen werden vervollkommnet, ebenso das Gehirn. D ie Schwimmbewegungen
werden durch zwei Paar F lossen geregelt; als h yd ro statisches
Organ fungiert die luftgefüllte Schwimmblase, eine Ausstülpung
des Schlundes. D ie Zirkulation wird durch A u sb ild u n g des „Conus
arteriosus“ gefördert. D ie Geschlechtsprodukte werden durch die U r -
nierengänge äbgeführt.
14. Vierzehnte Stufe: Das Leben der Dipneusten.
D e r Fisch - Organismus verwandelt sich während der D e v o n z e i t
in denjenigen der Paladipneusten (ähnlich dem heutigen Ceratodus). D ie
hydrostatische Schwimmblase wird zur respiratorischen L u n g e . D ie einfache
Vo rkamme r des H erzen s teilt sich in zwei Atrie n; das rechte
erhält venöses Blut aus dem Körper, das linke arterielles Blut aus der
Lunge. Vergl. die devonischen Lurchfische Fig. 3 1 0 — 313, S. 6 0 9— 612.
15. Fünfzehnte Stufe: Das Leben der Amphibien.
D e r Dipneusten-Orgamsmus gibt das bisherige Wasserleben auf und
gewöhnt sich an das Leb e n auf dem Lande, während der S t e i n k o h l e n p
e r i o d e (vielleicht schon v o r derselben). D ie polydaktylen F i s c h -
f l o s s e n verwandeln sich in peniadahtyle G a n g b e i n e . D ie K iem e n atmung
wird mehr u n d mehr verdrängt durch die Lungenatmung. Vergl.
die carbonischen Panzerlurche (Stegocephala, Fig. 3 1 4 — 317, S. 6 1 8 626).
16. Sechzehnte Stufe: Das Leben der Reptilien.
D e r Amphibien-Oigzmsmus geht während der p e r m i s c h e n P e r i o d e
in die Reptilien-B ildu n g über. D u rc h Aufgabe des Wasserlebens u nd die
Gewohnheit, sich auf dem L a n d e in der Atmosphäre aufzuhalten, gehen
die K iem e n ganz verloren'; die A tm u n g geschieht bloß durch die Lungen.
D ie Oberhaut, bisher weich u nd schlüpfrig, ve rh o rn t ; über den K n o c h e n schuppen
des C orium (Lepides) bilden sich H om sc h u p p e n der Epidermis
(Pholides). D u r c h A np a s su n g an t e r r e s t r i s c h e G e n e r a t i o n (-—
Fortpflanzung .außerhalb des Wassers — ) entstehen die schützenden
Ke imh ülle n u nd Em b iyo rgan e der A m n i o t e n '{Amnion u nd Serolemma;
Allantois). Vergl. die ältesten P r o r e p t i l i e n {Pocosaurier, Fig. 318— 321
S. 632—635).
17. Siebzehnte Stufe : Das Leben der Monotremen.
D e r Reptilien-Oxga.-ms,mas, wie ih n die ältesten Pocosaurier der Per-
mis.chen Periode zeigen, verwandelt sich während der folgenden T r i a s -
p e r i o d e in die B ildu n g der ältesten S ä u g e t i e r e (Promammalien),
ähnlich den heutigen Monotremen. D e r K ö rp e r bedeckt sich mit H a a r e n
u nd T a lg d rü se n ; an der Bauchfläche entwickeln sich M i l c h d r ü s e n ,
die M ilc h zur E rn ä h ru n g des Jungen liefern. D e r K i e f e r a p p a r a t
X X X . Phylogenie der Funktionen. 949
erfährt eine tiefgreifende Umbildun g: das Quadratbein wird zum Amboß,
das Gelenkstück des Unterkiefers zum H am m e r; das Quadratgelenk wird
durch ein Temporalgelenk ersetzt. D ie Blutzirkulation zerfällt in großen
u nd kleinen Kreislauf,', indem die Scheidewand der beiden Herzhälften
vollständig wird. D ie A tm u n g wird vervollkommnet, indem die Lu n ge n
eine höhere Struktur erlangen u n d das Z w e r c h f e l l (als Atemmuskel),
Brusthöhle u nd Bauchhöhle vollständig scheidet. A u c h das Ge hirn u nd
die Geschlechtsorgane erlangen die besondere B ild u n g der Säugetiere.
(Vergl. die Monotremen, Fig. 322— 325, S. 6 3 8— 644.)-
18. Achtzehnte Stufe: Das Leben der Marsupialien.
D e r Monotremen-Oxg&sivsmas verwandelt sich während der J u r a -
p e r i o d e (?) in die B ild u n g der Beuteltiere, indem die K lo a k e durch
ein frontales Septum (Perineum) sich in vorderen Urogenitalsinus u nd
hinteren Afterdarm teilt. A n die Stelle der oviparen tritt die vivipare
Fortpflanzung; der Nahrungsdotter der E ie r wird rückgebildet. A n den
M ilchdrü se n entwickeln sich Z i t z e n , aus denen das lebendig geborene
Junge» die M ilc h saugt. Vergl. die Beuteltiere, Fig. 326, S. 647.
19. Neunzehnte S tu fe : Das Leben der Halbaffen.
D e r Didelphien-Organismus geht während der K r e i d e p e r i o d e in
die Bildu n g der ältesten Placentalien über, indem sich aus der Allantois
die Placenta entwickelt. D ie Beutelknochen äuf der Sym p h y se (welche
die Marsupialien u nd Monotremen besaßen) verschwinden. Ge hirn u nd
Sinnesorgane _jerlangen die höhere Ausbildung, welche die Placentalien
ü b e r -ih re Marsupialien-A h n e n erhebt. E in Zweig der letzteren wird zur
Stammgruppe der ältesten P r im a t e n , der Pemuravales. D ie kletternde
Lebensweise auf B äume n bewirkt die besondere Gliedmaßenbildung der
Prosimien. (Vergl. die Lemuren, Fig. 328, 329, S. 6 6 2— 664.)
20. Zwanzigste Stufe: Das Leben der Affen.
D e r Prosimien-Oxgaxäsawis verwandelt sich während der ä l t e r e n
T e r t i ä r z e i t (E o ca e n ?) in die B ildu n g der echten A f f e n (Simiae),. u nd
zwar zunächst der Platyrrhinen (Westaffen, mit 3 6 Zähnen, breiter N a se n scheidewand,
kurzem Gehörgang), später der Catarrhinen (Ostaffen, mit
32 Zähnen, schmaler Nasenscheidewand, langem Gehörgang). Zwischen
Augen hö hle u nd Schläfengrube entsteht eine vollständige knöcherne
Scheidewand. A u s dem doppelten (später zweihömigen) Uterus der
Halbaffen wird der einfache bimförmige Uterus der Affen. D ie Placentar-
zirkulation wird vollkommen durch B ildu n g der D e c i d u a . (Vergl. die
Affe n Fig. 330, 331, S. 6 6 3— 666.)
21. Einundzwanzigste S tu fe : Das Leben der Menschenaffen.
D e r Cynopitheken-Orgaxnsmus verwandelt sich während der j ü n g e r e n
T e r t i ä r z e i t in die B ild u n g der Anthropomorpha (ähnlich den heute
noch lebenden Menschenaffen). D e r Schwanz wird rückgebildet. D a s
Kreu zbein wird stärker, indem 4— 5 Sacralwirbel verwachsen (bei den
meisten Affen n ur 2 oder 3). D u rc h A np a s su n g an den aufrechten
G a n g werden die meisten Skelettteile menschenähnlich ausgebildet. (Vergl.
die Anthropomorphen, Fig. 2 3 5— 244, S. 4 2 1— 430.)