
Embryologie der Vögel und Reptilien, ihre vergleichende Anatomie,
und unter anderem auch der Umstand, daß in dieser Periode noch
versteinerte Vögel mit Zähnen in den Kiefern und mit Eidechsen-
schwanz lebten (Archaeopteryx, Odontomis).
Endlich trat während des mesozoischen Zeitraumes auch die
vollkommenste und für |uns wichtigste Wirbeltierklasse auf, die
Klasse der Säug e t ie re . Die ältesten versteinerten Reste derselben
sind in den jüngsten Triasschichten gefunden worden:
Unterkiefer von kleinen Gabeltieren und Beuteltieren. Zahlreichere
Reste finden sich etwas später im Jura, einzelne auch in der
Kreide. Alle Reste von Säugetieren, welche wir aus diesem
mesolithischen Zeiträume kennen, gehören zu den niederen Promammalien
und Marsupialien; darunter haben sich ganz sicher
auch Vorfahren des Menschen befunden. Hingegen ist noch kein
einziger Ueberrest von einem höheren Säugetiere (einem Placental-
tiere) aus diesem ganzen Zeiträume mit Sicherheit bekannt. Diese
letzte Hauptabteilung der Säugetiere, zu welcher auch der Mensch
gehört, entwickelte sich erst später, gegen Ende desselben, oder in
der darauf folgenden Tertiärzeit.
Der vierte Hauptabschnitt der organischen Erdgeschichte, das
t e r t iä r e oder c änozoi s che Zei tal t er , war von viel kürzerer
Dauer als die vorhergehenden. Denn die Schichten, welche innerhalb
dieses Zeitraumes abgelagert wurden, sind im ganzen genommen
nur ungefähr 3000 Fuß dick. Derselbe wird in vier
untergeordnete Abschnitte eingeteilt, welche man als e o c äne ,
ol igocäne , miocäne und pl iocäne Periode bezeichnet. Innerhalb
dieser Perioden fand die mannigfaltigste Entwickelung der
höheren Tier- und Pflanzenklassen statt; die Fauna und Elora
unseres Erdballs näherte sich jetzt immer mehr dem Charakter,
den sie noch gegenwärtig besitzt. Insbesondere gewann nun die
höchst entwickelte Tierklasse, diejenige der Säugetiere, das Ueber-
gewicht. Man kann daher diese tertiäre Hauptperiode geradezu
als das Ze i tal te r der S äu g e t i e r e bezeichnen. Jetzt erst tritt
die vollkommenste Abteilung derselben auf, diejenige der Placental-
tiere, zu welcher auch das Menschengeschlecht gehört. Das erste
Auftreten des Me n s c h e n , oder besser ausgedrückt: die Entwickelung
des Menschen aus der nächstverwandten Affenform,
fällt wahrscheinlich entweder in die miocäne oder pl iocäne
Periode, in den mittleren oder in den letzten Abschnitt des
tertiären Zeitalters. Andere nehmen an, daß der eigentliche, d. h.
der mit Sprache begabte Mensch, erst in dem darauffolgenden
anthropozoischen Zeitalter aus dem sprachlosen Affenmenschen
(;Pithecanthropus) hervorgegangen sei.
In diesen fünften und letzten Hauptabschnitt der organischen
Erdgeschichte' fällt jedenfalls erst die vollständige Entwickelung und
Ausbreitung der verschiedenen Menschenarten, und eben deshalb
hat man denselben das anthropozoi s che oder auch wohl das
quar tä re Ze i tal te r genannt. Allerdings können wir bei dem
unvollkommenen Zustande unserer paläontologischen und urge-
schichtlichen Kenntnisse jetzt noch nicht sicher die Frage lösen,
ob die Entwickelung des Menschengeschlechtes aus den nächst
verwandten Affenformen erst im Anfänge dieses anthropozoischen
Zeitalters oder bereits um die Mitte oder gegen Ende des vorhergehenden
tertiären Zeitraumes stattfand. Allein so viel ist wohl
sicher, daß die eigentliche Entwickelung der menschlichen Kultur
erst jn das anthropozoische Zeitalter fällt, und daß dieses nur einen
verschwindend kleinen Abschnitt von dem ganzen ungeheuren Zeiträume
der organischen Erdgeschichte umfaßt. Wenn man dies bedenkt,
erscheint es als eine lächerliche Anmaßung des Menschen,
daß er die kurze Spanne seiner Kulturzeit als die „Wel tgeschi chte“
bezeichnet. Diese sogenannte „Weltgeschichte“ ist nach ungefährer
Schätzung noch nicht ein halbes Prozent von der Länge der ungeheuren
Zeiträume, welche seit dem Beginne der organischen Erdgeschichte
bis zur Gegenwart verflossen sind. Denn diese Weltgeschichte,
oder richtiger die Völker geschichte, ist selbst nur wieder
die letzte Hälfte des anthropozoischen Zeitraumes, während die
erste Hälfte desselben noch als vorhistorische Periode bezeichnet
werden muß. Man kann daher diese letzte Hauptperiode, welche
vom Ende der cänozoischen Periode bis zur Gegenwart reicht, auch
nur insofern als das Ze i ta l te r des Mens cheng e s chle cht s
bezeichnen, als während desselben die Ausbreitung und Differenzierung
der verschiedenen Menschenarten und Menschenrassen
stattfand, welche so mächtig umgestaltend auf die gesamte übrige
organische Bevölkerung der Erde einwirkte.
Die menschliche Eitelkeit und der menschliche Hochmut haben
seit dem Erwachen des Menschenbewußtseins sich besonders in
dem Gedanken gefallen, den Menschen als den eigentlichen Hauptzweck
und das Ziel alles Erdenlebens, als den Mittelpunkt der
irdischen Natur änzusehen, zu dessen Dienste und Nutzen das
ganze übrige .Getriebe der letzteren von einer „weisen Vorsehung“
von Anfang an vorher bestimmt oder prädestiniert sei. Wie völlig
unberechtigt aber diese anmaßenden. anthropozent r i s chen