
Diese steigen zwischen den Kiemenspalten (s) an den Kiemenbogen
empor, umfassen den Schlund und vereinigen sich, oben in
einen gemeinschaftlichen Aortenstamm, dessen über dem Darm
nach hinten verlaufende Fortsetzung dem Rückengefäß der Würmer
entspricht. Da die bogenförmigen Arterien auf den Kiemenbogen
sich in ein atmendes Kapillarnetz auflösen, so enthalten sie in ihrem
unteren Teile (als Kiemenarterienbogen) venöses Blut, in ihrem
oberen Teile- (als Aortenbogen) arterielles Blut. Die rechts und
links stattfindende Vereinigung einzelner Aortenbogen nennt man
Aorten wurzeln. Von einer ursprünglich größeren Zahl von Aortenbogen
bleiben zunächst nur sechs, dann (durch Rückbildung
des fünften Bogens) fünf Paare bestehen: und aus diesen fünf
Paar Ao r t e n b o g en (Fig. 454) entwickeln sich bei allen höheren
Wirbeltieren die wichtigsten Teile des Arteriensystems.
Von größter Bedeutung für die weitere Entwickelung desselben
ist das-Auftreten der Lung en und die damit verbundene
Luf ta tmung , der wir zuerst bei den Dipneusten begegnen.
Hier zerfällt die Vorkammer des Herzens durch eine unvollständige
Scheidewand in zwei Hälften. Nur die rechte Vorkammer nimmt
jetzt das venöse Blut der Körpervenen auf. Die linke Vorkammer
hingegen nimmt das arterielle Blut von den Lungenvenen auf.
Beide Vorkammern münden gemeinschaftlich in die einfache Hauptkammer,
wo sich beide Blutarten mischen und gemischt durch
den Arterienstiel in die Arterienbogen getrieben werden. Aus den
letzten Arterienbogen entspringen die Lungenarterien (Fig. 455 p).
Diese treiben einen Teil des gemischten Blutes in die Lungen,
während der andere Teil desselben durch die Aorta in den
Körper geht.-
Von den Dipneusten aufwärts verfolgen wir nun eine fortschreitende
Entwickelung des Gefäßsystems, die schließlich mit
dem Verluste der Kiemenatmung zu einer vollständigen Trennung
der beiden Kreislaufshälften führt. Bei den Amphibien wird
die Scheidewand der beiden Vorkammern vollständig. In ihrer
Jugend, als Kaulquappen (Fig. 316, S. 623), haben sie noch die
Kiemenatmung und den Kreislauf der Fische, und ihr Herz enthält
bloß venöses Blut. Später entwickeln sich daneben die Lungen
mit den Lungengefäßen, und nunmehr enthält die Hauptkämmer
des Herzens gemischtes Blut. Bei den Reptilien beginnt auch die
Hauptkammer und der-zugehörige Arterienstiel sich durch eine
Längsscheidewand in zwei Hälften zu teilen, und diese Scheidewand
wird vollständig bei den höheren Reptilien und Vögeln einerseits,
bei den Stammformen der Säugetiere anderseits. Nunmehr enthält
die rechte Hälfte des Herzens bloß venöses, die linke Hälfte bloß
arterielles Blut, wie es bei aüen Vögeln und Säugetieren der
Fall ist. Die rechte^ Vorkammer erhält ihr karbonisches oder
venöses Blut aus den Körpervenen, und die rechte Kammer treibt
dasselbe durch die Lungenarterien in die Lungen. Von hier kehrt
das Blut als arterielles oder oxydisches Blut durch die Lungenvenen
zur linken Vorkammer zurück und wird durch die linke
Kammer in die Körperarterien getrieben. Zwischen Lungenarterien
und Lungenvenen liegt das Kapillarsystem des kleinen
Fig 454. Die fünf Arterienbogen der Schädeltiere (1— 5) Im Hg ursprünglichen
Anlage, a Arterienstiel, a Aortenstamm, c Kopfartene (Carotis; vorderste
Fortsetzung der Aortenwurzeln). Nach Rathke.
Fie 4 « . Die fünf Arterienbogen der Vögel; die hellen Teile der Anlage
verschwinden; mir die dunklen TeUe bleiben erhalten. _ Buchstaben wie m Fig. 454- j Schlüsselbeinarterien (Subdavien), y> Lungenartene, -p Aeste derselben, c. äußere
Carotis, c " innere Carotis. Nach Rathke.
Fig « 6 . Die fünf Arterienbogen der Säugetiere; Buchstaben wie
in Fig. 455- ® Wirbelarterie, b Botanischer Gang (beim Embryo offen, spater geschlossen).
Nach Rathke.
oder Lungenkreislaufs. Zwischen Körperarterien und Körpervenen
hegt das Kapillarsystem des großen oder Körperkreislaufs.
Nur in den höchsten beiden Wirbeltierklassen, bei den Vögeln
und Säugetieren, ist diese voüständige Trennung beider Kreislaufbahnen
vollendet. Uebrigens ist diese Vollendung in beiden
Klassen unabhängig voneinander erfolgt, wie schon die ungleiche
Ausbildung der Aorten lehrt. Bei den Vögeln ist die rechte
Hälfte des vierten Arterienbogens zum bleibenden Aortenbogen
(Arcus aortae) geworden (Fig. 455)- Hingegen ist dieser letztere